Einmal pro Woche erfährt die Öffentlichkeit von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission, welche Tendenzen bei Gold-Futures zu beobachten waren. So informiert der Commitments of Traders-Report unter anderem, wie sich das allgemeine Interesse an Gold-Futures entwickelt hat. Ablesbar ist dies an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest). Noch interessanter sind jedoch die Erkenntnisse, welche Transaktionen kommerzielle Branchenangehörige (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) auf Wochensicht durchgeführt haben. Dadurch erfährt man nämlich, wer mit Blick auf Gold optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

Mit der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ging es in der Woche zum 7. März spürbar nach unten. Diese ermäßigte sich nämlich von 446.081 auf 434.401 Futures (-2,6 Prozent). Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten war ebenfalls ein Rückschlag registriert worden. Obwohl diese durch unterschiedliche Stimmungsschwankungen gekennzeichnet waren, kam es zum heftigsten Rückgang seit Mitte November. Konkret schlug sich dies in einem Minus von 179.907 auf 152.648 Futures (15,2 Prozent) nieder.

Diese wachsende Skepsis war vor allem unter den Großspekulanten zu beobachten, die aufgrund einer starken Reduktion long positionierter Futures (-17.500 Kontrakte) bei gleichzeitigem Ausbau des Short-Exposure (+12.600 Futures) ihre Netto-Long-Position von 163.798 auf 133.685 Kontrakte (-18,4 Prozent) kräftig zurückgefahren haben. Kleinspekulanten sind hingegen optimistischer geworden und haben ihre Netto-Long-Position von 16.109 auf 18.963 Futures (+17,7 Prozent) kräftig erhöht.

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Das charttechnische Sentiment hat sich beim Goldpreis markant eingetrübt. So rutschte der Krisenschutz im Wochenverlauf unter die mittelfristige 100-Tage-Linie, was in der Chartlehre als Verkaufssignal gilt. Weiteres Problem: Noch im Februar sah es so aus, als ob die Durchschnittslinie nach oben dreht - mittlerweile orientiert sie sich wieder leicht in tiefere Regionen. Selbiges Schicksal droht im Falle einer anhaltend labilen Goldpreisentwicklung auch der im Bereich von 1.260 Dollar angesiedelten 200-Tage-Linie. Charttechniker werten steigende Durchschnittslinien tendenziell positiv und fallende Linien eher negativ.

Eine wichtige Unterstützungszone verläuft derzeit im Bereich von 1.200 Dollar. Diese reicht bis Ende 2014 zurück und war auch im Frühjahr 2015 sowie im ersten Halbjahr 2016 mehrfach erfolgreich getestet worden. Am vergangenen Freitag rutschte der Goldpreis zeitweise darunter, was bislang aber noch keinen zusätzlichen Verkaufsdruck ausgelöst hat. Auf kurze Sicht hat das Verteidigen dieser Marke allerdings aber höchste Priorität. Sollte dies nicht gelingen, droht ein Kursrutsch in Richtung des im Dezember bei 1.130 Dollar markierten 52-Wochentiefs.

Obwohl ein Anheben der US-Leitzinsen am kommenden Mittwoch bereits eine ausgemachte Sache zu sein scheint, sollten Anleger eines dabei nicht vergessen. Weil die Inflation auf dem Vormarsch ist, hat das deutlich gestiegene Renditeniveau von europäischen und US-Staatsanleihen das Problem negativer Realzinsen bislang noch nicht beseitigt. Das heißt: Vor allem mit deutschen Anleihen wird derzeit systematisch Geldvermögen vernichtet, weil die Inflation höher ausfällt als die Rendite von Bundesanleihen. So lag beispielsweise die deutsche Inflationsrate im Januar bei 2,2 Prozent p.a., während die 30-jährige Bundesanleihe eine extrem magere Rendite von 1,2 Prozent bot. Einen richtig attraktiven Eindruck hinterlässt ein solches Investment wohl kaum, zumal das Kursrisiko von Staatsanleihen enorm ist und somit weiteres Vermögensvernichtungspotenzial in sich birgt.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.