Auch das allgemeine Interesse an Gold-Futures tendierte in der Woche zum 23. Juli weiter nach oben. So kletterte die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 601.900 auf 616.900 Kontrakte (+2,5 Prozent), was den höchsten Wert seit drei Jahren darstellt. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten war gegenüber der Vorwoche ein leichter Zuwachs von 277.400 auf 287.800 Kontrakte (+3,8 Prozent) registriert worden. Sowohl große als auch kleine Terminspekulanten sind im Berichtszeitraum optimistischer geworden.

Großspekulanten (Non-Commercials) haben zum Beispiel ihre Short-Seite um 3.400 Kontrakte reduziert und zugleich ihr Long-Exposure um 1.900 Futures ausgebaut, was deren Netto-Long-Position von 245.500 auf 251.300 Futures (+2,4 Prozent) erhöht hat. Unter den kleinen Terminspekulanten (Non-Reportables) herrschte ebenfalls Kauflaune. Ihre Netto-Long-Position legte nämlich innerhalb einer Woche von 31.900 auf 36.600 Kontrakte (+14,7 Prozent) relativ deutlich zu. Unter charttechnischen Aspekten stellt sich die Lage derzeit gemischt dar. Auf der einen Seite spricht der Ausbruch aus dem mehrjährigen Seitwärtstrend sowie das Drehen der langfristigen 200-Tage-Linie für den Krisenschutz Gold. Auf der anderen Seite mahnt aber das Verkaufssignal des Timingindikators Relative-Stärke-Index zur Vorsicht. Im Februar erwies sich ein solches Ausstiegssignal allerdings schon einmal als "Bärenfalle". Der Schutzbedarf der Anleger war einfach zu groß. Angesichts der seither nicht geringer gewordenen Risiken stehen die Chancen auf ein erneutes RSI-Fehlsignal somit recht gut.

Gold: Hochspannung vor Fed-Sitzung


Vor der Bekanntgabe der US-Zinsentscheidung am Mittwochabend dürfte das gelbe Edelmetall seine Seitwärtstendenz höchstwahrscheinlich fortsetzen. An den Finanzmärkten wird - ungeachtet der Forderung Donald Trumps nach einer großen Zinsreduktion um 50 Basispunkte - mehrheitlich mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte gerechnet. Sollte hingegen ein Zinsschritt nach unten Ausbleiben, wäre dies als große Überraschung zu sehen. Dem Goldpreis würde dies wahrscheinlich gar nicht gut bekommen, schließlich gilt die Krisenwährung normalerweise als Profiteur einer expansiven Geldpolitik. Die Gleichung lautet: Je niedriger die Zinsen, desto leichter fällt der Verzicht auf die mageren Renditen (Opportunitätskosten). Doch der Goldpreis erfährt derzeit aus mehreren Bereichen Unterstützung. Diverse Notenbanken vertrauen weniger auf die Weltleitwährung Dollar, sondern sehen die Krisenwährung als Instrument zur Diversifikation und Absicherung ihrer Währungsreserven.

In einer Zeit, in der immer mehr Despoten an der Macht sind und fragwürdige Persönlichkeiten in die Schaltzentralen der Macht aufsteigen (siehe Großbritannien) sollte man die Qualität von Währungen, die von diesen Regierungen stark beeinflusst werden, kritisch hinterfragen. Voll und ganz auf deren Solidität zu vertrauen, könnte sich daher auf lange Sicht als teurer Fehler erweisen. Diese Ansicht scheint sich mittlerweile auch unter den Investoren durchzusetzen. Mit dem Ausbruch aus der seit sechs Jahren zu beobachtenden Tradingrange kommt dies auch optisch zum Ausdruck. Bislang machten sich nach dem Sprung über die Marke von 1.400 Dollar keine nennenswerten Gewinnmitnahmen bemerkbar. Sollten sich die Rezessionsrisiken jedoch schneller als erwartet in Wohlgefallen auflösen, dürften vor allem große Terminspekulanten ihre in den vergangenen Wochen massiv aufgestockten Netto-Long-Positionen deutlich zurückfahren. Die Marke von 1.400 Dollar dürfte in diesem Fall kaum zu halten sein.