Die Europäische Zentralbank (EZB) dreht die Geldhähne weit auf: Die Währungshüter stocken nicht nur ihr Anleihekaufprogramm von 60 Milliarden Euro monatlich auf 80 Milliarden auf, sie wollen künftig auch Unternehmensanleihen aus dem Euroraum kaufen. Zwar sind Details dazu noch nicht bekannt, doch Bernard Lalière, der zwei High-Yield-Fonds mit Europa-Fokus verantwortet, sieht positive Effekte für Hochzinspapiere.

Börse Online: Der Markt für Hochzinsanleihen ist herausfordernd geworden. Bereits 2015 warf die Anlageklasse nicht mehr so viel ab. Wie blicken Sie in die Zukunft?


Bernard Lalière:

Wir sind zuversichtlich. Vor allem Titel aus Europa sind für uns noch immer aussichtsreich. Während der US-Markt stark von Emittenten im Energiesektor abhängig ist und es in diesem Bereich kürzlich einige Ausfälle gegeben hat, fällt der Energiesektor am Markt für europäische High-Yield-Papiere weitaus weniger ins Gewicht. Hinzu kommt, dass europäische Emittenten bessere Bonitätsnoten erhalten und ein weitaus größerer Teil der Anleihen besichert ist. Die jüngsten Kursrückgänge sehen wir bei europäischen Hochzinspapieren daher eher als Chance. Das spiegelt sich auch in den Spreads wider: Moody’s rechnet bis August 2016 mit Ausfallraten von bis zu 3,1 Prozent. Der derzeitige Spread von 616 Basispunkten liegt deutlich über der gerechtfertigten Risikoprämie für die erwarteten Default- und Liquiditätsrisiken.

Was zeichnet den europäischen Hochzinsmarkt aus?


Im Vergleich zum Markt in den USA tummelt sich in Europa mehr Qualität. Zwar ist das Marktvolumen deutlich geringer, doch hat sich der Markt für europäische Hochzinsanleihen in den jüngsten Jahren gut entwickelt. Es gibt Emittenten aus vielerlei Bereichen. Hinzu kommt, dass der Regulierungsrahmen Basel III die Finanzierung von Unternehmen mit einer schlechten Bonität teuer gemacht hat. Als Ergebnis finden wir heute in Europa solide finanzierte Unternehmen vor, die ihre Fremdkapitalquoten zuletzt auch nicht erhöht haben. Zwar sehen wir den Kreditzyklus weit fortgeschritten, doch gehen die Emittenten nicht so stark ins Risiko wie beispielsweise 2007. Und noch ein weiterer Punkt spricht für den europäischen Hochzinsmarkt. Wie die Zahlen von Moody’s zeigen, steht die große Refinanzierungswelle erst nach 2018 an.

Welche Rolle spielt die Notenbank?


Die EZB stützt mit ihrem Kurs natürlich indirekt auch Unternehmensanleihen aus dem High-Yield-Bereich. Die Käufe von Staatsanleihen lassen die Renditen sinken und führen dazu, dass Anleger verstärkt nach Alternativen suchen. Europäische High-Yield-Papiere sind aus unserer Sicht die beste Alternative für Investoren, die auf der Suche nach Erträgen sind. Das gilt seit der jüngsten Entscheidung durch die EZB umso mehr.

Warum?


Da nun bereits ein Rating mit Investment Grade ausreicht, damit die Notenbank die Anleihe aufkaufen darf, erwarten wir einen Effekt auch auf Anleihen, die teils schlechtere Bonitätsnoten erhalten. Weiterhin rechnen wir damit, dass der Risikoappetit aufgrund der zunehmenden Unterstützung durch die EZB steigt und einige Investoren in Richtung Hochzinsanleihen umschichten.

Sind Aktien also doch nicht alternativlos?


Aus unserer Sicht nicht. Aktien sind eine eigene Anlageklasse. Im Gegensatz zu Aktien sehen wir bei High-Yield-Corporates ein attraktiveres Chance-Risiko-Verhältnis. Die Korrelation zwischen Aktien und Hochzinspapieren liegt bei 50 Prozent. Gerade während turbulenter Börsenphasen können sich Unternehmensanleihen bewähren und bieten Anlegern ein Plus an Sicherheit. Da High-Yield-Corporates genau wie Aktien negativ mit Bundesanleihen korreliert sind, sind sie eine gute Alternative für den risikoaversen Investor.

Sie bieten im europäischen High-Yield-Bereich zwei Fonds an. Was zeichnet sie aus?


Unser Petercam L Bonds EUR Corporate High Yield eignet sich für Anleger, die das Maximum aus dem Markt für Hochzinsanleihen herausholen wollen. Der Fonds deckt das gesamte Laufzeitspektrum ab und kombiniert die klassische Unternehmensanalyse der Unternehmen mit einer volkswirtschaftlichen Einschätzung. Bei der Analyse unserer Emittenten achten wir stark auf die künftige -Entwicklung von Cashflows und Liquidität. Papiere, die wir als riskant einschätzen, kaufen wir nur, wenn sie sehr preiswert sind.

Auf Seite 2: Und der zweite Fonds?





Und der zweite Fonds?


Unser anderes Produkt ist der Petercam L Bonds EUR High Yield Short Term. Hier setzen wir nur auf Restlaufzeiten unter vier Jahren und senken so das Zinsrisiko. Der Fonds fokussiert sich auf den Kapitalerhalt und ist an keinen Vergleichsindex gebunden. Einzigartig ist bei diesem Fonds das quantitative Verfahren, mit dem wir die Volatilität der Spreads sowie das Risiko für Ausfälle in unserem Portfolio deutlich senken.

Wie funktioniert das?


Wir überwachen die Spreads sämtlicher Papiere in unserem Anlageuniversum und versuchen, mithilfe der Standardabweichung das Optimum zwischen zu geringen Risikoprämien und zu großen Risiken zu finden. Da unser Kurzläuferprodukt den Fokus auf den Kapitalerhalt legt, ist dies besonders wichtig. Die statistische Auswertung führen wir bereits am Anfang unseres Investmentprozesses durch. So gehen wir beim Risiko keine Kompromisse ein.

Für welche Investoren eignen sich die Fonds?


Da gibt es kein festes Schema. Auch die Frage nach einem Entweder-Oder stellt sich nicht. Viele unserer institutionellen Kunden kombinieren beide Produkte miteinander. Wir sehen unsere Fonds als effektive Portfoliobausteine, um bei einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis die Diversifikation zu steigern. Diesen Effekt wünschen sich sämtliche Investoren.

In den vergangenen Jahren sind zunehmend Anbieter börsengehandelter Indexfonds (ETFs) in den Anleihebereich vorgedrungen. Sie sehen Wachstumschancen vor allem mit Smart-Beta-Produkten. Spüren Sie den Atem der Konkurrenz im Nacken?


Ganz klar: nein. Selbst der smarteste Index kann auf die täglichen Herausforderungen am Markt für High-Yield-Papiere nur unzureichend reagieren. Darüber hinaus sehen wir bei der Kombination aus Hochzinsanleihen und ETFs ein Liquiditätsproblem. Die Liquidität hat während der vergangenen Jahre immer weiter abgenommen. Indexfonds mögen wegen der Aktivität der Emittenten als Market Maker zwar gut handelbar sein, doch kommt es auf die Handelbarkeit der Bonds selbst an. Diese leidet unter der geringen Liquidität am Markt. Viele Investoren vertrauen im Bereich der Hochzins-papiere daher zu Recht auf aktiv verwaltete Produkte.