Dies brachte der am Freitagabend veröffentlichte Stimmungsbericht der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission zu Tage. Im wöchentlichen Rhythmus liefert er auf Basis der jeweiligen Daten vom Dienstag ein aktuelles Stimmungsbild über die long bzw. short positionierten Gold-Futures kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables). Wichtigste Erkenntnis: Die spekulativen Marktakteure sind mittlerweile im historischen Vergleich extrem skeptisch bezüglich der weiteren Perspektiven von Gold.
Bei der kumulierten Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Spekulanten schlug sich dies in einem kräftigen Rückgang nieder. In der Woche zum 28. Juli kam es zu einem Minus von 21.584 auf 15.266 Futures (-29,3 Prozent). Dadurch wurde der niedrigste Wert seit dreizehneinhalb Jahren markiert. Zur Erinnerung: Ende Januar lag dieser Wert noch bei über 206.000 Futures und Ende 2009 sogar bei mehr als 308.000 Kontrakten. Dieser Meinungsumschwung kann als ungewöhnlich heftig bezeichnet werden, schließlich bezieht sich ein Gold-Future auf 100 Feinunzen Gold. Somit repräsentiert ein Gold-Future gegenwärtig einen Geldwert von fast 110.000 Dollar.
Sowohl Großspekulanten (Non-Commercials) als auch Kleinspekulanten (Non-Reportables) drückten in der vergangenen Woche verstärkt auf die "Verkaufen-Taste". Bei Großspekulanten kam es bei der Netto-Long-Position auf Wochensicht zu einem Rückgang von 28.279 auf 24.465 Futures (-13,5 Prozent). Bei Kleinspekulanten (Non-Reportables) erhöhte sich hingegen deren Pessimismus. Dies schlug sich in einer von minus 6.695 auf minus 9.199 Kontrakte ausgedehnten Netto-Short-Position (pessimistische Markterwartung) nieder. In der Vergangenheit erwiesen sich Phasen, in denen Terminspekulanten skeptisch oder gar pessimistisch gestimmt waren, häufig als gute Einstiegsmöglichkeit. Problem: Eine miese Stimmung kann theoretisch immer noch mieser werden. Diesen Tiefpunkt zu erwischen, stellt sich in der Regel als ein schwieriges Unterfangen dar.
Auf Seite 2: Tiefster Stand seit fünfeinhalb Jahren
Der Goldchart sorgt derzeit nicht gerade für allzu gute Laune. Nach dem Unterschreiten der relativ wichtigen Unterstützung von 1.140 Dollar versucht sich das gelbe Edelmetall derzeit an einer Bodenbildung - bislang ohne Erfolg. Die 200-Tage-Linie zeigt klar nach unten, was chartorientierte Investoren gar nicht gerne sehen. Etwas Hoffnung macht lediglich der Timingindikator Relative-Stärke-Index. Dieser hat sich nämlich von der eindeutig überverkauften Zone von 20 Prozent in Richtung 30 Prozent hochgearbeitet. Sollte diese Hürde "geknackt" werden, entstünde ein charttechnisches Kaufsignal. Problem: In den vergangenen Jahren ging es nach solchen Ereignissen mit dem Goldpreis teilweise kräftig nach oben, letztendlich waren dieses Rebounds aber stets von temporärer Natur.
ETF-Investoren drückten im Juli verstärkt auf den "Verkaufsknopf". Dies ließ sich am weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares besonders eindrucksvoll ablesen. Dessen gehaltene Goldmenge musste innerhalb eines Monats einen Gewichtsverlust von fast 39 Tonnen hinnehmen. Auf Basis des aktuellen Goldpreises entspricht dies einem Gegenwert von über 1,3 Milliarden Dollar. Mit aktuell 672,70 Tonnen bringt dieses Papiergold-Produkt mittlerweile sogar weniger auf die Waage als im September 2008. Zur Erinnerung: Damals standen die globalen Finanzsysteme aufgrund der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers kurz vor dem Zusammenbruch. Nun scheint der Krisenschutz selbst in der Krise zu stecken.
Aber endgültig haben selbst die US-Amerikaner die Lust auf physisches Gold offensichtlich noch nicht verloren. Darauf deuten zumindest die Juli-Verkäufe bei American-Eagle-Goldmünzen der staatlichen Prägeanstalt US Mint hin. Mit 317.500 verkauften Münzen mit einem Gesamtgewicht von 170.000 Feinunzen erzielte man das beste Absatzergebnis seit April 2013. Damals wurden 209.500 Feinunzen in Form von American Eagles unters Volk gebracht. Interessanterweise gab es auch damals, als sich das Edelmetall in einer charttechnisch prekären Lage befand, aufgrund einer in einer Zeit besonders geringer Liquidität lancierten ungewöhnlich großen Verkaufsorder einen starken Preiseinbruch. Am 20. Juli beschädigte erneut eine solche Großorder erneut das Marktsentiment von Gold.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.