Große Terminspekulanten sind deutlich skeptischer geworden und haben ihre Netto-Long-Position von 315.963 auf 297.463 Futures (-5,9 Prozent) zurückgefahren, indem sie die Long-Seite reduziert und ihr Short-Exposure massiv nach oben gefahren haben. Bei den Kleinspekulanten war hingegen eine gegenläufige Entwicklung zu beobachten. Sie stockten ihre long positionierten Futures auf und reduzierten zugleich die Short-Seite. Dies führte bei deren Netto-Long-Position zu einem Anstieg von 24.244 auf 27.989 Kontrakte (+15,4 Prozent). Summa summarum scheint unter den Terminspekulanten eine leichte Orientierungslosigkeit vorzuherrschen.
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Was die Charttechnik verrät
Aus charttechnischer Sicht verbuchte der Goldpreis erstmals seit dem 22. Mai wieder einen Wochenverlust. Zum Wochenstart markierte er noch ein neues Jahreshoch, danach setzte dann im Zuge sich erholender Aktienmärkte eine technische Korrektur ein. Diese fiel aber nicht sonderlich heftig aus, so dass man dem gelben Edelmetall weiterhin ein hohes Maß an relativer Stärke attestieren kann. Der Trend weist weiterhin eindeutig nach oben, was sich an der steigenden 100- bzw. 200-Tage-Linie sehr gut ablesen lässt. Was bei Gold aber viel stärker wiegt, ist der Umstand, dass das Anfang des Jahres generierte Trendwechselsignal weiterhin intakt ist. Damals brach der Goldpreis aus seinem klaren Abwärtstrend nach oben aus, was chartorientierte Anleger als eindeutiges Kaufsignal interpretieren.
Auf Seite 2: Weltweite Gold-ETFs wiegen über 2.000 Tonnen Im Juli kletterte die weltweit von Gold-ETFs gehaltene Goldmenge mit über 2.000 Tonnen auf den höchsten Wert seit über drei Jahren. Damit besitzen Finanzinvestoren immerhin mehr Gold als die chinesische Notenbank, die für Ende Juni einen Wert von "lediglich" 1.823 Tonnen ausgewiesen hat. Das Brexit-Votum der Briten dürfte dabei eine wichtige Rolle gespielt haben. Zunächst trieben die massiven Kursverluste an den internationalen Aktienmärkten ziemlich viele Anleger in den sicheren Hafen Gold. Nachdem die britische Regierung sich personell neu aufgestellt hat, nahm das Interesse an Gold zwar leicht ab, mit der Aussicht auf neuerliche geldpolitische Stützungsmaßnahmen in Europa und Japan sind die globalen Finanzsysteme auf lange Sicht jedoch eher labiler als robuster einzuschätzen.
Bei Papiergold, wozu physisch besicherte börsengehandelte Finanzprodukte auf Gold nun einmal gehören, spielt in Deutschland ganz klar Xetra-Gold eine wichtige Rolle. Im Herbst 2007 an den Markt gebracht, kommt das von der Deutsche Börse Commodities lancierte Wertpapier mittlerweile auf einen Goldberg von 83,174 Tonnen. Dieser setzt sich aus physischen Beständen von 80,088 Tonnen und Buchgold von 3,086 Tonnen zusammen. Xetra-Gold repräsentiert den in Euro angezeigten Gegenwert von einem Gramm Gold - inklusive Lieferanspruch. Von diesem Recht machten übrigens zahlreiche Investoren bereits gebrauch. Seit der Emission gab es fast 900 Auslieferungen im Gesamtvolumen von über vier Tonnen. Auf Basis des heutigen Goldpreises entspricht dies einem Gegenwert von mehr als 150 Millionen Euro.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.