Goldpreis-Report: Profis sehen Entwicklung immer skeptischer
· Börse Online RedaktionDer Wochenbericht informiert einerseits, wie sich das allgemeine Interesse an Gold-Futures - welches in der Anzahl offener Kontrakte zum Ausdruck kommt - entwickelt hat. Andererseits ist aber vor allem von Interesse, welche Transaktionen kommerzielle Branchenangehörige (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) bei Gold-Futures getätigt haben. Daraus lässt sich dann die aktuelle Stimmung bzw. die Markterwartung bezüglich Gold ableiten. In der Woche zum 18. Oktober hat sich das allgemeine Interesse an Gold-Futures zum dritten Mal in Folge ermäßigt. Innerhalb einer Woche reduzierte sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 500.328 auf 497.061 Futures (-0,7 Prozent). Zur Erinnerung: Anfang Juli wurde mit fast 653.000 Futures noch ein Allzeithoch erzielt.
Per Saldo hat sich kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten im Berichtszeitraum auf den niedrigsten Stand seit sieben Monaten reduziert. Auf Wochensicht kam es nämlich zu einem Rückgang von 221.199 auf 202.671 Futures (-8,4 Prozent). Maßgeblichen Anteil hatten an dieser Entwicklung vor allem Großspekulanten. Sie haben einerseits ihre Long-Seite um über 9.000 Kontrakte gekappt und zugleich die Short-Seite um mehr als 6.500 Futures nach oben gefahren. Dadurch hat sich die Netto-Long-Position der Großspekulanten von 195.219 auf 179.618 (-8,0 Prozent) markant reduziert.
Unter den Kleinspekulanten hat der Optimismus ebenfalls nachgelassen. Deren Netto-Long-Position kam auf Wochensicht von 25.980 auf 23.053 Futures (-11,3 Prozent) zurück. Das Anfang Juli markierte Jahreshoch in Höhe von 30.068 Futures wird derzeit um lediglich 7.000 Kontrakte unterschritten. Bei den Großspekulanten fehlen hingegen mehr als 189.000 Futures. Da sich ein Future auf 100 Feinunzen Gold bezieht, verbirgt sich hinter dieser Zahl - zumindest auf dem Papier - ein Goldberg von fast 570 Tonnen.
Auf Seite 2: Verkaufssignal erweist sich als "Bärenfalle"
Aus charttechnischer Sicht verlief der Handel im Oktober besonders spannend. Anfang des Monats rauschte nämlich der Goldpreis unter die 200-Tage-Linie, was in der Chartlehre als klares Verkaufssignal interpretiert wird. Allerdings kam auf dem reduzierten Kursniveau kein weiterer chartinduzierter Verkaufsdruck auf. In der zweiten Wochenhälfte verzeichnete der Goldpreis ein Comeback und überwand die langfristige Durchschnittslinie zeitweise. Damit kann man das Verkaufssignal erst einmal in die Kategorie "Bärenfalle" einordnen.
Besonders interessant: Die Entwarnung ging einher mit einem Kaufsignal des Timingindikators Relative-Stärke-Index (RSI). Dank der markanten Erholung kletterte dieser nämlich über die Marke von 30 Prozent und verließ damit die überverkaufte Zone. Letztmals gab es ein solches RSI-Kaufsignal im November 2015. Danach ging es mit dem Goldpreis bis Anfang Juli in der Spitze um über 300 Dollar bzw. 29 Prozent bergauf. Beim Weg nach oben stellen sich dem gelben Edelmetall aber einige Widerstände entgegen. Diese verlaufen im Bereich von 1.300 und 1.350 Dollar. Deren nachhaltiges Überwinden dürfte relativ schwierig werden.
Rückenwind erhielt der Krisenschutz Gold im Oktober vor allem aus dem ETF-Sektor. So verzeichnete der weltgrößte Gold-ETF SPDR Gold Shares markante Kapitalzuflüsse. Dieser führten seit Ende September zu einem Anstieg der gehaltenen Goldmenge von 947,95 auf zeitweise über 970 Tonnen, bevor es am Freitag zu Abflüssen auf 953,56 Tonnen kam. Gefragt war ETF-Gold auch unter deutschen Anlegern zu beobachten. So hat zum Beispiel die gehaltene Goldmenge von XETRA-Gold erstmals die Marke von 115 Tonnen überschritten und somit seit Jahresbeginn einen Anstieg von über 90 Prozent verbucht. Dies alles lässt vor allem einen Schluss zu: Investoren dies- wie jenseits des Atlantiks scheinen weiterhin in hohem Maße verunsichert zu sein.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.