Seit Sonntagnacht dürfen Flüge von dort nicht mehr in Deutschland und zahlreichen anderen Staaten landen. Obwohl der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charite davon ausgeht, dass die Variante bereits in Deutschland ist, sieht er keinen Grund zu übertriebener Sorge: "Davon darf man sich jetzt auch wirklich nicht irgendwie aus der Ruhe bringen lassen", sagte er im Deutschlandfunk. Er gehe davon aus, dass eine Impfung auch gegen diese Variante wirke.
Den Landeverboten für Flieger von der Insel schlossen sich am Montag zahlreiche andere europäische Staaten an. Frankreich schränkte zudem den Lkw-Verkehr ein, was die Briten mitten in der heißen Phase der Brexit-Verhandlungen kurz vor Ablauf der Übergangsfrist traf: Die Lebensmittel-Ketten wie Sainsburys warnten vor Engpässen bei Obst und Gemüse in den nächsten Monaten.
Auf EU-Ebene wurde versucht, dass Vorgehen zu koordinieren, um Einreisen über Drittländer zu unterbinden. "Denn es ist natürlich wichtig, dass es eine Regelung ist, die für alle gilt", sagte Bundesaußenminister Heiko Maas. Auch in Indien, Hongkong, Kanada oder Argentinien dürfen Flugzeuge aus Großbritannien nicht mehr landen. An deutschen Flughäfen gestrandete Passagiere aus dem Vereinigten Königreich werden gezielt auf das mutierte Virus untersucht. Bei einigen Flugreisenden wie einem Passagier in Hannover wurde zwar eine Infektion festgestellt, unklar ist aber noch, ob es sich um die neue Variante handelt.
VERBREITET SICH DIE VARIANTE WIRKLICH SCHNELLER?
Das mutierte Virus wurde bereits im September entdeckt. Noch ist aber unklar, wie es sich auf die Pandemie auswirkt. Ein schwerer Krankheitsverlauf wurde nicht beobachtet. Allerdings gab es Anzeichen aus dem Südosten Englands, dass es ansteckender ist als bisherigen Mutationen.
Dies ist aber nicht abschließend geklärt, wie auch der Virologe Drosten betonte. Dafür müssten noch mindestens diese Woche Informationen abgewartet werden. Schließlich habe es in Großbritannien regional unterschiedlich strenge Corona-Maßnahmen gegeben. Deshalb sei die Frage, ob die Virus-Variante überhaupt für regional stark steigende Infektionszahlen verantwortlich sei oder eher ein nicht so strenger Lockdown. "Spült dieses Virus mit dieser Welle hoch, oder ist das Virus dafür verantwortlich, dass diese Welle entstanden ist?", sagte Drosten. Bei den geplanten Impfungen gab Drosten einstweilen Entwarnung: Er erwarte nicht, dass die Virus-Art diese weniger effektiv mache.
Am Montag wurde erwartet, dass die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) die Zulassung eines ersten Impfstoffs in der EU genehmigt. Ab 27. Dezember könnte dann auch in Deutschland mit Impfungen begonnen werden. Der Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer ist bereits in den USA und auch in Großbritannien per Notfallgenehmigung seit diesem Monat im Einsatz.
In Deutschland blieben die vom Robert-Koch-Institut gemeldeten Neuinfektionen mit über 16.600 am Montag auf dem hohen Niveau der Vorwochen. Die sogenannte 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Infektionen pro 100.000 Einwohner über eine Woche, stieg auf eine Rekordhoch von 197.
rtr