Sein Nachfolger als Vorsitzender der Geschäftsführung wird der 55-jährige Stefan Hartung, bisher Leiter der Kernsparte Autozulieferung, "Mobility Solutions". Der Physiker Denner bleibt wissenschaftlicher Berater der Bosch-Gruppe zu Quantentechnologie. "Volkmar Denner hat die Weichen für die weitere Ausrichtung von Bosch in Sachen Nachhaltigkeit gestellt und den Konzern fit für die digitale Zukunft gemacht", erklärte AR-Chef Franz Fehrenbach.
Auch die Spitze des Aufsichtsrats wird neu besetzt: Fehrenbach (71) geht nach fast 47 Jahren bei Bosch in den Ruhestand. Bisher war es in dem Traditionskonzern üblich, dass der operative Chef dieses Amt übernimmt. Doch jetzt wird nicht Denner der Vorsitzende des Gremiums, sondern der bisherige Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer.
Der künftige Bosch-Chef Hartung ist anders als Denner kein Eigengewächs des vor 135 Jahren gegründeteten Unternehmens. Der promovierte Maschinenbauer kam nach Stationen bei der Fraunhofer-Gesellschaft und der Unternehmensberatung McKinsey 2004 zu Bosch. Vom Marketingleiter für Geschirrspüler stieg er über Vorstandsposten für Elektrowerkzeuge als Geschäftsführer für Energie- und Gebäudetechnik 2013 in die oberste Führungsetage auf. Seit 2019 ist der gebürtige Dortmunder Chef des Autozuliefergeschäfts, mit zuletzt 42 Milliarden Euro Umsatz bei 72 Milliarden Euro Gesamterlös das wichtigste Geschäftsfeld. Sein Nachfolger wird der bisherige Marketing- und Verkaufschef des Automobilgeschäfts, der 56-jährige Markus Heyn. Der promovierte Maschinenbauer arbeitet seit 1999 für Bosch.
Ein Bosch-Konzernlenker brauche "ein tiefes Verständnis von digitaler Vernetzung, dem Internet der Dinge und Künstlicher Intelligenz", sagte AR-Chef Fehrenbach kürzlich dem "Handelsblatt". "Sie müssen auch die großen Fragen unserer Zeit wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz fest im Blick haben."
"GENERATIONSWECHSEL LANGFRISTIG VORBEREITET"
Fehrenbachs Nachfolge tritt der bisherige Finanzchef Asenkerschbaumer (65) an. Der Oberbayer begann 1987 nach der Promotion in Betriebswirtschaftslehre bei Bosch als Trainee. Der Herr der Zahlen ist seit 2013 Denners Stellvertreter in der Geschäftsführung und kümmert sich neben dem Finanzwesen auch um Einkauf und Logistik. Als einziger operativer Manager neben Denner gehört er als Kommanditist der Robert Bosch Industrietreuhand KG an, die ein wichtiges Entscheidungsgremium des Stiftungskonzerns ist, und ist künftig persönlich haftender Gesellschafter. Sein Nachfolger wird Markus Forschner (54), er wechselt von Bosch Rexroth in die Konzernführung.
Der Managementumbau sei von langer Hand vorbereitet gewesen, erklärte das Unternehmen weiter. Der größte Automobilzulieferer weltweit steckt wie die gesamte Branche mitten im Umbruch von fossiler, klimaschädlicher Verbrennertechnik zu emissionsfreien Antrieben. Der Stiftungskonzern hat sich unter Denners Ägide außerdem immer stärker auf digitalen Technologien und Produkte umgestellt - seien es internetfähige Haushaltsgeräte, Maschinen, Sensoren für Smartphones, elektronische Assistenzfunktionen für Fahrzeuge oder Software für autonomes Fahren. So sind etwa 34.000 der weltweit 395.000 Beschäftigten Software-Entwickler.
Vor Kurzem erst gab Denner den Startschuss für eine Halbleiter-Fabrik in Dresden, mit einer Summe von einer Milliarde Euro das größte Investment der Firmengeschichte. Als Experte für Halbleiter hatte der promovierte Physiker seine Karriere bei Bosch vor 35 Jahren begonnen. In die Geschäftsführung rückte er 2006 auf, zu deren Vorsitzender wurde er im Juli 2012. Der Schwabe ist ein begeisterter Wissenschaftler und widmet sich etwa Blogs über Künstliche Intelligenz oder Quantenphysik. Mit dem Firmenslogan "Technik fürs Leben" betont Bosch die ethische Komponente seiner Tätigkeit. Ein dunkles Kapitel unter Denners Verantwortung ist aber die Verwicklung des Autozulieferers in den VW-Dieselskandal. Der Autobauer nutzte die Bosch-Software dafür, dass Dieselmotoren auf der Straße viel mehr gesundheitsschädliches Stickoxid ausstießen als erlaubt. Die Rolle des Zulieferern dabei beschäftigt noch die Justiz, Denner selbst ist die versprochene Aufklärung der Öffentlichkeit bisher schuldig geblieben.
Der Physiker bleibt wissenschaftlicher Berater der Bosch-Gruppe zu Quantentechnologie. "Volkmar Denner hat die Weichen für die weitere Ausrichtung von Bosch in Sachen Nachhaltigkeit gestellt und den Konzern fit für die digitale Zukunft gemacht", erklärte Fehrenbach. Denner erklärte, er wolle bahnbrechende Forschungsergebnisse in Technik zum Wohle des Menschen übersetzen. "Dieser Leidenschaft für die Verschiebung der Grenzen des Machbaren will ich mich wieder stärker widmen." Das sei schon lange entschieden gewesen.
rtr