602 Schließungen sollen demnach 354 Neuauflagen gegenübergestanden haben. Etwas mehr als die Hälfte der geschlossenen Fonds wurde liquidiert, etwas weniger mit anderen Produkten fusioniert. "Liquidation" heisst in diesem Zusammenhang Auszahlung des Netto-Inventar-Wertes an die Anteilinhaber, "Fusion" eine Aufnahme der verwalteten Assets durch andere Fonds. - An dieser Stelle zeigt sich nebenbei bemerkt, dass der seit einigen Jahren schon aufgebaute Druck der Aufsicht, nur noch gleich- oder ähnlich-gerichtete Fonds miteinander verschmelzen zu dürfen, Spuren hinterlässt.
Dass im Verhältnis wesentlich mehr aktiv als passiv gemanagte Fonds geschlossen und auch aufgelegt wurden, liegt ebenso in der Natur der großen Zahl und jüngsten Trends, wie der Umstand, dass das Verhältnis bei Neuauflagen stärker zu passiven Anlagelösungen tendiert und bei Schließungen eher zu aktiven.
Woran liegt´s? Die hohe Konzentration der Mittelzuflüsse auf einige wenige Asset Manager und Produkte erklärt schon manches, indes nicht alles. Vieles hat auch mit den Möglichkeiten zu tun, die aus der Entwicklung unterschiedlicher Anteilklassen von (Primär-) Fonds erwachsen. Zudem droht die Innovationskraft der Publikumsfondsindustrie mittlerweile an ihre Grenzen zu stoßen. Anders formuliert: nach Multi-Asset, Alternative und Smart-Beta lässt sich derzeit keine weitere Welle mit dem Charakter eines neuen Produktzyklus erkennen, auf die eine große Anzahl von Anbietern meinen könnte aufspringen zu müssen.
Auflagen und Schließungen begründen sich vor diesem Hintergrund zumeist mit Effizienz- und Wirtschaftlichkeitsüberlegungen oder sind direkt an das Marketing angelehnt: beispielhaft könnte man die Vervollkommnung oder Begradigung von Produktpaletten, die Stärkung von Losgrößen, sowie die Beseitigung unschöner Track-Records und Karteileichen anführen.
Gerade in diesem Zusammenhang darf man getrost von einem "Gesundschrumpfen" sprechen, dass nicht nur mit Blick auf die Übersichtlichkeit des Universums, sondern auch hinsichtlich der verfänglichen Kostenbelastungen in kleineren Fonds im Interesse der Anleger liegt. Weniger ist eben manchmal einfach mehr.
Björn Drescher ist Gründer des auf Fonds spezialisierten Finanzinformationsdienstleisters Drescher & Cie (www.drescher-cie.de).