Einmal pro Woche erfahren die Goldmarktakteure von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC), wie sich an den Terminmärkten der Handel von Gold-Futures entwickelt hat. Der sogenannte Commitments of Traders-Report informiert zum Beispiel, ob das allgemeine Interesse an Gold-Futures zugenommen oder abgenommen hat.
Dies lässt sich an der Anzahl offener Kontrakte, dem Open Interest erkennen. Erheblich interessanter ist aber ein anderer Aspekt einzustufen: So zeigt der Bericht bspw. auf, wie stark sich per Saldo die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) auf Wochensicht verändert haben. Aufgeschlüsselt nach diversen Marktakteuren erfahren Anleger, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.
An den Terminmärkten ist das Interesse an Gold-Futures weiterhin extrem hoch. In der Woche zum 29. August hat sich nämlich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 500.400 auf 538.900 Futures (+7,7 Prozent) kräftig erhöht.
Mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten ging es auf Wochensicht noch deutlicher bergauf. Hier war innerhalb einer Woche ein Anstieg von 219.900 auf 248.000 Futures (+12,8 Prozent) registriert worden, den höchsten Wert seit Oktober vergangenen Jahres. Damit sind diese Marktakteure zum sechsten Mal in Folge optimistischer geworden.
So hat sich zum Beispiel die Netto-Long-Position der Großspekulanten von 208.400 auf 231.000 Kontrakte (+10,8 Prozent) erhöht, während bei Kleinspekulanten ein Zuwachs von 11.500 auf 17.000 Futures (+47,8 Prozent) registriert worden war.
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Höchster Stand seit November
Der erneute Abschuss einer nordkoreanischen Rakete in Richtung Japan und der am Wochenende erfolgte Test einer Wasserstoffbombe hat der Nordkorea-Krise eine neue Eskalationstufe beschert und den Goldpreis auf den höchsten Stand seit November gehievt. Damals sorgte der überraschende Wahlsieg Donald Trumps zu einer temporären Fluchtbewegung in Gold.
Es gibt aber noch weitere Gründe, die gegenwärtig für ein Goldinvestment sprechen. So haben zum Beispiel die Zinssorgen spürbar nachgelassen. Das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group zeigt derzeit eine Wahrscheinlichkeit von 44,4 Prozent an, dass wir im Dezember höhere Zinsen als heute sehen werden. Zur Erinnerung: Vor vier Wochen war hier ein etwas höherer Wert von 46,8 Prozent errechnet worden.
Der verheerende Sturm in Texas und Louisiana hat zudem die Wachstumsperspektiven der US-Wirtschaft empfindlich eingetrübt. Aber auch in Europa existieren erhebliche Unsicherheiten hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung. Bei den Brexit-Verhandlungen gab es bislang so gut wie keine Fortschritte zu vermelden.
Charttechnik Gold
Aus charttechnischer Sicht gibt es beim Goldpreis derzeit Licht und Schatten. Seit Anfang Juli kann man dem gelben Edelmetall einen starken Aufwärtsdrang attestieren, welcher zu einem Kursanstieg von über 100 Dollar führte. Im Zuge dieser Entwicklung generierte der Krisenschutz mit dem Überwinden der 200-Tage-Linie ein ausgesprochen starkes Kaufsignal.
Besonders interessant: Weil die langfristige Durchschnittslinie in den vergangenen Wochen nach oben gedreht hat, kann man unter charttechnischen Aspekten dies als Trendwechselsignal interpretieren. Mittlerweile scheint die Luft aber dünner zu werden. Zum einen, weil im Bereich von 1.340 bis 1.360 Dollar eine hartnäckige Widerstandszone wartet und zum anderen, weil der Timingindikator Relative-Stärke-Index mit aktuell 78 Prozent in der überkauften Zone notiert, wodurch sich die Gefahr eines Verkaufssignals deutlich erhöht.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.