Sparen, Staatseinnahmen erhöhen und verkrustete Strukturen aufbrechen - das muss nicht nur Griechenland, sondern auch die Grande Nation. Der jüngste Bericht des nationalen Statistikinstituts Insee zeigt den Ernst der Lage. Allein in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres wuchs die Staatsverschuldung um 51 Milliarden Euro auf 97,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Ein Grund für den Anstieg sind großzügige Sozialleistungen. Diese müssen gekürzt werden, sonst wird die jährliche Neuverschuldung weiterhin über drei Prozent liegen. Aktuell beträgt das Haushaltsdefizit 4,4 Prozent. Paris erfüllt seit acht Jahren nicht mehr die für die Mitgliedsstaaten der Eurozone geltenden Stabilitätskriterien.

Auch die Entwicklungen auf dem Jobmarkt zwingen Premier Manuel Valls und Staatspräsident François Hollande zu handeln. Laut Insee wird die Arbeitslosenrate in diesem Jahr auf 10,6 Prozent steigen - es wäre der höchste Stand seit 17 Jahren. Um die Beschäftigung nachhaltig zu beleben, müsste die Wirtschaft kräftig zulegen. Doch für 2015 wird ein Plus von nur einem Prozent erwartet. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bremst eine im Vergleich zu anderen europäischen Ländern deutlich höhere Steuerlast die Investitionsbereitschaft französischer Unternehmer.

Nach Jahren des Stillstands ist nun in Paris jedoch der Reformeifer erwacht. Ein großer Wurf ist der Regierung zwar noch nicht gelungen, dazu sind die Widerstände innerhalb der regierenden Sozialistischen Partei zu groß. Bislang wurde lediglich beschlossen, die Anzahl der verkaufsoffenen Sonntage im Jahr von fünf auf zwölf zu erhöhen. Zudem wurden den Unternehmen bei Arbeitsgerichtsprozessen Erleichterungen eingeräumt. Nach wie vor aber gehen die Franzosen mit 62 Jahren in Rente, auch bleibt es bei der 35-Stunden-Woche. Doch Valles und Hollande kündigten bereits weitere Reformschritte an.

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Kursverluste bei Zinserhöhungen



Werden diese Reformen tatsächlich umgesetzt, dann hat die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt eine gute Chance, nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, sondern auch eine Verschlechterung ihrer Kreditwürdigkeit zu vermeiden. Die Ratingagentur Moody’s hat die Bonitätseinstufung "Aa1" derzeit mit negativem Ausblick versehen. Sollte die Agentur den Daumen endgültig senken, würde der Kurs des vor Kurzem emittierten Bonds mit Fälligkeit im Jahr 2041 sinken. Kursverluste sind ebenfalls zu erwarten, sollten die Zinsen in der Eurozone wieder anziehen. Das Papier eignet sich daher in erster Linie für Investoren, die bis zur Fälligkeit engagiert bleiben wollen. Und mit dem jährlichen Kupon in Höhe von 4,5 Prozent lässt sich ein breit diversifiziertes Portfolio sehr gut stabilisieren.