Goldpreis-Entwicklung: Trendwende - Die Profis setzen wieder auf steigende Kurse
· Börse Online RedaktionEinmal pro Woche erfahren die Akteure an den Goldmärkten durch den von der US-Aufsichtsbehörde CFTC veröffentlichten Commitments of Traders-Report, welche Tendenzen an den Terminmärkten zu beobachten sind. So zeigt zum Beispiel die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) das allgemeine Interesse an Gold-Futures an. Von besonders starkem Interesse ist jedoch, ob es bei kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) bei Gold-Futures zu signifikanten Umschichtungen gekommen ist. Diese zeigen nämlich an, wer auf Wochensicht optimistischer und wer eher pessimistischer geworden ist.
In der Woche zum 1. November hat sich zum zweiten Mali in Folge das allgemeine Interesse an Gold-Futures erhöht. Im Vergleich zur Vorwoche kletterte die Anzahl offener Kontrakte von 507.617 auf 521.506 Futures (+2,7 Prozent). Zur Erinnerung: Zwei Wochen zuvor war hier noch ein Siebenmonatstief gemeldet worden. Kräftig bergauf ging es mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten, die sich auf Wochensicht von 217.599 auf 239.251 Futures (+10,0 Prozent) erhöht hat. Sowohl große als auch kleine Terminspekulanten sind im Berichtszeitraum erheblich optimistischer geworden.
Großspekulanten haben ihre Short-Seite um über 15.000 Kontrakte reduziert und zugleich ihr Long-Engagement um fast 3.000 Futures ausgebaut. Dadurch ist deren Netto-Long-Position von 196.980 auf 215.131 (+9,2 Prozent) angewachsen, das höchste Niveau seit vier Wochen. Kleinspekulanten sind ebenfalls optimistischer geworden und haben ihre Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 20.619 auf 24.120 Futures (+17,0 Prozent) ausgebaut. Dieses Comeback der spekulativen Marktakteure dürfte der Hauptgrund für das charttechnische Comeback des Goldpreises über die Marke von 1.300 Dollar gewesen sein.
Auf Seite 2: US-Goldmünzenverkäufe ziehen kräftig an
Der Dow-Jones-Index wies in den vergangenen sieben Handelstagen stets negative Vorzeichen aus und brachte damit das nachlassende Interesse an US-Aktien zum Ausdruck. Bei Gold war hingegen eine gegenläufige Entwicklung zu beobachten. So hat sich zum Beispiel die gehaltene Goldmenge des weltgrößten Gold-ETFs SPDR Gold Shares auf Wochensicht von 942,59 auf 949,69 Tonnen erhöht. Eine ähnliche Tendenz war auch bei US-Goldmünzenverkäufen der US Mint auszumachen.
So verkaufte die Münzprägeanstalt der USA im Oktober American Eagles-Goldmünzen mit einem Feingewicht von insgesamt 116.000 Feinunzen. Damit wurde das Niveau des Vormonats um 23,4 Prozent und der Vorjahresmonat sogar um über 240 Prozent übertroffen. Mag sein, dass die Oktoberumsätze aufgrund von Sondersituationen wie zum Beispiel dem gestiegenen "Trump-Risiko" besonders hoch ausfielen, dieser Aufwärtstrend lässt sich aber auch für das Gesamtjahr 2016 feststellen. In den ersten zehn Monaten verkaufte die US Mint mit 808.000 Feinunzen 14,8 Prozent mehr als in der vergleichbaren Vorjahresperiode. Um eine temporäre Kauflaune handelt es sich offensichtlich nicht.
Auch deutsche Anleger greifen verstärkt auf den Krisenschutz Gold zurück. Dies lässt sich besonders gut an der Umsatzentwicklung von XETRA-Gold (WKN: A0S9GB) ablesen. Im vergangenen Monat lag der durchschnittliche Tagesumsatz bei 11,2 Millionen Euro. Zur Erinnerung: Auf Zwölfmonatssicht lag der Vergleichswert bei 8,9 Millionen Euro und auf Dreijahressicht sogar bei lediglich 6,5 Millionen Euro. Ein Teil ist sicherlich auf den gestiegenen Goldpreis zurückzuführen. Mit 111,604 Tonnen bewegt sich dessen physisch hinterlegte Goldmenge nur leicht unter dem in den Wochen zuvor erzielten Rekordwerts. Gründe verunsichert zu sein, gibt es reichlich. Donald Trump stellt dabei lediglich eines von vielen Argumenten dar.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.