Vorsicht ist angesagt, wenn etwa Immobilien-, Windkraft-, Öl- oder Schiffsfonds in Aktien umgewandelt werden sollen. Drei Beispiele mit Lerneffekt. Von Michael H. Schulz




Bei den Deals geht es zu wie bei Pokerrunden in verrauchten Hinterzimmern. Geldberge liegen zwar nicht auf dem Tisch, doch letztlich spielen bei den oft zwielichtigen Offerten die Moneten die Hauptrolle. Und da wird schon mal geblufft und versucht, Anleger über den Tisch zu ziehen.

Konkret ist die Rede von der Umwandlung Geschlossener Immobilienoder Schiffsfonds in Aktien. Emissionshäuser, die Eigenkapital von Investoren und Fremdkapital von Banken in Sachwerte investieren, versuchen, Anleger aus ihren floppenden Beteiligungen herauszukaufen. Die Fondsgesellschaften (gemeint ist die Gesamtheit der Anteilseigner) sollen Aktien bekommen, die Sachwerte aus den Fonds wandern in die Bücher einer vom Initiator neu gegründeten Aktiengesellschaft. Später sollen die Aktien an Anleger gehen und der Börsengang folgen.

Auf den ersten Blick klingen diese Umwandlungsofferten fair und verlockend. Denn im Gegensatz zu den floppenden Fondsanteilen, die sich nur schwer über den Zweitmarkt verscherbeln lassen, sind Aktien über die Börse täglich handelbar. Das Investment ist zudem breiter gestreut. Und letztlich sind auch die Kosten einer Aktienanlage niedriger als für eine Beteiligung am Geschlossenen Fonds.

Auf Seite 2: Keine Prospekte





Doch tatsächlich haben Anleger meist schlechte Karten, wenn sie der Gesellschaftsumwandlung mehrheitlich zustimmen. Vor allem, weil es in den meisten Fällen keinen Prospekt für die Aktienangebote gibt. Denn clevere Berater konstruieren die Deals so, dass es auch ohne geht. "Ein unmittelbares Angebot von Aktien an die Anleger eines oder mehrerer Fonds wäre grundsätzlich prospektpflichtig", erklärt Thorsten Kuthe, Rechtsanwalt bei der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek. Das gilt jedoch nicht, wenn indirekt das Angebot weniger als 150 Fondsgesellschaften gemacht und der Fonds später aufgelöst wird.

So war es auch bei der Offerte des börsennotierten Emissionshauses Lloyd Fonds geplant. Im März sollten 18 000 Anleger von elf Schiffsfonds darüber abstimmen, ob sie ihre Container- und Tankschiffe in Aktien der neuen Lloyd Schifffahrts AG tauschen. Die entscheidende Frage für Fondsanleger dabei war: Wie viele Anteile an der Lloyd Fonds AG sind ein angemessener Preis für die Fondsanteile? Im Vorfeld hatte der Anbieter sowohl den Wert der Fondsgesellschaften als auch des Unternehmens per Gutachten zum 31. Dezember 2014 feststellen lassen. Zu diesem Zeitpunkt betrug der Kurs 1,18 Euro. Eine neue Aktie der Lloyd Fonds AG sollte auf Basis des Gutachtens gegen Anteile der elf Fonds für 3,54 Euro angeboten werden. Doch dieser Preis beruhte offenbar auf sehr sportlichen Annahmen. Für eine realistische Bewertung des Ausgabepreises sind aber die künftigen Einnahmen der Schiffsfonds entscheidend. Und da sah es nicht rosig aus. Das erkannten die meisten Anleger zum Glück. Nur eine von elf Fondsgesellschaften stimmte für den Tausch in Aktien. Dennoch ist Lloyd-Fonds-Vorstandschef Torsten Teichert von dem Modell überzeugt: "Wir werden jetzt unser Angebot überarbeiten."

Auf Seite 3: Rückzahlungsanspruch gefährdet





Über den Tisch ziehen wollte das inzwischen insolvente Emissionshaus Canada Gold Trust in Konstanz dagegen 2000 Anleger. Sie sollten 2014 ihre Darlehen, die sie über drei Geschlossene Goldabbaufonds dem kanadischen Goldschürfer Henning Gold Mines gaben, in Aktien des Schuldners umwandeln. Das Tückische dabei: Mit der Umwandlung würden sie ihren Anspruch auf die Rückzahlung des Darlehens verlieren. Darüber hinaus würden sie als Aktionäre von Henning Gold Mines das unternehmerische Risiko schultern. Der Deal scheiterte am Widerstand der Anleger. Rückblickend hatten sie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Offiziell sind die Geschlossenen Fonds zwar noch nicht pleite, aber ein Sanierungsfall. Anleger sollen zehn Prozent ihrer bereits erhaltenen Ausschüttungen zurückzahlen.

Noch schlimmer traf es Anleger von vier Immobilienfonds der inzwischen insolventen Deutschen Capital Management (DCM). Sie übertrugen ihre Anteile 2007 in die neu gegründete Prime Office AG. Deren Börsengang erfolgte erst vier Jahre später. Die Aktie floppte. Nach massiven Kursverlusten fusionierte Prime Office mit der Beteiligungsgesellschaft OCM German Real Estate zur Deutschen Office AG. Das Unternehmen gehört dem Finanzinvestor Oaktree. Anleger fuhren Verluste von bis zu 90 Prozent ihrer Einlage ein. Dazu trugen auch die hohen Gebühren für die Umwandlung und die Fusion bei.