"Ich trinke nie Champagner, aber am vergangenen Mittwoch Mittag habe ich Champagner getrunken", sagte Gottfried Heller, Mitgründer der Vermögensverwaltung Fiduka, am Samstag in München. Die Ergebnisse der Halbzeitwahlen ("Midterm Elections") in den USA lassen den Börsenexperten feiern. Erstmals seit acht Jahren erobern die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus zurück. Aber: Das dürfte dem amtierenden US-Präsidenten Donald Trump das Regieren in Zukunft schwerer machen. "Der Ausgang dieser Wahl könnte Trump wohl noch aggressiver werden lassen", warnt Heller.

Und auch neben Trump haben die Märkte Heller zufolge mit einem "Sack voll Problemen" zu kämpfen, der Handelsstreit mit den USA, der bevorstehende Brexit oder die Schuldenkrise in Italien. In der Geldpolitik sieht der Anlegeprofi eine weitere bedenkliche Situation für die Börsen: Die Zinsen steigen wieder, nachdem sie 33 Jahre lang gefallen, und gleichzeitig die Aktienkurse geklettert, sind. 2015 hatte die Notenbank Federal Reserve (Fed) den Geldmarktzins zum ersten Mal angehoben, seitdem noch weitere acht Mal. Er steht jetzt bei 2,25 Prozent - die Nullzins-Zeiten in den USA sind eindeutig vorbei, betont Heller. So auch in der Eurozone: Die Europäische Zentralbank (EZB) wird die Zinsen wohl im kommenden Jahr erstmals anheben.

Zu rasche Zinserhöhungen könnten einen Absturz an der Börse verursachen, was eine weltweite Wirtschaftskrise auslösen könnte, warnt der Experte. Bereits heute würden die Zinserhöhungen der Fed einige Schwellenländer wie die Türkei oder Argentinien in Zahlungsnöte bringen. "Nicht auszudenken, welche Folgen deutlich höhere Zinsen hätten".

Die Schwankungen an den Börsen werden Heller zufolge durch die Unsicherheiten und Risiken weiter zunehmen. Einen Vorgeschmack darauf bekomme man bereits in diesem Jahr. Wie können sich Anleger also ein wetterfestes und stabiles Portfolio schaffen? Die Antwort des Kostolany-Weggefährten: Langfristig in verschiedene Anlageklassen mit eingebauten Sicherheitselementen und Stoßdämpfern investieren. "Man muss so abgesichert sein wie ein Mann mit Gürtel und Hosenträger", scherzt Heller.

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Mehr verdienen, weniger riskieren



Die Strategie dahinter ist simpel. Heller setzt auf börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Statt der langatmigen Selektion einzelner Aktien kauft der Anleger ein Paket aus Werten zu den gleichen Gebühren. "So ein Index ist ja etwas Lebendiges, nichts was man einmal in Eisen gießt", unterstreicht der Börsenexperte seine Strategie. Die Indizes seien bereits eine Elite-Auswahl, da schwache Aktien immer wieder durch neue, gute Aktien ersetzt werden würden.

Mit den ETFs könne der Anleger - anders als mit Standardaktien - langfristig höhere Renditen bei gleichzeitig reduziertem Risiko erzielen. Wichtig sei es vor allem, in verschiedene Anlageklassen auf der ganzen Welt zu investieren, denn eine breite Streuung würde zusätzlich für Stabilität sorgen.

Bei der Wahl der richtigen Aktienklasse hat Heller klare Gewinner: Niedrigbewertete Value-Aktien, Nebenwerte sowie Schwellenländer-Aktien sind seine Favoriten. Vor allem in Schwellenländern sieht der Anlageprofi großes Potenzial. Die breite Bevölkerung in den Emerging Markets sei jung - im Gegensatz zu Deutschland, das mit einer alternden Bevölkerung stark zu kämpfen hat - und würden auch in Zukunft für dynamisches Wachstum sorgen. Value-Aktien würden im Vergleich zu Wachstumsaktien langfristig besser abschneiden und die besseren Renditen liefern. Und auch die "Kleinen" dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Nebenwerte, sogenannte Small Caps, lieferten langfristig höhere Erträge als große Standardaktien.

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Das Fazit



Die Risikodämpfung geht Hand in Hand mit einer breiten Streuung, ist sich Heller sicher. Mit der Übergewichtung der drei Aktienklassen - Value- sowie Schwellenländer-Aktien und Small Caps - ließe sich das Risiko um 60 Prozent senken. Um das Verlustrisiko noch weiter abzusenken, empfiehlt der Experte, risikofreie Anleihen ins Portfolio zunehmen. Durch die Beimischung von Unternehmensanleihen mit kurzer Laufzeit oder Geldmarktfonds, würde die Volatilität des Portfolios sinken - allerdings auch die Rendite.

Diese Strategie zeigt Heller im Fiduka Pro Select Weltfonds: Der Aktienanteil liegt bei 70 Prozent, der Rest ist in Anleihen investiert, deshalb handelt es sich um einen sogenannten Mischfonds. Insgesamt besteht der Fonds aus 21 ETFs mit knapp 12.600 Einzelwerten. Value- beziehungsweise Dividendenaktien, Nebenwerte und Emerging Markets machen insgesamt 55 Prozent der Titel aus. "Kleine Aktien werden bei uns genauso hoch gewertet wie die Großen". Und Hellers Strategie scheint erste Früchte zu tragen. Das Börsenjahr 2018 war geprägt von großen Schwankungen. Der deutsche Leitindex DAX verlor seit Jahresbeginn zwölf Prozent. Der Pro Select Weltfonds dagegen verlor nur 1,5 Prozent.

Aussichten



Die Unsicherheiten und Spannungen werden im kommenden Börsenjahr nicht weniger werden, da ist sich Heller sicher. Die radikale Außen-, Wirtschafts- und Handelspolitik von Trump wird sich vor allem in zwei bis drei Jahren rächen: Schwächeres Wachstum und gleichzeitig eine kostenverursachte höhere Inflation. Doch nicht alles ist schlecht. Gerade die Mehrheit der Demokraten im Repräsentantenhaus sieht der Börsenexperte als gute Chance für den Markt. Denn ein Patt im Kongress, das sehe man an der Vergangenheit, fördere auch immer die besten Börsenergebnisse.

Gottfried Heller ist Senior Partner der FIDUKA-Depotverwaltung in München und gilt als einer der besten Kenner der internationalen Finanzmärkte.