Laut dem am Freitagabend veröffentlichten Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission hat auch das allgemeine Interesse an Gold-Futures nachgelassen. Innerhalb einer Woche rutschte die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 519.400 auf 475.700 Kontrakte (-8,4 Prozent) ab und markierte damit den niedrigsten Wert seit zwölf Monaten. Da vor allem große Terminspekulanten (Non-Commercials) skeptischer wurden, reduzierte sich im Berichtszeitraum die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten von 274.300 auf 266.600 Kontrakte (-2,8 Prozent).
Großspekulanten (Non-Commercials) haben ihr Long-Engagement (minus 6.000 Kontrakte) massiv zurückgefahren und zugleich ihr Short-Engagement (plus 2.900 Futures) verstärkt. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 237.900 auf 229.000 Futures (-3,7 Prozent) abgeschwächt. Unter kleinen Terminspekulanten (Non-Reportables) gab es hingegen eine wachsende Zuversicht zu beobachten. Deren Netto-Long-Position hat sich nämlich auf Wochensicht von 36.400 auf 37.600 Kontrakte (+3,3 Prozent) spürbar erhöht. Sollte die vor dem Wochenende zu beobachtende Goldpreisschwäche anhalten, dürfte der nächste Commitments of Traders-Report aber ähnlich negativ ausfallen.
Stock/Flow-Ratio im Blick
Geld und Gold unterscheiden sich namenstechnisch zwar lediglich durch einen Buchstaben, in der Produktion beider Währungen liegen jedoch Welten. In den vergangenen Jahrzehnten haben Anleger sehr schön gesehen, wie leicht sich Milliarden bzw. Billionen Euros oder Dollars in Umlauf bringen lassen. Die Produktion von Gold ist indes erheblich aufwendiger und erfordert viel Energie, Arbeit und Kapital. Die Kennzahl "Stock-to-Flow-Ratio" zeigt an, in welchem Verhältnis die jährlich geförderte Goldmenge zu den weltweit vorhanden Goldbeständen steht. Sie bemisst die Zahl der Jahresproduktionen, die notwendig wären, um die global gelagerte Goldmenge zu erhalten und zeigt damit dessen "Härtegrad" an. Mit aktuell 60 gilt Gold als deutlich härter als Silber (20) und übertrifft auch den Härtegrad des Bitcoin. Doch mit dem nächsten Halving (voraussichtlich 2024) dürfte die Blockbuster-Kryptowährung - zumindest mit Blick auf diese technische Kennzahl - härter als Gold sein. Wer auf der Suche nach solidem Vermögensschutz ist, dürfte aber weiterhin eher bei Gold zugreifen, schließlich fallen dessen Kursschwankungen deutlich weniger nervenaufreibend als beim Bitcoin aus.
Obwohl der Goldpreis am Freitag signifikant unter die Marke von 1.700 Dollar abgerutscht ist, kann man dem Krisenschutz auf dem erhöhten Niveau weiterhin eine relativ stabile Tendenz attestieren. Die negative Korrelation zwischen Gold und Aktien ist derzeit nicht zu beobachten. Zur Erinnerung: Der DAX hat sich seit Mitte März um mehr als 50 Prozent erholt. Im selben Zeitraum ging es mit dem Goldpreis um fast 15 Prozent bergauf. Dem gelben Edelmetall kann man nach wie vor einen intakten Aufwärtstrend attestieren, schließlich weist seine langfristige 200-Tage-Linie eine steigende Tendenz auf, was in der Chartlehre als positiver Begleitumstand gesehen wird. Timingindikatoren wie der Relative-Stärke-Index bewegen sich derzeit in der neutralen Zone und liefern somit weder Kauf- noch Verkaufssignale. Sowohl unter fundamentalen als auch unter charttechnischen Aspekten gibt es beim gelben Edelmetall derzeit keine Störfaktoren zu vermelden. Wenngleich nach der zweijährigen Kursrally um über 40 Prozent Gewinnmitnahmen nicht auszuschließen sind, eröffnet der traditionelle Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz auf lange Sicht weiterhin eher positive Perspektiven.