Einmal pro Woche informiert die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC), welche Transaktionen die diversen Gruppen von Marktakteuren bei Gold-Futures gegenüber der Vorwoche getätigt haben. Aus diesem sogenannten Commitments of Traders-Report erfahren die Investoren aber auch, ob sich das allgemeine Interesse an Gold-Futures verstärkt oder abgeschwächt hat. Dies lässt sich aus der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ablesen. Noch interessanter ist für die Beobachter an den Goldmärkten aber vor allem, wie sich kommerzielle Branchenangehörige (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) im Vergleich zur Vorwoche positioniert haben. Dadurch erfahren sie, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist. Diese Informationen sind für die Einschätzung der allgemeinen Stimmungslage relativ wichtig.

In der Woche zum 6. Juni hat sich der Optimismus der spekulativen Marktakteure zum dritten Mal in Folge verstärkt. Gemäß dem am Freitagabend veröffentlichten Update der CFTC ging es zudem mit der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), wodurch sich das allgemeine Interesse an Gold-Futures ablesen lässt, kräftig bergauf. Hier war nämlich innerhalb einer Woche ein markanter Zuwachs von 434.246 auf 494.041 Futures (+13,8 Prozent) registriert worden. Noch höher fiel diese Zahl Anfang November aus, als die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten Anleger scharenweise in Gold-Futures trieb und den Open Interest vorübergehend auf über 528.000 Futures ansteigen ließ. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten war auf Wochensicht ein kräftiges Plus von 183.219 auf 216.354 Futures (+18,1 Prozent) zu beobachten, was aber ausschließlich auf die Transaktionen großer Terminspekulanten (Non-Commercials) zurückzuführen war. Sie haben nämlich ihre Long-Seite um fast 62.000 Kontrakte aufgestockt und ihr Short-Engagement um "lediglich" 24.300 Futures nach oben gefahren. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 167.090 auf 204.465 Kontrakte (+22,4 Prozent) massiv erhöht. Unter den Kleinspekulanten kam im Berichtszeitraum hingegen Skepsis auf. Ihre Netto-Long-Position reduzierte sich nämlich von 16.129 auf 11.889 Futures (-26,3 Prozent) recht deutlich.

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Goldpreis - An 1.300-Dollar-Marke gescheitert



Aus charttechnischer Sicht hat sich die Lage bei Gold leicht eingetrübt. Am Dienstag scheiterte der Goldpreis nämlich an der Marke von 1.300 Dollar und verletzte nachfolgend die leichte Unterstützungszone, die im Bereich von 1.280 Dollar angesiedelt ist. Oberhalb von 1.300 Dollar notierte das gelbe Edelmetall zuletzt Anfang November, als der Wahlsieg von Donald Trump eine temporäre Kaufwelle ausgelöst hatte. In der ersten Maihälfte generierte der Goldpreis mit dem Überwinden der 200-Tage-Linie ein starkes Kaufsignal. Besonders interessant: Es sieht so aus, als ob die langfristige Durchschnittslinie demnächst wieder nach oben drehen könnte. In der Chartlehre gilt dies als zusätzliches Kaufargument.

Mit Blick auf den Timingindikator Relative-Stärke-Index (RSI) sieht die Lage aber nicht sonderlich "rosig" aus. Dieser prallte nämlich in der vergangenen Handelswoche an der 70-Prozent-Marke ab. In der ersten Aprilhälfte trat dieser Fall letztmals ein und ließ das gelbe Edelmetall innerhalb weniger Wochen von 1.280 auf 1.220 Dollar zurückfallen. Kaufsignale entstehen beim RSI hingegen immer mit dem Überwinden der 30-Prozent-Marke, also dem Verlassen der überverkauften Zone. Im Dezember und in der ersten Maihälfte folgten auf solche Signale innerhalb weniger Wochen Goldpreissteigerungen von acht bzw. sieben Prozent.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.