So hat sich zum Beispiel das allgemeine Interesse an Gold-Futures signifikant verstärkt. In der Woche zum 17. November war nämlich bei der Anzahl offener Kontrakte - dem sogenannten Open Interest - ein Plus von 547.400 auf 557.500 Futures (+0,5 Prozent) registriert worden. Während Großspekulanten (Non-Commercials) deutlich optimistischer wurden, hat unter den Kleinspekulanten (Non-Reportables) die Skepsis marginal zugenommen. Deutlich bergauf ging es mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten. Sie hat sich nämlich innerhalb einer Woche von 283.400 auf 294.600 Kontrakte (+3,9 Prozent) erhöht.

Unter den Großspekulanten war vor allem eines auffällig: Weil das Short-Exposure um 350 Kontrakte zurückgefahren und zugleich die Long-Seite um 11.200 Futures aufgestockt wurde, bescherte dies der Netto-Long-Position einen kräftigen Zuwachs von 239.700 auf 251.300 Futures (+4,8 Prozent). Nennenswerte Umschichtungen gab es bei kleinen Terminspekulanten weder auf der Long-Seite noch auf der Short-Seite zu vermelden. Per Saldo kam es gegenüber der Vorwoche lediglich zu einem leichten Rückgang der Netto-Long-Position von 43.700 auf 43.300 Futures (-0,9 Prozent). Der Goldpreis hat in der vergangenen Woche zwar an Attraktivität eingebüßt, trotz eines leichten Wochenverlusts von 1,1 Prozent setzte er aber seine seit drei Monaten zu beobachtende Seitwärtstendenz weiter fort.

Risikoaversion lässt deutlich nach


Nachdem es innerhalb kurzer Zeit ausgesprochen positive Meldungen über erfolgreiche Studienergebnisse von drei potenziellen Covid-19-Impfstoffen gegeben hat, haben sich viele ETF-Investoren von ihrem physisch hinterlegten Papiergold im großen Stil getrennt. Beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares gab es zum Beispiel in den vergangenen beiden Wochen bei den gehaltenen Goldbeständen Abflüsse von 1.260,30 auf 1.220,17 Tonnen (minus 40,13 Tonnen) zu vermelden. Weil sich solche Goldkäufe - im Gegensatz zu Barren- und Goldmünzeninvestments - durch niedrige Transaktionskosten bzw. Geld/Brief-Spreads auszeichnen, bieten sie sich auch bei einem kurzfristigen Anlagehorizont an. In einem aktuellen Marktbericht werden sie vom World Gold Council als "populärer Zugang zum Goldmarkt" gelobt.

Seit der Einführung des ersten physisch besicherten Wertpapiers (SPDR Gold Shares) im Jahr 2003 verzeichnete die Produktgattung einen regelrechten Siegeszug, was sich an der Explosion der Goldbestände von null auf aktuell 3.874 Tonnen ablesen lässt und einen aktuellen Marktwert von 233 Milliarden Dollar repräsentiert. In dem Artikel des WGC wird übrigens auf eine interessante Begleiterscheinung hingewiesen: Nach der erfolgreichen Einführung von physisch hinterlegtem Papiergold haben sich die Prämien von Goldmünzen wie dem American Eagle, dem Maple Leaf, dem Känguru und dem Wiener Philharmoniker signifikant reduziert. Somit dürften auch die Fans von echtem Goldbesitz in Form von Barren und Münzen von der Markteinführung dieser neuen Spezies profitiert haben.

Aus charttechnischer Sicht kann man dem Goldpreis auf dem erhöhten Niveau ein hohes Maß an relativer Stärke attestieren. Markante Verkäufe nach der diesjährigen Kursrally um 23 Prozent blieben bislang aus. Ungemach droht allerdings, falls die Marke von 1.800 Dollar markant verletzt werden sollten. Hier verläuft nämlich nicht nur eine leichte Unterstützungszone, sondern auch die unter Chartisten in der Regel mit Argusaugen beobachtete 200-Tage-Linie. Der Respekt vor dieser Marke dürfte zwar relativ groß sein, ein Unterschreiten der langfristigen Durchschnittslinie stellt aber höchstwahrscheinlich kein Ende der Erfolgsstory Gold dar. Nur zur Erinnerung: Mitte März rutschte das gelbe Edelmetall für wenige Tage unter diesen Indikator, um danach eine Rally von über 600 Dollar auf ein neues Rekordhoch zu vollziehen. Deshalb sollten Anleger die aktuelle Korrekturphase eher als Atempause vor dem nächsten Ausflug in höhere Regionen interpretieren.