Steigende Preise und höhere Bauzinsen setzen Immobiliensuchenden zu. Die Frustration wächst und der Traum vom Eigenheim bröckelt gewaltig. Von Simone Gröneweg
Für immer mehr Menschen hierzulande rückt der Traum vom Kauf eines Eigenheims in die Ferne. Viele halten eine eigene Immobilie mittlerweile für unerschwinglich, ergab eine Studie des Baugeldvermittlers Interhyp. Dazu wurden 1000 Immobiliensuchende sowie Käufer und Käuferinnen befragt. 65 Prozent der Befragten bezeichneten die Immobilienpreise als abschreckend, 44 Prozent sehen sie als abgekoppelt vom wahren Wert und 51 Prozent der Interessenten halten einen Kauf in ihrer Region für gar nicht oder kaum noch leistbar. Und für fast ein Drittel ist die Anschaffung der eigenen Immobilie nur wegen eines Erbes oder einer Schenkung möglich gewesen.
Besonders bitter: Beim Preisanstieg ist erst einmal kein Ende in Sicht: Die Daten von Interhyp zeigen, dass Immobilienerwerber im ersten Quartal 2022 noch mehr Geld aufbringen mussten. Die durchschnittlichen Kosten für den Bau oder Kauf einer Immobilie inklusive Nebenkosten lagen bei 540 000 Euro, was einem Plus von 14 Prozent zum Vorjahresquartal entspricht. Im ersten Quartal 2021 lag die Steigerung noch bei neun Prozent. Wer derzeit in größeren Städten nach einer Immobilie sucht - egal ob Einzimmerwohnung oder Haus, muss mit deutlich höheren Kosten rechnen. In München liegt der Durchschnittspreis bei 905 000 Euro und in Hamburg bei 750 000 Euro.
"Viele der von uns Befragten haben das Gefühl, dass die Preise ‚unaufhörlich ins Unermessliche` steigen", kommentierte Jörg Utecht, Vorstandsvorsitzender der Interhyp Gruppe, die Untersuchung. Etwa die Hälfte der Befragten, die in den kommenden ein bis zwei Jahren eine Immobilie kaufen möchten, gab an, dass ein Immobilienkauf in der Wunschregion kaum bis gar nicht leistbar sei. Neben den steigenden Immobilienpreisen erschweren mittlerweile auch die gestiegenen Bauzinsen eine Finanzierung. Der Zins für einen zehnjährigen Immobilienkredit hat sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt und steht jetzt bei etwa zwei Prozent. Utrecht rechnete vor, dass ein 0,5 Prozent höherer Zins bei einem 300 000-Euro-Darlehen monatlich 125 Euro zusätzliche Zinskosten verursache. "Damit Immobilien für breite Bevölkerungsschichten wieder leistbarer werden, sind passendere staatliche Anreize, wie zum Beispiel Erleichterungen bei der Grunderwerbsteuer, nötig", meint er.