Gea stellt sich trotz eines kräftigen Gewinnanstiegs im vergangenen Jahr auf schwierige Zeiten ein. "Die Russlandkrise spüren wir mittlerweile wie andere auch in unserem Auftragseingang", sagte Konzernchef Jürg Oleas am Mittwoch. Zudem könnte die Finanzmisere in Griechenland neu aufflammen und die Investitionslaune eintrüben. Für das laufende Jahr schließt Oleas deshalb Gewinneinbußen nicht aus. Bestenfalls sei mit einem Ergebnisanstieg um knapp fünf Prozent zu rechnen. Seine Einkaufstour will Oleas fortsetzen und dem auf die Nahrungsmittelindustrie spezialisierten Anlagenbauer so zu weiterem Wachstum verhelfen.
Der Auftragseingang schrumpfte 2014 leicht um 2,3 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Bei einem Umsatzplus von 4,5 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro stieg der bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im vergangenen Jahr um 11,4 Prozent auf 590,7 Millionen Euro. Dazu trugen auch Kostensenkungen bei. Gea schnitt damit besser ab als von Analysten erwartet. Die Aktionäre sollen an den Zuwächsen mit einer um zehn Cent auf 70 Cent angehobenen Dividende beteiligt werden. Einmaleffekte von 51 Millionen Euro, etwa für den Konzernumbau, schmälerten indes den Überschuss, der nach ersten Berechnungen auf 305 (Vorjahr: 336) Millionen Euro zurückging.
Für das laufende Jahr geht der Vorstand von einem "moderaten Umsatzwachstum" aus. Dabei ist sowohl ein Ergebnisrückgang als auch ein Anstieg möglich: Gea rechnet mit einem operativen Ebitda in der Spanne zwischen 580 und 620 Millionen Euro. In dieser Prognose seien aber erste Einsparungen aus der Konzernreorganisation noch nicht berücksichtigt. Gea werde deshalb seinen Ausblick im Mai "präzisieren".
DZ-Bank-Analyst Markus Turnwald sprach von einem sehr starken operativen Ergebnis im vierten Quartal. Allerdings hätten die Dividende und der Ausblick von Gea leicht enttäuscht. Citi-Analyst Christoph Schlüter wertete die Prognose hingegen als konservativ.
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LANGE EINKAUFSLISTE
Ungeachtet des aktuell laufenden Konzernumbaus, der auch 1000 Stellenstreichungen vorsieht, will Oleas seine Akquisitionsstrategie beibehalten. "Wir haben eine sehr große Anzahl an Unternehmen auf der Radarliste. Wir haben eine lange Einkaufsliste gemacht, und sie wird jeden Tag interessanter", erklärte er vor Journalisten. "Die uns liebsten Übernahmekandidaten haben einen Umsatz zwischen 20 und 100 Millionen Euro, sind im Familienbesitz, und wir haben schon einmal mit ihnen gearbeitet."
Nach den Zukäufen der vergangenen Jahre hatte Oleas 2014 Gea einen Konzernumbau und eine straffere Organisation verordnet. Bis 2017 will er so 100 Millionen Euro jährlich einsparen, die gleiche Summe, die er für die Neuorganisation in die Hand nimmt.
Reuters