Goldpreis: Unter den Terminmarkt-Profis wächst die Skepsis
· Börse Online RedaktionIm wöchentlichen Rhythmus veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission den sogenannten Commitments of Traders-Report. Dieser informiert die Akteure an Goldmärkten über wichtige Trends und aktuelle Stimmungen bei Gold-Futures. Über das Update erfährt man zum Beispiel, ob sich im Vergleich zur Vorwoche das allgemeine Interesse an Gold-Futures erhöht oder abgeschwächt hat. Dies kommt durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum Ausdruck, wobei ein Gold-Future den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold bewegt. Besonders stark interessieren sich die Anleger aber vor allem für die getätigten Transaktionen und die daraus resultierenden Stimmungsveränderungen der unterschiedlichen Gruppen von Marktakteuren. Diese zeigen nämlich auf, wie sich die Stimmungen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Dadurch lassen sich dann Rückschlüsse ziehen, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.
Obwohl die weltweit wichtigsten Aktienindizes in der vergangenen Woche mitunter kräftige Verluste verbucht hatten, entwickelte sich der Goldpreis mit einem Wochenminus von 0,6 Prozent relativ enttäuschend. Mit der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), an der sich das allgemeine Interesse an Gold-Futures zum Ausdruck ablesen lässt, ging es in der Woche zum 27. Februar zwar von 528.200 auf 532.900 Kontrakte (+0,9 Prozent) nach oben, beim Optimismus der spekulativen Marktakteure war jedoch eine signifikant nachlassende Tendenz zu beobachten. Die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten hat sich nämlich auf Wochensicht von 214.900 auf 199.800 Futures (-7,0 Prozent) reduziert.
Die wachsende Skepsis war unter großen wie kleinen Terminspekulanten auszumachen. So reduzierte sich die Netto-Long-Position der Großspekulanten von 190.900 auf 178.700 Kontrakte (-6,4 Prozent), während bei kleinen Terminspekulanten im selben Zeitraum ein Rückgang von 24.000 auf 21.100 Futures (-12,1 Prozent) zu beobachten war. Fazit: Dass sich der Goldpreis trotz dieser negativen Entwicklung recht gut gehalten hat, lässt sich durchaus als Anzeichen für ein hohes Maß an relativer Stärke interpretieren.
Auf Seite 2: Desinteresse unter US-Investoren
Trotz des Anfang Februar erfolgten Kurseinbruchs bei US-Aktien und trotz der zeitweise regelrecht explodierten Aktienvolatilität scheinen US-Investoren dank robuster Konjunkturdaten nicht sonderlich verunsichert zu sein. Ihre Goldnachfrage fiel in den Monaten Januar und Februar nämlich ausgesprochen bescheiden aus. Dies lässt sich zum einen an der leicht negativen Entwicklung der gehaltenen Goldmenge des weltgrößten Gold-ETFs SPDR Gold Shares besonders gut ablesen. Hier gab es seit dem Jahreswechsel nämlich einen leichten Rückgang von 837,50 auf 833,98 Tonnen zu beobachten.
Eine stark nachlassende Nachfrage hat aber vor allem die nationale Prägeanstalt US Mint registriert. Deren American-Eagles-Goldmünzen wurden im Januar (58.500 Feinunzen) und Februar 2018 (5.500 Feinunzen) deutlich seltener als in der vergleichbaren Vorjahresperiode geprägt. Mit insgesamt 145.000 Feinunzen wurden in den ersten beiden Monaten des Jahres 2017 die Auslieferungen der vergangenen beiden Monate um über 126 Prozent übertroffen. Händler berichten, dass US-Investoren anderen Anlageklassen - wie zum Beispiel Aktien oder Kryptowährungen - mehr zutrauen als dem vermeintlich altmodischen Krisenschutz Gold. Ob sie mit dieser Strategie richtig liegen, werden wir wohl erst in einigen Jahren erfahren.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.