Bergauf ging es auch mit dem allgemeinen Interesse an Gold-Futures, ablesbar an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest). In der Woche zum 18. Juni kam es hier zu einem markanten Anstieg von 496.700 auf 525.600 Futures (+5,8 Prozent), den höchsten Wert seit drei Monaten. Besonders auffällig: Zum dritten Mal in Folge hat sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten im zweistelligen Prozentbereich erhöht. Diesmal war im Berichtszeitraum ein Plus von 202.000 auf 223.900 Kontrakte (+10,8 Prozent) zu beobachten. Noch optimistischer gestimmt waren die spekulativen Marktakteure zuletzt Ende März 2018. Wie in den Wochen zuvor waren vor allem große Terminspekulanten (Non-Commercials) für diesen Positivtrend hauptverantwortlich. Deren Long-Exposure hat sich mit 24.500 Futures deutlich stärker erhöht als das Short-Engagement (plus 4.400 Kontrakte). Dadurch machte die Netto-Long-Position einen ordentlichen Satz nach oben und legte von 184.200 auf 204.300 Futures (+10,9 Prozent) zu.
Auch kleine Terminspekulanten (Non-Reportables) sind zuversichtlicher geworden und haben ihre Long-Seite überdurchschnittlich stark nach oben geschraubt. Dies schlug sich in einer von 17.800 auf 19.500 Kontrakte (+9,6 Prozent) gestiegenen Netto-Long-Position nieder. Wichtig zu wissen: Die aktuelle Marktstimmung unter den Terminmarktprofis basierte auf den Daten vom vergangenen Dienstag. Der Angriff des Goldpreises auf die Marke von 1.400 Dollar erfolgte hingegen erst zur Wochenmitte und ist somit in dieser Momentaufnahme noch gar nicht enthalten.
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Charttechnisch überkauft
Vier starke Tage haben genügt, um das gelbe Edelmetall auf 1.400 Dollar zu hieven. Damit markierte der Krisenschutz den höchsten Stand seit über fünfeinhalb Jahren. Da die markante Widerstandszone um 1.350 Dollar nun relativ deutlich "geknackt" wurde, entstand ein starkes Kaufsignal und hat die charttechnische Lage spürbar aufgehellt. Der Kurssprung auf 1.400 Dollar könnte der Vorbote für einen Wechsel vom Seitwärts- in den Aufwärtsmodus gewesen sein. Problem dabei: Mittlerweile zeigt der Timingindikator Relative-Stärke-Index (aktuell: 79 Prozent) mit dem Überwinden der Marke von 70 Prozent eine überkaufte Lage an. Sollte diese "Hausnummer" wieder unterschritten werden, wäre dies als charttechnisches Verkaufssignal zu werten. In den vergangenen fünf Jahren reagierte Gold auf solche Ereignisse häufig mit einem Kurseinbruch im mehr als zweistelligen Prozentbereich. Für ein hohes Maß an charttechnischer Spannung wäre somit auf jeden Fall gesorgt.
Erheblicher Rückenwind kommt derzeit aber auch von fundamentaler Seite. Die Angst vor einer US-Rezession, die in der Vorwoche erfolgte Fed-Ankündigung einer baldigen US-Leitzinssenkung sowie die latente Kriegsgefahr zwischen den USA und dem Iran dürfte jedoch gegen einen markanten Kurseinbruch des Goldpreises sprechen. Dass US-Blue-Chips nahe am Rekordhoch notieren und zugleich der traditionelle Krisenschutz vor Stärke geradezu strotzt, sollte als Beleg für eine starke Verunsicherung der Investoren interpretiert werden. Messbar wird dieses Risiko vor allem durch die von Terminbörsenbetreibern berechnete Volatilitätsindizes. Monatelang war mit einem Goldinvestment ein geringeres Risiko verbunden als mit einem Investment in den S&P-500-Index. Mittlerweile befinden sich die betreffenden Volatilitätsindizes mit ungefähr 15 Prozent jedoch wieder auf Augenhöhe, weil der VIX in den vergangenen Wochen bergab und der GVZ bergauf tendierte. Da bei Gold keine Diversifikation auf 500 Einzelwerte vorliegt, spricht die aktuelle Marktlage weiterhin eher für Gold als für US-Aktien.