Wenn an den Kapitalmärkten weltweit von "Bunds" die Rede ist, wird von Anleihen des deutschen Staates gesprochen. Bundesanleihen gelten wie Staatsanleihen der USA als ausfallsicher. Die mit diesen Papieren zu erzielende risikolose Rendite ist für Investoren der Maßstab bei der Beurteilung der Ertragsmöglichkeiten anderer Anlagen. Wegen der internationalen Bedeutung der deutschen Staatsanleihen wird nun auch mit besonderem Interesse verfolgt, dass die Finanzagentur die erste grüne Bundesanleihe an den Markt bringt - obwohl andere Staaten der Eurozone wie Frankreich, Belgien, Irland oder die Niederlande ihre ersten Green Bonds längst emittiert haben. Denn die grüne Bundesanleihe bietet künftig eine risikofreie grüne Referenzrendite.
Zunächst wurde am Mittwoch ein zehnjähriges Papier mit einem Volumen von 6,5 Milliarden Euro platziert - die Nachfrage war enorm. Eine fünfjährige grüne Bundesanleihe dürfte im vierten Quartal folgen. Nach und nach will die Finanzagentur weitere Green Bonds mit den bei Bundeswertpapieren üblichen Laufzeiten emittieren. So soll neben der herkömmlichen Renditekurve - der grafischen Darstellung der jeweiligen Renditen für verschiedene Laufzeiten - eine grüne Renditekurve entstehen.
Investoren schätzen an den Schuldtiteln der Bundesrepublik die hohe Liquidität und die gute Handelbarkeit selbst in Stressphasen. Damit dieser Vorteil auch für die grünen Papiere gilt, hat sich die Finanzagentur das Zwillingskonzept ausgedacht. Jede neue grüne Bundesanleihe hat die gleichen Konditionen wie eine konventionelle, bereits emittierte Bundesanleihe. Und Investoren können den grünen Bond jederzeit bei der Agentur in das normale Papier tauschen. Die neue zehnjährige grüne Anleihe (ISIN: DE 000 103 070 8) läuft wie der konventionelle Bond (DE 000 110 250 7), der im Juni emittiert wurde, bis August 2030 und hat einen Kupon von null Prozent.
Interessant wird sein, wie sich die Kurse und Renditen der beiden Bondarten entwickeln. Zurzeit liegt die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe bei minus 0,48 Prozent. Analysten rechnen wegen des großen Interesses an nachhaltigen Geldanlagen damit, dass Investoren für die grünen Bundesanleihen einen kleinen Renditeabschlag von bis zu 0,05 Prozentpunkten in Kauf nehmen werden. Die Rendite auf Endfälligkeit wäre bei der grünen Anleihe also noch tiefer im negativen Bereich als beim konventionellen Bond. Für Privatanleger, die Anleihen kaufen, um sie bis Fälligkeit zu halten, sind beide Arten von Bundesanleihen derzeit kaum interessant. Sie können aber zu einem Fonds greifen, der auch in anderen Ländern investiert und sich nicht nur auf Staatsanleihen beschränkt. Green Bonds werden von zahlreichen Unternehmen begeben. Auch staatliche Förderbanken wie die deutsche KfW sind wichtige Emittenten an diesem Markt.
Das mit Green Bonds eingesammelte Kapital wird nur für bestimmte Umweltprojekte eingesetzt - das ist bei Unternehmen ebenso der Fall wie bei Ländern. Für grüne deutsche Staatsanleihen kommen Ausgaben des Bunds in fünf Sektoren infrage: Neben Verkehr sowie internationaler Zusammenarbeit gehören dazu der Bereich Forschung, Innovation und Information, zudem Energie und Industrie sowie schließlich Land- und Forstwirtschaft, Naturlandschaften und biologische Vielfalt.
Obwohl das Geld aus Green Bonds nur für bestimmte Projekte eingesetzt wird, sind die Anleihen nicht speziell damit besichert. Sollte etwa ein Unternehmen pleitegehen, würden die Green Bonds nicht anders behandelt als normale Anleihen des Unternehmens - alle Gläubiger müssten sich um das insgesamt noch vorhandene Vermögen streiten. Derzeit haben Green Bonds lediglich einen Anteil von 2,5 Prozent am gesamten europäischen Anleihemarkt. Allerdings wächst das Segment stark - und dürfte durch die grünen Bundesanleihen einen weiteren Schub bekommen.
Breit gestreut in grüne Anleihen: Der Fonds investiert in Green Bonds, die von Staaten oder Firmen in Euro emittiert wurden. Die Green Bonds müssen bestimmte Standards erfüllen, zudem können bestimmte Emittenten grundsätzlich ausgeschlossen werden.