Außerdem hat sich das allgemeine Interesse an Gold-Futures in der Woche zum 9. Juli leicht ermäßigt. So hat sich zum Beispiel die Anzahl offener Kontrakte, der sogenannte Open Interest, innerhalb einer Woche von 605.900 auf 599.000 Kontrakte (-1,1 Prozent) leicht reduziert. Vor allem große Terminspekulanten sind erstmals seit Anfang Juni wieder skeptischer geworden. Doch die Lust zu verkaufen, hielt sich in Grenzen. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner gab es auf Wochensicht lediglich einen leichten Rückgang von 286.800 auf 278.400 Kontrakte (-2,9 Prozent) zu beobachten. Diese Skepsis war ausschließlich auf die Transaktionen großer Terminspekulanten (Non-Commercials) zurückzuführen. Sie haben nämlich ihre Long-Position um 6.600 Futures reduziert und zugleich ihr Short-Exposure um 7.600 Futures nach oben gefahren. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 258.900 auf 244.800 Futures (-5,4 Prozent) markant reduziert.

Kleine Terminspekulanten (Non-Reportables) sind hingegen zum fünften Mal in Folge optimistischer geworden. Sie erhöhten ihre Netto-Long-Position auf Wochensicht von 27.900 auf 33.700 Kontrakte (+20,8 Prozent). Der per Saldo zu beobachtende rückläufige Optimismus unter den spekulativen Marktakteuren sollte erst einmal in die Kategorie "Gewinnmitnahmen" eingeordnet werden. Auf den Goldpreis hat sich diese Eintrübung der Stimmung bislang kaum negativ ausgewirkt. Vor dem Wochenende sprang das gelbe Edelmetall sogar wieder deutlich über die Marke von 1.400 Dollar. Neue Sechsjahreshochs liegen daher durchaus im Bereich des Möglichen. Unter fundamentalen Aspekten spricht derzeit ebenfalls ziemlich viel für Gold. Sinkende Zinsen, hohe geopolitische Risiken und die enormen Schuldenberge sollten Anleger weiterhin dazu bewegen, auf keinen Fall auf eine "ordentliche" Goldquote zu verzichten.

WGC meldet starke Zuflüsse im ETF-Sektor


In der vergangenen Woche meldete der World Gold Council einen Grund für die starke Entwicklung des Goldpreises im ersten Halbjahr: starke Zuflüsse bei Gold-ETFs. Weltweit verzeichneten diese mit 127 Tonnen im Juni den stärksten Zuwachs seit sieben Jahren. Mittlerweile sind in dieser Form von physisch hinterlegtem Papiergold - verteilt auf den gesamten Globus - 2.548 Tonnen investiert. Am stärksten war das Kaufinteresse im Juni übrigens in Nordamerika, wo sich die Bestände um 64,9 Tonnen erhöht haben. Stark verunsichert über die Lage an den Finanzmärkten scheinen aber auch europäische Anleger zu sein. Dort haben sich nämlich die Goldbestände um 59,1 Tonnen erhöht. Asien (2,4 Tonnen) sowie der Rest der Welt (0,4 Tonnen) fielen dabei kaum ins Gewicht. Im ersten Halbjahr verzeichnen diese beiden Regionen übrigens Abflüsse von mehr als zehn Tonnen. Das soll aber nicht heißen, dass in Asien das Interesse an Gold vernachlässigbar sei. Das Gegenteil ist nämlich der Fall, schließlich konzentriert sich in dieser Region das Goldinteresse vor allem auf Schmuck sowie Barren bzw. Münzen - also physisches Gold.

Besonders interessant: Unter den fünf Wertpapieren mit den mengenmäßig höchsten Goldzuflüssen, befanden sich drei Produkte aus Großbritannien und zwei aus den USA. So vereinten zum Beispiel der SPDR Gold Shares (plus 50,8 Tonnen) und der iShares Gold Trust (plus 12,1 Tonnen) etwa 97 Prozent aller nordamerikanischen Zuflüsse auf sich. Den drei britischen Vertretern aus der Top-Five-Liste flossen im Juni insgesamt 49 Tonnen zu, was einer Quote von fast 83 Prozent der europäischen Goldkäufe entsprach. Über die Gründe für die erwachte Kauflaune angelsächsischer Investoren kann nur spekuliert werden. Normalerweise gelten sie nämlich eher als aktien- und immobilienaffine Investoren. Vielleicht sehen wir hier angesichts der Sorgen um den Brexit und die Konjunktur erste Anzeichen für sich ändernde Prioritäten.