Frühester Termin wäre damit das übernächste Wochenende (16./17. Mai). Den genauen Starttermin soll die Deutsche Fußball-Liga (DFL) selbst festlegen. Die Bundesliga wäre damit die erste der wichtigen Fußball-Ligen in Europa, die den Spielbetrieb in der Coronakrise wiederaufnimmt. DFL-Geschäftsführer Christian Seifert sagte, Fußballspiele ohne Stadion-Zuschauer seien nicht ideal. "Es ist in einer für einige Clubs existenzbedrohenden Krise allerdings die einzige Möglichkeit, den Fortbestand der Ligen in ihrer jetzigen Form zu bewahren."
Einem Drittel der 36 Erst- und Zweitligavereine hätte bei einem Abbruch der Saison die Pleite gedroht, vor allem weil sie dann auf die Erlöse aus den Fernseh-Übertragungsrechten für die Bundesliga-Spiele hätten verzichten müssen - rund 300 Millionen Euro. Um die Vereine zahlungsfähig zu halten, hatte Seifert mit den Sendern - allen voran der Pay-TV-Plattform Sky - rasche Zahlungen ausgehandelt, sobald wieder gespielt wird. Er arbeitet angesichts des Verbots von Großveranstaltungen bereits seit März auf Geisterspiele hin.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nannte das Konzept der DFL für den Neustart auf einer Pressekonferenz mit Merkel "mehr als vertretbar", verwies aber darauf, dass das Thema in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert werde. Von einer "Extrawurst" für den Profi-Fußball war vielfach die Rede. Das Votum im Bund-Länder-Gremium sei einstimmig gewesen, sagte der Hamburger Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD).
Die DFL will eine Ansteckungsgefahr unter den Spielern mit engmaschigen Virustests der rund 1700 Fußballer, ihrer Trainer und Betreuer verhindern. Damit lasse sich auch vermeiden, dass ganze Mannschaften in Quarantäne müssten, wenn sich ein Spieler infiziert. Das würde einen geregelten Spielbetrieb torpedieren. Bei einer ersten Serie waren zehn Tests positiv ausgefallen. Vor dem Neustart sollen die Mannschaften in ein Trainingslager unter Quarantäne-Bedingungen geschickt werden. Dieses müsse wegen der regelmäßigen Tests keine zwei Wochen dauern, erläuterte Söder.
"EIGENTOR" IN BERLIN
Seifert sprach von einer "großen Verantwortung für die Clubs und ihre Angestellten, die medizinischen und organisatorischen Vorgaben diszipliniert umzusetzen". Ein Live-Video des Hertha-BSC-Spielers Salomon Kalou aus der Kabine des Berliner Clubs hatte jüngst für Irritationen gesorgt, weil dort zu sehen war, dass Spieler mehrfach gegen die Richtlinien verstießen. Söder sprach von einem "Eigentor". Hertha BSC hatte den Stürmer von der Elfenbeinküste umgehend suspendiert.
Die Verantwortlichen der 36 Vereine der 1. und 2. Liga treffen sich am Donnerstag. Die ausstehenden neun Spieltage sollen möglichst bis Ende Juni über die Bühne gebracht werden. Bis dahin sollen auch die beiden Halbfinals und das Finale im DFB-Pokal ausgetragen werden - ebenfalls ohne Zuschauer. Die europäische Champions League soll bis August abgeschlossen werden, wie der türkische Fußballverband erklärte. Das Finale ist in Istanbul angesetzt.
Die anderen vier bedeutenden Fußball-Ligen in Europa sind von einem Neustart noch weit entfernt. In Italien und Spanien stehen internationale Spiele unter Verdacht, zur Verbreitung des Virus beigetragen haben. In Spanien, das neben Italien von der Pandemie am stärksten betroffen ist, hat La Liga ein ähnliches Konzept vorgelegt wie die DFL und hofft auf die ersten Spiele im Juni. In Italien gibt es Streit zwischen Politik und Verband, ob die Saison der Serie A überhaupt noch beendet werden kann. Die englische Premier League hat das Training wiederaufgenommen und denkt an Spiele ohne Zuschauer auf einem neutralen Platz. In Frankreich verfügte die Regierung den Abbruch der Saison. Dort wurde der souveräne Tabellenführer Paris St. Germain am Grünen Tisch zum Meister erklärt. In den Niederlanden und in Belgien wird die Saison ebenfalls nicht zu Ende gespielt.
Der Spielbetrieb war Mitte März wegen der sich ausbreitenden Virus-Pandemie abrupt beendet worden. In der Fußball-Bundesliga wurde zuletzt am 11. März gespielt: Borussia Mönchengladbach und der 1. FC Köln mussten ihr Nachholspiel bereits in einem leeren Stadion bestreiten. In der Europa League fanden am 12. März noch Spiele vor Publikum statt.
rtr