Das von den Nürnberger Experten berechnete Konsumklima für Mai steigt demnach überraschend auf 9,7 von 9,4 Punkte. Ökonomen hatten nur mit einer Stagnation gerechnet. "Das Konsumklima legt somit spürbar zu", betonte GfK-Fachmann Rolf Bürkl. "Aus Sicht der Verbraucher wird die deutsche Wirtschaft in den nächsten Monaten weiter wachsen."
Für April war das Barometer noch gesunken. Zuletzt hatte die schwächelnde Konjunktur in vielen Schwellenländern das Geschäft von Exporteuren belastet. Für Schwung sorgt derzeit vor allem der starke Konsum - wegen der niedrigen Zinsen, der geringen Inflation und der Rekordbeschäftigung. "Die Stimmung der deutschen Verbraucher ist so gut wie lange nicht mehr", sagte Bürkl zu Reuters. Die Menschen setzten auf eine vielversprechende Tarifrunde. "Die Arbeitnehmer erwarten einen erneut deutlichen Zuwachs ihrer Reallöhne." Hinzu komme die Entscheidung der Bundesregierung, die Renten um mehr als vier Prozent im Westen und knapp sechs Prozent im Osten zu erhöhen. Das GfK-Barometer für die Einkommenserwartung stieg auf den höchsten Stand seit Juli 2015.
Dieses Niveau erreichte auch der Teilindex für die sogenannte Anschaffungsneigung. Dies signalisiert, dass die Bereitschaft der Konsumenten für größere Einkäufe wächst. Dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik zuletzt weiter lockerte und den Leitzins auf null Prozent senkte, spielte laut Bürkl ebenfalls eine Rolle. "Nach der EZB-Entscheidung ist die Sparneigung in Deutschland auf den niedrigsten Wert überhaupt gefallen, während die Konsumneigung weiter anzieht." Dies dürfte auch dem Einzelhandel zugutekommen, der laut Branchenverband HDE 2016 ein Umsatzplus von zwei Prozent auf etwa 482 Milliarden Euro erwartet. Man profitiere vom guten Arbeitsmarkt, niedrigen Zinsen und steigenden Einkommen, sagte ein HDE-Sprecher. "Das sind gute Rahmenbedingungen für uns."
Viele Ökonomen gehen davon aus, dass sich dies fortsetzt. "Die Aussichten, dass der private Konsum, die Hauptstütze der Konjunktur in Deutschland, auch im Sommerhalbjahr 2016 stark bleibt sind sehr gut", sagte BayernLB-Experte Stefan Kipar. Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigen, dass die Firmen im April wieder mehr Personal suchten als zuletzt. Der BA-Stellenindex kletterte um einen auf 210 Punkte und erreichte wieder den Höchststand vom Januar.
Anders als in Deutschland legte die Kauflaune der Franzosen nicht zu. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen stagnierte im April bei 94 Punkten und blieb damit deutlich unter dem langjährigen Durchschnittswert von 100 Zählern.
Reuters