Der Wochenbericht zeigt regelmäßig auf, wie sich zum einen das allgemeine Interesse an Gold-Futures entwickelt hat. Zum anderen erfahren die Investoren aber vor allem, welche Transaktionen kommerzielle Branchenangehörige (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) bei Gold-Futures getätigt haben. Daraus können sie dann deren Meinung bzw. Markterwartung bezüglich Gold ableiten. In der Woche zum 4. Oktober hat sich das allgemeine Interesse an Gold-Futures deutlich ermäßigt. Die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) rutschte innerhalb einer Woche von 583.161 auf 544.824 Futures (-6,6 Prozent) ab. Dies stellt das niedrigste Niveau seit vier Monaten dar.

Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) ging es ebenfalls markant bergab. Auf Wochensicht gab es hier einen Rückgang von 314.594 auf 271.242 Futures (-13,8 Prozent) zu beklagen, was allerdings in erster Linie auf die Transaktionen der Großspekulanten zurückzuführen war. Auf deren Long-Seite war ein Einbruch um fast 35.000 Kontrakte zu beobachten, während zugleich die Short-Seite um 11.500 Futures nach oben gefahren wurde. Summa summarum hat sich dadurch die Netto-Long-Position der Großspekulanten von 291.904 auf 245.508 reduziert (-15,9 Prozent).

Unter den Kleinspekulanten machte sich hingegen ein verstärkter Optimismus breit. Sie haben nämlich ihre Netto-Long-Position im Vergleich zur Vorwoche von 22.690 auf 25.734 Futures (+13,4 Prozent) nach oben gefahren. In den vergangenen acht Wochen waren zwei Dinge besonders auffällig. Erstens: Große und kleine Terminspekulanten waren stets unterschiedlicher Meinung. Zweitens: Ein klarer Meinungstrend über mehrere Wochen war nicht auszumachen, vielmehr wechselte sich Zuversicht und Skepsis in schöner Regelmäßigkeit ab.

Auf Seite 2: Analysten überwiegend zuversichtlicher

Unter den Analysten herrscht hinsichtlich Gold derzeit eine leicht optimistische Stimmung. Für das vierte Quartal 2016 hat die Nachrichtenagentur Bloomberg insgesamt 35 Kursziele von Analysten erfasst. Diese reichen von 1.225 bis 1.500 Dollar und ergeben im Durchschnitt einen Wert von 1.342 Dollar. Besonders interessant: Für die kommenden Jahre rechnen die Experten im Konsens - bei wachsender Bandbreite der abgegebenen Prognosen - mit einem steigenden Goldpreis. Für das Jahr 2017 erstrecken sich die Kursziele von 1.100 bis 1.651 Dollar, der durchschnittliche Mittelwert liegt bei 1.339 Dollar.

Im Jahr 2018 erhöht sich dann die Bandbreite der Preisprognosen (Anzahl: 25) von 1.174 bis 2.200 Dollar, wobei sich ein Mittelwert von 1.394 Dollar errechnet. Wiederum ein Jahr später (Anzahl der Prognosen: 18) liegt das niedrigste Kursziel bei 1.143 Dollar und das höchste bei 2.500 Dollar. Am krassesten fallen die Meinungsunterschiede jedoch für das Jahr 2020 aus, wo von insgesamt 16 erfassten Analystenprognosen der pessimistischste Analyst einen Goldpreis von 1.148 Dollar erwartet, während der größte Optimist mit einem Anstieg auf 3.000 Dollar rechnet. Besonders interessant: Während die optimistischsten Einschätzungen allesamt von der Liechtensteiner Vermögensverwaltung Incrementum AG stammten, haben sich Rising Glory Finance (2017) und Itau Unibanco Holding (2018, 2019 und 2020) als größte "Goldbären" erwiesen.

Die erheblichen Meinungsunterschiede an den Terminmärkten und unter den Analysten kann man aber auch als positiven Begleitumstand interpretieren. Um einiges problematischer wäre wohl, wenn die komplette Finanzwelt hinsichtlich des Krisenschutzes Gold positiv gestimmt wäre. Eine solche Einigkeit müsste man dann wohl fast schon als Warnzeichen interpretieren, schließlich wären dann die meisten Anleger bereits investiert und weiteres Aufwärtspotenzial somit eher limitiert.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.