Goldpreis: Die Stimmung der Profis dreht steil nach oben
· Börse Online RedaktionSo war an den Terminmärkten in der Woche zum 16. Oktober sowohl ein markanter Anstieg des Open Interest (Anzahl offener Kontrakte) von 465.250 auf 474.400 Kontrakte als auch ein massiver Stimmungswechsel registriert worden. Insgesamt hat sich die kumulierte Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten nach sechs Wochen wieder in eine Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) verwandelt. Von minus 25.900 Kontrakten drehte die Stimmung fulminant auf plus 32.000 Kontrakte. Hauptverantwortlich für die massive Stimmungsaufhellung waren in erster Linie große Terminspekulanten (Non-Commercials). Sie haben nämlich ihr Long-Exposure um 9.500 Kontrakte nach oben gefahren und zugleich ihre Short-Seite um 46.000 Futures "regelrecht rasiert". Dies hat dann dazu geführt, dass sich deren Netto-Short-Position von minus 38.200 in eine Netto-Long-Position von 17.700 Futures verwandelt hat.
Im Vergleich dazu hat sich die Stimmung unter den Kleinspekulanten (Non-Reportables) eher unauffällig entwickelt. Aber auch diese Gruppe von Marktakteuren ist optimistischer geworden, schließlich hat sich ihre Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) innerhalb einer Woche von 12.300 auf 14.300 Kontrakte signifikant erhöht. Nun darf man gespannt sein, ob der Optimismus großer und kleiner Terminspekulanten zum Dauerzustand wird. Angesichts der zahlreichen Probleme geopolitischer, finanzpolitischer und wirtschaftspolitischer Art ist die Wahrscheinlichkeit nicht von der Hand zu weisen, dass Goldinvestments in der Gunst der Anleger wieder deutlich zulegen könnten.
Auf Seite 2: Wachsender Goldappetit in den USA
Unter Börsianern wird der Oktober gerne als "Crash-Monat" tituliert, in dem es in der Vergangenheit häufig signifikante Kurseinbrüche gab. Für DAX und Dow-Jones ging es in der ersten Oktoberhälfte steil bergab. Dies hat offensichtlich selbst unter US-Anlegern zu einem leichten Umdenken geführt. Soll heißen: Die Sorglosigkeit hat etwas nachgelassen und das gelbe Edelmetall hat in der Gunst der Anleger wieder etwas zugelegt. Positiv bemerkbar hat sich dies sowohl im ETF-Sektor als auch beim Absatz von American-Eagles-Goldmünzen der US Mint gemacht. So kletterte zum Beispiel in den vergangenen acht Handelstagen die gehaltene Goldmenge des weltgrößten Gold-ETFs SPDR Gold Shares von 730,17 auf 745,82 Tonnen und beendete damit eine mehrmonatige Durststrecke mit anhaltenden Abflüssen. Doch aufzuholen gibt es noch einiges, schließlich "wog" der Gold-ETF zum Jahresultimo 837,50 Tonnen. Argumente für den Kauf von Gold sind weiterhin reichlich vorhanden. So attestierte zum Beispiel der Internationale Währungsfonds in seinem in der zweiten Oktoberwoche veröffentlichten Stabilitätsbericht einen Anstieg der Finanzmarktrisiken.
Selbst physisches Gold scheint für US-Anleger wieder eine Anlagealternative zu sein. Nachdem in den Monaten Februar, März und April die Auslieferung angesichts von Stückzahlen zwischen 3.500 und 5.500 Feinunzen fast zum Erliegen gekommen war, hat sich die Nachfrage wieder leicht belebt. So wurden zum Beispiel im September 20.500 Feinunzen Gold in Form von American Eagles ausgeliefert. Im Oktober die ausgelieferte Goldmenge bereits auf 15.000 Unzen angestiegen. Den Käufern von Goldmünzen wird normalerweise ein langfristiger Anlagehorizont nachgesagt, schließlich verteuert neben den Lieferkosten auch der Spread zwischen An- und Verkauf (aktuell über vier Prozent) den Einstandspreis einer Goldmünze erheblich. Und dieser Renditenachteil muss über einen steigenden Goldpreis erst wieder aufgeholt werden.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Besonders aussagekräftig wird das Update für Investoren aber vor allem dadurch, dass man sich über die aktuellen Gemütslagen der verschiedenen Marktakteure detailliert informieren kann. Denn der Bericht zeigt genau auf, wie sich innerhalb einer Woche die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Daraus lässt sich dann ableiten, wer optimistischer, wer skeptischer oder wer pessimistischer geworden ist. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.