€uro am Sonntag: Der aktivistische US-Aktionär Daniel Loeb ist mit dem Hedgefonds Third Point bei Shell eingestiegen und fordert die Zerschlagung, um Wertsteigerungen zu realisieren und den Ölriesen klimagerechter aufzustellen. Die Fondsgesellschaft Union Investment hat 100 Millionen Euro bei Shell investiert und verfolgt auch Klimaschutzziele. Was halten Sie als Shell-Aktionär vom Einstieg Loebs?
Sébastien Buch: Es kann schon sein, dass eine solche Aufteilung von Shell in ein Unternehmen für fossile Brennstoffe und eines für erneuerbare Energien kurzfristig zu einem insgesamt höheren Börsenwert beider Firmen führt.
Die Shell-Führung lehnt das ab. Kann der Aktivist die Shell-Aktionäre überzeugen?
Loeb ist bekannt dafür, dass er lautstark seine Forderungen stellt. Aber nicht nur das Management von Shell ist dagegen. Auch im Aktionärskreis wird er dafür wohl kaum eine Mehrheit bekommen.
Muss Shell nicht so rasch wie möglich klimafreundlicher aufgestellt werden?
Loebs Vorstoß führt gerade mit Blick auf die Klimaziele auf einen Irrweg. Denn das Geschäftsmodell von Shell beruht ja gerade darauf, dass mit den Erträgen aus dem Öl- und Gasgeschäft die Transformation hin zu erneuerbaren Energien finanziert und umgesetzt werden kann. Würde man Shell aufteilen, würde das fossile Geschäft weitermachen wie bisher mit seinen klimaschädlichen Folgen, während sich die Investoren nur auf den grünen Teil konzentrierten.
Loeb hat schon Konzerne wie Walt Disney und Nestlé in Bedrängnis gebracht und bei Yahoo und Intel sogar die Chefs gestürzt. Unterschätzen Sie ihn nicht?
Nein, Loebs Vorstoß hat wenig Chancen, wir sehen ihn kritisch und unterstützen ihn nicht. Auch weil Union Investment eine langfristige Anlagepolitik hat.