Endlich war es wieder so weit: Am 5. August startete die Bundesliga in ihre 60. Saison. Ab sofort bestimmt wieder König Fußball das wöchentliche Geschehen. Mit Spannung verfolgen dann nicht nur Sportler und Fans das Geschehen auf dem Rasen. Denn hinter dem Sport stecken inzwischen enorme Geldsummen, nicht nur durch Sponsoren. Wer von den sportlichen Ereignissen monetär profitieren will, könnte zu Sportwetten greifen oder sein Glück beim Tippspiel probieren. Es gibt aber auch einen anderen Weg: Einige Fußballvereine sind börsennotiert, sodass sich Fans und Anleger ein Stück ihres Lieblingsvereins ins Depot legen und von sportlichen und finanziellen Erfolgen profitieren können. Anleger investieren mit Fußball-Aktien in einen Milliardenmarkt.
In Deutschland werden Investoren allerdings nur bedingt fündig, ganze zwei Vereine haben eine Börsennotierung. Zum einen ist da der amtierende Vizemeister Borussia Dortmund, seit Jahren erster Bayern-Verfolger. Nach einer spektakulären Transfer-Offensive will der Ruhrpott-Klub diese Saison die Bayern an der Spitze attackieren. Der zweite deutsche Verein ist die Spielvereinigung Unterhaching. 2019 wagte der Klub aus dem Münchner Vorort den Sprung aufs Börsenparkett. Mit dem frischen Kapital wollte der damalige Drittligist Kurs Richtung zweite Bundesliga nehmen, doch es kam anders. Die SpVgg spielt mittlerweile in der Regionalliga Bayern.
Angesichts der übersichtlichen Auswahl in Deutschland lohnt sich ein Blick nach Europa: Über eine Börsennotierung verfügen beispielsweise die renommierten Großklubs Manchester United aus der englischen Premier League sowie der italienische Spitzenverein Juventus Turin. Ebenfalls als Aktie zu finden sind Vereine wie Sporting Lissabon, AS Rom, Celtic Glasgow oder Ajax Amsterdam.
Finanzielle Spannung
Als Teil der Unterhaltungsindustrie litten Fußballvereine stark unter den Corona-Restriktionen, durch Geisterspiele gingen Millionen an Zuschauereinnahmen verloren. Die Borussia aus Dortmund beispielsweise nimmt bei einem ausverkauften Heimspiel durch Ticketverkäufe und Catering nach eigenen Angaben bis zu vier Millionen Euro ein. Diese Umsätze blieben in der vergangenen Saison mitunter aus, als Vereine etliche Geisterspiele, also ohne Zuschauer, abhalten mussten. Für das Mitte 2021 abgeschlossene Geschäftsjahr hatte der BVB einen Jahresverlust von mehr als 70 Millionen Euro vermelden müssen und in der Folge eine Kapitalerhöhung durchgeführt. Entsprechend ruhen die Hoffnungen auf einer Rückkehr zur Normalität in dieser Saison. Ob es so kommen wird, ist ungewiss, schließlich könnte eine erneute Corona-Welle im Herbst wieder für leere Stadien sorgen.
Für die Vereine sind die Einnahmen neben Transfererlösen die wichtigsten Einnahmequellen. Diese sind besser planbar als Gewinn oder Verluste in Transferperioden. Dabei zuletzt in den Schlagzeilen: der FC Barcelona. Die Katalanen sitzen auf enormen Schulden, gaben in diesem Sommer mit über 150 Millionen Euro jedoch mehr für Transfers aus als jeder andere europäische Verein. Ermöglicht wird dies durch den Verkauf langfristiger Übertragungsrechte sowie eines Teils des Vereinsstudios für audiovisuelle Produktionen. Weiteres Geld brachte der Verkauf der Namensrechte am Stadion von Barca. Der Streaming-Riese Spotify sicherte sich diese und überweist bis 2026 jährlich bis zu 70 Millionen Euro, damit Europas größtes Stadion nun "Spotify Camp Nou" heißt. Da der Klub die Einnahmen aus den Verkäufen jedoch zum Großteil für Transfers nutzt, bleiben die Schulden hoch. Auch börsennotierte Vereine wie Manchester United oder Juventus Turin schleppen gewaltige Schuldenberge mit sich herum.
Erfolg nicht nur monetär
Doch ist das überhaupt ein Problem? Schließlich sollten bei der Frage nach Erfolg nicht nur finanzielle Aspekte berücksichtigt werden. Bei Unternehmen wie Apple oder Amazon wird der Erfolg eines Jahres an Kennzahlen wie Umsatz und Gewinn bemessen. Bei Fußballvereinen spielt vor allem das sportliche Abschneiden wie die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb eine Rolle, weil das direkt mit finanziellen Mitteln zusammenhängt. Um einen der begehrten Plätze zu erreichen, sind mitunter hohe Ausgaben verbunden. Ein Blick auf die Vereine zeigt ein gemischtes Bild: Der BVB hat sich als Bayern-Jäger etabliert, in der Champions League schied man aber zuletzt recht früh aus.
Juventus Turin wurde in den vergangenen zehn Jahren achtmal Meister in Italien, Ajax Amsterdam immerhin fünfmal in den Niederlanden. In der Königsklasse stürmte der Klub 2019 völlig überraschend bis ins Halbfinale der Champions League, der Aktienkurs legte massiv zu. Nach einem Hinspielsieg kassierte das Team im Rückspiel in letzter Minute noch das Gegentor, was das Ausscheiden aus dem wichtigsten Vereinswettbewerb bedeutete. Am folgenden Tag büßte das Papier massiv ein. Und Manchester United läuft den eigenen Ansprüchen seit Jahren hinterher, spielt in dieser Saison nur Europa League.
Von finanziell lukrativen europäischen Wettbewerben ist die Spielvereinigung Unterhaching weit entfernt und denkt entsprechend in anderen Größenordnungen. Als Stürmer Karim Adeyemi von RB Salzburg zum BVB wechselte, zog die Aktie kräftig an. Der Grund: Als Ausbildungsverein des Stürmers erhielt Unterhaching über eine Weiterverkaufsbeteiligung einen höheren einstelligen Millionenbetrag. Viel Geld für ein Team in der vierten Liga.
Bei allen Unsicherheiten sehen Analysten auch Positives. In einer Studie zum Papier von Manchester United hob die Deutsche Bank die Stärken hervor. Der Verein sei "eine der bekanntesten Sportmarken der Welt, was es dem Team ermöglicht, seine Position durch Übertragungsrechte, Sponsoring, Merchandising und Ticketing schrittweise zu monetarisieren", schrieben die Analysten. Eine hohe Volatilität bei Einnahmen aufgrund der sportlichen Leistung sieht die Deutsche Bank kaum: Mehr als 60 Prozent stammten aus Werbung und Spieltagsumsätzen. Diese seien weitestgehend immun gegen die jährliche Leistung einer Mannschaft.
Nervenkitzel geboten
In der Vergangenheit waren die Papiere für Anleger allerdings kein Volltreffer, auch Analysten befassen sich bisher wenig mit den Anteilsscheinen der Vereine. Durch die Rückkehr der Fans und die Aussicht auf wieder steigende Einnahmen scheinen Fußball-Aktien aber ein spannender Bereich des Re-Opening. Allerdings sind sie eigenen Einflussfaktoren unterworfen, die nicht nur ökonomisch sind. Einzelne Spiele oder Ereignisse können großen Einfluss auf den Kurs nehmen, dazu kommen teils komplizierte Eigentümerverhältnisse. Spannung ist also geboten.
INVESTOR-INFO
Borussia Dortmund
Schwarz-gelbes Comeback
Der BVB hat sich als Nummer 2 in Deutschland etabliert. Dank hochkarätiger Neuzugänge könnte der Klub auch nach dem Abgang von Starspieler Erling Haaland in dieser Saison um den Titel in der Bundesliga kämpfen. In der finanziell lukrativen Champions League werden die Gruppen erst noch ausgelost. Nach einem Millionenverlust im vergangenen Jahr hängt vieles davon ab, ob es im Herbst neue Corona-Restriktionen geben wird. Auf dem aktuellem Niveau scheint die Aktie eine Spekulation wert.
Spvgg Unterhaching
Eine Aktie für Fans
Die Spielvereinigung aus dem Münchner Vorort spielt inzwischen in der Regionalliga, nach gutem Saisonstart besteht Hoffnung auf eine Rückkehr in den Profibereich. Dieser könnte neue Fantasie bringen. Bei Verkäufen von Talenten sind unmittelbar oder später durch Beteiligungen neue finanzielle Mittel möglich. Viel Kursfantasie scheint es bei dem Papier aktuell nicht zu geben, auch aufgrund des überschaubaren Handelsvolumens. Die Aktie ist eher etwas für Fans des Vereins.
Bilanzkapitalisierung
Hohe Verbindlichkeiten
Der FC Barcelona verfügte 2020/21 über das niedrigste Betriebskapital (Umlaufvermögen minus kurzfristige Verbindlichkeiten) unter den europäischen Fußballklubs. Auch Manchester United und Juventus konnten Verbindlichkeiten nicht vollends decken, anders als Deutschlands Primus Bayern München.