Einmal pro Woche verfolgen die Akteure an den Goldmärkten mit großer Aufmerksamkeit den von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) veröffentlichten Bericht über die aktuelle Stimmung an den Terminmärkten. Dieser sogenannte Commitments of Traders-Report zeigt unter anderem auf, wie sich im Vergleich zur Vorwoche das allgemeine Interesse an Gold-Futures entwickelt hat.
Messbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), wobei einem Future papiermäßig der Gegenwert von 100 Feinunzen Gold zugrunde liegt. Besonders interessant wird das Update für Investoren aber vor allem dadurch, dass man sich über konkrete Stimmungen diverser Gruppen von Marktakteuren informieren kann. So zeigt der Bericht auf, wie sich innerhalb einer Woche die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Daraus können Anleger dann ableiten, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.
In der Woche zum 7. August gab es erneut keinen Stimmungswechsel unter den Terminmarktprofis zu vermelden. Leicht bergauf ging es lediglich mit dem allgemeinen Interesse an Gold-Futures. So hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) innerhalb einer Woche von 452.700 auf 459.500 Kontrakte (+1,5 Prozent) erhöht.
Ein kräftiger Dämpfer gab es jedoch zum vierten Mal in Folge bei den spekulativen Marktakteuren zu beobachten. Die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten rutschte nämlich von 47.900 auf 25.600 Futures (-46,6 Prozent) kräftig in den Keller. Dies stellte den geringsten Optimismus seit Januar 2016 dar.
Große Terminspekulanten waren für diese Negativtendenz hauptverantwortlich. Sie haben nämlich auf der einen Seite ihr Long-Exposure um 1.000 Kontrakte reduziert und zugleich ihre Short-Seite um fast 22.000 Futures nach oben gefahren. Dadurch musste deren Netto-Long-Position ein empfindliches Minus von 35.300 auf 12.700 Futures (-64,0 Prozent) hinnehmen.
Kleinspekulanten sind auf Wochensicht indes "einen Tick" optimistischer geworden, was sich an der von 12.600 auf 12.900 Kontrakte (+2,4 Prozent) gestiegenen Netto-Long-Position abzulesen war. Vor allem unter den Großspekulanten kann die Stimmung als "stark überverkauft" bezeichnet werden. Im Dezember 2015 war deren Stimmung noch deutlicher im Keller. Wichtig zu wissen: Damals folgte beim Goldpreis eine siebenmonatige Kursrally mit einem Kurssprung von über 300 Dollar.
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Globaler Aderlass bei Gold-ETFs
Erheblichen Verkaufsdruck erfährt das gelbe Edelmetall derzeit nicht nur von den Terminmärkten, auch bei ETFs haben massive Abgaben zu einem global zu beobachtenden Rückgang der physisch hinterlegten Goldmengen geführt.
Der World Gold Council hat in der vergangenen Woche diesbezüglich aktuelle Julizahlen veröffentlicht. Diese waren von einer markanten Reduktion der gehaltenen Goldmengen in den wichtigsten Regionen Nordamerika, Europa und Asien gekennzeichnet. Weltweit gab es Goldabflüsse in Höhe von 38,6 auf 2.393,6 Tonnen zu beklagen.
Im großen Stil haben sich vor allem nordamerikanische Investoren von Gold-ETFs getrennt. Allein im Juli haben sich die Goldbestände der dort beheimateten Finanzprodukte um 25,0 auf 1.223,7 Tonnen (-2,0 Prozent) reduziert, während in Europa ein moderates Minus von 8,0 auf 1.044,6 Tonnen (-0,8 Prozent) zu Buche schlug. Für die Region Asien fiel der gemeldete Rückgang um 5,1 auf 90,5 Tonnen in absoluten Zahlen zwar überschaubar aus, relativ betrachtet ging es dort mit über fünf Prozent am steilsten bergab.
Betrachtet man ausschließlich die Entwicklung im Jahr 2018, wird offensichtlich, wer sich von Gold massiv verabschiedet hat: Nordamerika. Von Januar bis Juli waren dort Abflüsse in Höhe von 20,2 Tonnen registriert worden, während in Europa und Asien Zuflüsse von 44,4 bzw. 5,7 Tonnen zu Buche schlugen.
Per Saldo ergab sich dadurch ein weltweiter Anstieg der von ETFs gehaltenen Goldmengen in Höhe von 22,3 Tonnen. Offensichtlich stehen Europäer und Asiaten einem Goldinvestment via ETF derzeit aufgeschlossener gegenüber, während US-Anleger weiterhin an Aktien, Immobilien, Anleihen, die Geldpolitik der Fed und die Stärke der US-Wirtschaft glauben. Vielleicht sind sie aber auch nur sorgloser als der Rest der Welt.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.