Einmal pro Woche informiert die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission wie sich die diversen Gruppen von Marktakteuren bei Gold-Futures gegenüber der Vorwoche positioniert haben. Dies zeigt u.a. auf, ob sich das allgemeine Interesse an Gold-Futures verstärkt oder abgeschwächt hat. Ablesbar ist dies an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest). Noch interessanter ist aber vor allem, welche Transaktionen kommerzielle Branchenangehörige (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) auf Wochensicht durchgeführt haben. Dadurch erfahren Anleger, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

In der Woche zum 7. Februar gab es bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) - nach dem heftigen Einbruch der Vorwoche - einen kräftigen Schub nach oben zu vermelden. Hier war auf Wochensicht ein Anstieg von 398.433 auf 415.543 Futures (+4,3 Prozent) zu beobachten. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten fiel das Plus etwas geringer aus. Sie kletterte von 131.803 auf 134.146 Futures (+1,8 Prozent) und markierte damit den höchsten Stand seit sieben Wochen.

Doch unter den spekulativen Marktakteuren war die Stimmung zweigeteilt. Während Großspekulanten eine wachsende Skepsis an den Tag legten, sind Kleinspekulanten deutlich optimistischer geworden. Sie haben nämlich ihr Long-Engagement (plus 2.100 Kontrakte) nach oben gefahren und zugleich ihre Short-Seite (minus 2.200 Futures) reduziert. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 12.648 auf 16.997 Kontrakte (+34,4 Prozent) kräftig erhöht. Bei Großspekulanten war im Berichtszeitraum hingegen ein Rückgang der Netto-Long-Position von 119.155 auf 117.149 Futures (-1,7 Prozent) registriert worden. Nichtsdestotrotz wird das Vergleichsniveau von Ende Dezember um immerhin 3,5 Prozent übertroffen, während Kleinspekulanten dieses um 25 Prozent unterschritten haben.

Inflationsschutz Gold weiter "in"

In den vergangenen Jahren war immer wieder zu hören, das Gold als "Inflationsschutz" ausgedient habe. Doch diese Ansicht scheint ein Trugschluss gewesen zu sein. Zum Wochenstart meldete beispielsweise Indien eine Teuerungsrate in Höhe von 3,17 Prozent. Chinas Januar-Inflation steht am morgigen Dienstag zur Bekanntgabe an. Laut einer vom Wall Street Journal veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll es im Reich der Mitte einen Anstieg der Konsumentenpreise von 2,1 auf 2,4 Prozent p.a. und ein Anziehen der Produzentenpreise von 5,5 auf 6,5 Prozent p.a. gegeben haben. Und steigende Preise sind auch im wachstumsschwachen Europa zu erwarten. Ebenfalls am Dienstag erfahren die Akteure an den Finanzmärkten, wie sich in Deutschland, Großbritannien und in der Schweiz die Konsumentenpreise entwickelt haben. Am Mittwoch folgt dann noch die mit Spannung erwartete Höhe der US-Inflation. Dank Trump deuten die Zeichen auch hier auf eine sich beschleunigende Geldentwertung hin. Das Comeback von Gold als Inflationsschutz dürfte somit von nachhaltiger Natur sein.

Aus charttechnischer Sicht hat sich die Stimmung nach dem Überwinden der 100-Tage-Linie deutlich aufgehellt. Doch ein noch stärkeres Kaufsignal entstünde beim Überwinden der 200-Tage-Linie. Diese verläuft gegenwärtig im Bereich von 1.260 Dollar. "Friede, Freude, Eierkuchen" herrscht dennoch nicht. Zur Vorsicht mahnt nämlich der Timingindikator Relative-Stärke-Index (RSI). Noch in der Vorwoche notierte dieser bei 70 Prozent, wodurch eine überkaufte Lage angezeigt wird. Durch den Rutsch unter diese Hürde generierte der RSI mittlerweile ein Verkaufssignal. Im Juli 2016 folgte auf ein solches Ausstiegssignal ein Kursrutsch um in der Spitze mehr als 200 Dollar.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.