"Der niedrige Ölpreis lässt den Deutschen mehr Geld für den Konsum, der niedrige Euro schiebt die Exporte an", erklärte Timo Wollmershäuser, Konjunkturchef des Ifo-Instituts. 2016 soll das Plus mit 1,8 Prozent ähnlich kräftig ausfallen.

Die Institute sind damit optimistischer als etwa der Internationale Währungsfonds (IWF), der in diesem Jahr mit einem Anziehen der Konjunktur von 1,6 Prozent rechnet, während die Bundesregierung bislang nur 1,5 Prozent erwartet. Letztere dürfte aber ihre Prognose kommende Woche ebenfalls anheben, dient doch das Frühjahrsgutachten als Grundlage dafür.

Als Stütze der Konjunktur sehen die Experten vor allem den privaten Konsum. "Er profitiert vom Ölpreisverfall, der die Kaufkraft der Verbraucher stärkt", hieß es. In diesem Jahr dürfte die Inflationsrate bei lediglich 0,5 Prozent liegen, bedingt vor allem durch niedrigere Ölpreise. Im kommenden Jahr müssen sich die Deutschen auf wieder stärker steigende Preise einstellen: Sie sollen dann um 1,3 Prozent zulegen.

Auf Seite 2: "MINDESTLOHN DÄMPFT"



"MINDESTLOHN DÄMPFT"

"Zudem wird der Konsum von steigenden Löhnen in Folge der guten Arbeitsmarktlage angeregt", ergänzten die Forscher. Die Zahl der Erwerbstätigen soll in diesem Jahr erstmals über der Marke von 43 Millionen liegen, die Arbeitslosenquote bis 2016 auf 5,9 (2014: 6,7) Prozent sinken. "Die Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns führt allerdings zu Rückgängen bei der geringfügigen Beschäftigung", sagen die Institute voraus.

Positive Impulse werden auch von den Exporten erwartet. "Die Weltwirtschaft dürfte sich im Verlauf dieses Jahres zunächst weiter beleben", erwarten die Gutachter. "Die Abwertung des Euro wird die Konjunktur dabei weiter beleben." Sie macht deutsche Waren in wichtigen Märkten wie den USA und China billiger und verteuert zugleich Konkurrenzprodukte aus Übersee auf dem Heimatmarkt. Die Folge: Der Überschuss in der Leistungsbilanz dürfte in diesem Jahr auf den Rekordwert von 256 Milliarden Euro klettern - das sind 8,5 Prozent der Wirtschaftsleistung. 2016 sollen es sogar 266 Milliarden Euro sein. Die Exportüberschüsse werden von den USA und der EU-Kommission immer wieder kritisiert, weil zu starke Ungleichgewichte die Stabilität des Wirtschaftssystems gefährden.

Das Frühjahrsgutachten erstellen vier Forschungsinstitute. Dazu gehören das Berliner DIW, das Münchner Ifo-Institut, das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen und das IWH aus Halle.

Reuters