Goldpreis: Die Profis bleiben in Kauflaune
· Börse Online RedaktionDie wöchentlichen Berichte der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) zeigen auf, wie sich bei Gold-Futures innerhalb einer Woche die Stimmung verändert hat. Dieser sogenannte Commitments of Traders-Report weist zum Beispiel darauf hin, ob das allgemeine Interesse an Gold-Futures stärker oder schwächer geworden ist. Dies kommt durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum Ausdruck. Erheblich stärker interessieren sich die Beobachter an den Goldmärkten aber für eine andere Frage: Wie stark haben sich per Saldo die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) gegenüber der Vorwoche verändert. Dadurch lässt sich nämlich ableiten, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist. Für die Bewertung des aktuellen Stimmungsumfelds hinsichtlich Gold sind diese Daten enorm wichtig.
In der Woche zum 1. August hat sich an den Terminmärkten bei Gold-Futures ziemlich viel getan. So war zum Beispiel bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), die das Interesse an Gold-Futures zum Ausdruck bringt, ein Minus von 463.800 auf 448.700 Futures (-3,3 Prozent) zu beobachten. Zugleich hat sich aber die Stimmung unter großen und kleinen Terminspekulanten deutlich aufgehellt. Dies machte sich bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten in einem kräftigen Anstieg bemerkbar. Innerhalb einer Woche kletterte diese von 103.300 auf 143.400 Futures (+38,8 Prozent). In der Woche zuvor war sogar ein Plus von über 40 Prozent gemeldet worden. Dies war in erster Linie großen Terminspekulanten zu verdanken, die ihre Short-Seite um 19.400 Futures reduziert und zugleich ihr Long-Exposure um 19.500 Kontrakte erhöht haben. Dies führte zu einer von 90.800 auf 129.700 Kontrakte (+42,8 Prozent) erhöhten Netto-Long-Position. Unter den Kleinspekulanten entwickelte sich die gute Laune nicht ganz so dynamisch. Deren Netto-Long-Position erfuhr eine Steigerung von "lediglich" 12.500 auf 13.700 Futures (+9,6 Prozent).
Auf Seite 2: Rekordhohe Goldbestände bei Xetra-Gold
In den ersten sieben Monaten erzielte der Goldpreis auf Dollarbasis ein Plus von 11,2 Prozent und in Euro gerechnet ein Minus in Höhe von 2,3 Prozent. Deutlich dynamischer entwickelte sich das Interesse am mit Abstand wichtigsten physisch hinterlegten deutschen Gold-Finanzprodukt Xetra-Gold (WKN: A0S9GB). Dessen gehaltene Goldmenge hat sich nämlich seit dem Jahreswechsel von 117,591 Tonnen auf 169,938 Tonnen (31. Juli 2017) erhöht, aufgeteilt in 164,962 Tonnen physisches Gold und 4,976 Tonnen Buchgold. Dies stellt seit der Handelsaufnahme im Dezember 2007 ein neues Rekordhoch dar. Diesseits des Atlantiks scheint der Bedarf an Krisenschutz erheblich größer als jenseits des Atlantiks zu sein - trotz des Sicherheitsrisikos namens Donald Trump. Beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares hat sich die gehaltene Goldmenge nämlich seit dem Jahreswechsel von 822,17 auf 791,88 Tonnen (-3,7 Prozent) reduziert.
Der internationale Branchenverband World Gold Council meldete am vergangenen Donnerstag aktuelle Quartalszahlen zu Angebot und Nachfrage beim physischen Goldhandel. In den Monaten April bis Juni sank die Nachfrage auf Jahressicht um zehn Prozent auf 953,4 Tonnen. Der ETF-Sektor musste während des Berichtszeitraums eine dramatische Verlangsamung der Kapitalzuflüsse hinnehmen. Im zweiten Quartal beliefen sich diese auf 56,0 Tonnen, was gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode (237,4 Tonnen) einem Rückgang von 76 Prozent entsprach. Mehr als drei Viertel der im ersten Halbjahr verzeichneten Geldzuflüsse ging auf das Konto europäischer ETF-Anbieter. Die US-Nachfrage wurde hingegen als außergewöhnlich schwach bezeichnet.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.