Das Projekt einer europäischen Super League als Konkurrenz zur Champions League hat Fans auf die Barrikaden gebracht und den Börsen eine kurze, aber heftige Fußballaktien-Hausse beschert.

Doch die Pläne einer geschlossenen Liga mit zunächst zwölf Spitzenklubs aus England, Spanien und Italien sind schon wieder geplatzt. Auch die Aktien von involvierten Klubs wie Juventus Turin oder Manchester United haben ihre zweistelligen Kursgewinne vom Wochenbeginn wieder abgegeben. So brachen etwa die Juventus-Titel am Mittwoch bis zu 13 Prozent ein.

An der Liga sollten 15 Vereine unabhängig vom sportlichen Erfolg teilnehmen, fünf Plätze würden jährlich neu vergeben. Die Pläne, die den Corona-gebeutelten Klubs beständige Millioneneinnahmen sichern sollten, hatten einen regelrechten Proteststurm ausgelöst und für Widerstand bei Fans, Spielern, Trainern und aus der Politik gesorgt. Großbritanniens Premierminister Boris Johnson hatte der Super League sogar mit dem Kartellrecht gedroht.

Nach dem Rückzug von sechs englischen Klubs hat auch Juventus-Präsident Andrea Agnelli das Projekt inzwischen für gescheitert erklärt. Agnelli zählt neben Real-Madrid-Präsident Florentino Perez zu den Hauptinitiatoren der Super League.

Aus Sicht der Fußballorganisation UEFA rückten mit dem Super-League-Projekt wirtschaftliche Interessen einseitig in den Vordergrund. Auch die deutschen Spitzenklubs Bayern München und Borussia Dortmund (BVB) hatten das Projekt abgelehnt. Real-Präsident Perez stellte die Super-League-Aktion dagegen als Ergänzung zu den nationalen Ligen dar - und als Maßnahme, den Fußball angesichts rückläufiger Zuschauerzahlen und Fernseherlöse zu retten -, "sonst sterben wir", sagte der Bauunternehmer wörtlich, zu dessen Konzern ACS auch die deutsche Tochter Hochtief gehört. Der deutsche Liga-Verband DFL konterte, Ursache der Finanznöte seien auch ausufernde Ausgaben spanischer und anderer Klubs insbesondere für Spielergehälter.

Treiber für Fußballaktien

Nach den geplatzten Super-League-Träumen herrscht erst einmal Katerstimmung bei den Fußballaktien. Manche Analysten fürchten jetzt weitere Einbußen bei den Titeln. Andere glauben, dass wohl erst dann neue Fantasie in die Papiere kommt, wenn Corona abflaut und die Zuschauer wieder in die Fußballstadien strömen.

Doch es gibt noch einen zweiten potenziellen Treiber. Die UEFA versucht derzeit nach einem Bloomberg-Bericht, zusätzliche Finanzmittel für ihre reformierte Champions League einzuwerben. Sie sei in Gesprächen mit dem Londoner Investor Centricus Asset Management über ein sechs Milliarden Euro schweres Finanzpaket für den Klubwettbewerb, der ab 2024 in einem neuen Format ausgetragen werden soll.

Der Deal mit Centricus sei seit Monaten in Planung, ein erfolgreicher Abschluss jedoch noch nicht sicher, heißt es. Ursprünglich sei es um vier Milliarden Euro gegangen, angesichts der Super-League-Pläne seien sechs Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden. Fans bemängeln, dass die UEFA damit selbst die Kommerzialisierung vorantreibt. Centricus war vor fünf Jahren vom Ex-Deutsche-Bank-Investmentbanker Nizar al-Bassam und dem Ex-Goldman-Sachs-Partner Dalinc Ariburnu in London gegründet worden. Das Unternehmen verwaltet ein Vermögen von 30 Milliarden US-Dollar. Centricus ist unter anderem als Investor am Fußballklub FC Basel beteiligt und Teil eines Konsortiums, das mit dem Weltfußballverband FIFA 25 Milliarden Dollar in neue Fußballturniere wie den Club World Cup stecken will.

Die Super League wiederum wollte ihre Gründungsmitglieder mit über drei Milliarden Euro locken, die von der US-Investmentbank JP Morgan kommen sollten. Die Bank hat mit dieser Aktion allerdings ein imageschädigendes Eigentor geschossen und den Einfluss der Fans auf den europäischen Fußball unterschätzt.