Einmal pro Woche blicken die Akteure an den Goldmärkten mit großer Aufmerksamkeit auf den von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) veröffentlichten Bericht über die aktuelle Gemütslage an den Terminmärkten. Dieser sogenannte Commitments of Traders-Report zeigt detailliert auf, wie sich auf Wochensicht das allgemeine Interesse an Gold-Futures entwickelt hat. Messbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest).
Zur Erinnerung: Ein Future repräsentiert in Papierform den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold. Besonders aussagekräftig wird das Update für Investoren aber in erster Linie dadurch, dass man sich über konkrete Stimmungen diverser Gruppen von Marktakteuren informieren kann. So zeigt der Bericht auf, wie sich im Vergleich zur Vorwoche die Launen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Dadurch erfahren die Anleger dann, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.
An den Terminmärkten hat in der Woche zum 11. September der Verkaufsdruck der spekulativen Marktakteure spürbar nachgelassen. Selbiges trifft auf das allgemeine Interesse an Gold-Futures zu, schließlich hat sich die Anzahl offener Kontrakte von 473.100 auf 469.500 Kontrakte (-0,8 Prozent) leicht reduziert.
Die in der Vorwoche zu beobachtende kumulierte Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten in Höhe von minus 6.500 Futures hat sich komplett aufgelöst und weist nunmehr eine neutrale Marktmeinung aus. Zu verdanken war dies in erster Linie den Großspekulanten, die ihre Short-Seite deutlich stärker als ihr Long-Exposure reduziert haben. Dadurch hat sich deren Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) von minus 13.100 auf minus 7.600 Futures nahezu halbiert.
Unter den Kleinspekulanten sieht die aktuelle Stimmungslage etwas anders aus. Sie haben nämlich ihre Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) im Berichtszeitraum von 7.000 auf 7.600 Kontrakte nach oben geschraubt. Von einem markanten Stimmungswechsel unter den Terminspekulanten kann zwar generell noch nicht gesprochen werden, der größte Verkaufsdruck scheint aber erst einmal zum Erliegen gekommen sein. Ein massives Einstiegssignal sieht sicherlich anders aus.
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Gold: Zehn Jahre nach Lehman-Pleite kaum gefragt
Am 15. September stellte die US-Investmentbank Lehman Brothers einen Insolvenzantrag mit extremen Negativfolgen für den Rest der Welt. Und wie reagierte damals der Goldpreis auf den Beginn der größten Finanzkrise der Nachkriegsgeschichte? In einer ersten Reaktion kletterte das gelbe Edelmetall an der London Bullion Metal Association innerhalb von 20 Handelstagen von 750 Dollar auf 918 Dollar.
Doch weil große Player aufgrund massiv einbrechender Immobilien- und Aktienmärkte einen hohen Liquiditätsbedarf hatten und der Interbankenhandel nahezu zum Erliegen gekommen war, musste praktisch alles zu Geld gemacht werden, um Schlimmeres zu verhindern. Davon blieb auch die grundsätzlich aussichtsreiche Krisenwährung Gold nicht verschont. Bis zum 24. Oktober rutschte das gelbe Edelmetall im Zuge dieser Entwicklung wieder deutlich in den Keller und kostete kurzzeitig sogar weniger als 700 Dollar.
In den Jahren 2009, 2010 und 2011 kam es dann zu einer eindrucksvollen Kapitalflucht in Gold, was zu Höchstständen im Bereich von 1.200, 1.400 bzw. 1.900 Dollar geführt hat. Zehn Jahre später scheint die Mehrheit der Marktakteure mehr denn je von der Allmacht der Notenbanken überzeugt zu sein. Eines sollte man dabei allerdings auf keinen Fall ignorieren: Die EZB verfügt mittlerweile kaum noch über geldpolitische Munition, um größeren Krisen wirksam zu begegnen. Fazit: Ein Goldverkauf auf dem gedrückten Preisniveau könnte sich als großer Fehler erweisen.