WIE GEHT ES MIT DEM AUSLAUFENDEN RETTUNGSPROGRAMM WEITER?
Noch ist das zweite Rettungsprogramm der Euro-Partner für das Land nicht abgeschlossen. Eine vereinbarte letzte Zahlung von 1,8 Milliarden Euro, die ursprünglich schon geflossen sein sollten, steht immer noch aus. Mit der in Griechenland verhassten Troika aus Europäischer Zentralbank (EZB), Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Union hat sich das Land bislang nicht über die Einhaltung von damit verbunden Auflagen einigen können - das Programm wurde daher um zwei Monate verlängert. Wie es damit nun weitergeht und ob es überhaupt noch zu dieser Zahlung kommt, ist völlig offen. Der IWF kündigte an, die Verhandlungen würden mit der neuen Regierung weitergeführt. Immerhin stellte der Fonds fest: Aktuell dringenden Finanzbedarf habe Griechenland keinen.
WIRD GRIECHENLAND WEITEREN BEISTAND ERHALTEN?
Nicht nur der IWF, sondern auch Griechenland selbst, sieht nach Abschluss des laufenden Hilfsprogramms weiteren Bedarf an Finanzbeistand. Ein neues Hilfsprogramm lehnt schon die aktuelle griechische Regierung ab, denn weitere harsche Sparauflagen wird die Bevölkerung kaum akzeptieren. Daher ist bei den Euro-Finanzministern inzwischen von einer Kreditlinie für das südeuropäische Land die Rede, auf die es bei Bedarf zur Absicherung zurückgreifen kann. Allerdings wird auch diese an Auflagen geknüpft sein - wenn auch vermutlich nicht so scharfe, wie bei den traditionellen Rettungsprogrammen. Damit müsste sich eine neue Regierung - egal welchen Lagers - erneut auf Handlungsbeschränkungen einstellen müssen.
KAPITALMARKTZUGANG NUR BEI HOHEN ZINSEN
Ein weiterer Knackpunkt könnte der Zugang Griechenlands zum Kapitalmarkt werden. Dank der Erfolge bei der Konsolidierung des Staatshaushalts, den Reformen und der Rückkehr auf den Wachstumspfad konnte sich die griechische Regierung schon im ablaufenden Jahr zwei Mal Milliardensummen am Kapitalmarkt beschaffen. Samaras kündigte daher schon vor Monaten an, den Finanzbedarf 2015 weitgehend alleine am Kapitalmarkt decken zu können. Allerdings ließen die Vorboten der jüngsten politischen Turbulenzen die Zinsen, die Griechenland für Kapitalbeschaffungen an den Märkten zu zahlen hat, in den letzten Tagen und Wochen wieder kräftig steigen. Nach der gescheiterten Präsidentenwahl und der Ankündigung der Neuwahl am Montag rauschten die Renditen für zehnjährige Griechenland-Anleihen dann auf über neun Prozent nach oben. Zudem verteuerte sich die Absicherung der Staatspapiere gegen einen Zahlungsausfall kräftig.
KOMMT ES ZU ANSTECKUNGSGEFAHREN IN DER EURO-ZONE?
Dass Griechenland mit seinen jüngsten Wirrungen so mühsam zurückgewonnenes Vertrauen an den Märkten wieder verspielt hat, zeigen die Marktreaktionen, wie auch der Kursrutsch an der Börse von Athen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das auch wieder auf die Euro-Zone als Ganzes drücken könnte. Italiens Regierung fürchtet dennoch keine Ansteckungsgefahr. Und auch der CSU-Finanzpolitiker Hans Michelbach hält das Risiko, dass die Euro-Zone erneut in Probleme geraten könnte, für gering.
Reuters