Das ist gut drei Mal so viel wie von Ökonomen vorausgesagt wurde und folgt auf zwei Monate mit schrumpfender Produktion. Dafür sorgte vor allem das Comeback der Autobranche, die lange von fehlenden Teilen wie Mikrochips behindert wurde: Sie fuhr ihre Herstellung diesmal um 12,6 Prozent nach oben.
"Trotz der guten Produktionszahlen im Oktober ist die deutsche Industrie noch nicht über den Berg", warnte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer vor zu viel Optimismus. So liegt die Produktion aktuell noch um 6,5 Prozent niedriger als im Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland. Fast drei Viertel der Unternehmen klagen derzeit darüber, dass der Materialmangel ihre Produktion behindert. Dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zufolge wird sich daran so schnell nichts ändern. "Eine Entspannung bei den Lieferkettenproblemen ist leider noch nicht in Sicht", sagte DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen.
"JEDER CONTAINER HILFT"
ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski sprach zumindest von einem Hoffnungsschimmer. "Die Industrieproduktion war aber auch so schwach, dass jeder einzelne Container, der nach Deutschland kommt, und jede Handvoll Mikrochips sofort zu einer Belebung der Produktion führt", sagte der Experte. "Die Reibungen in der Lieferkette sind jedoch noch nicht gelöst." Eine nachhaltige Erholung oder eine Trendwende seien daher noch nicht erreicht. Das schätzt das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) ähnlich ein. "So hat sich der hohe Anteil an den weltweiten Frachtkapazitäten, der sich vor großen Häfen aufgestaut hat, bis zuletzt kaum verringert", sagte IfW-Experte Nils Jannsen.
Die Industrie allein stellte im Oktober 3,2 Prozent mehr her. Die Betriebe sitzen derzeit zwar auf prall gefüllten Auftragsbüchern. In den vergangenen Monaten konnten die Bestellungen jedoch nicht abgearbeitet werden wegen akuter Engpässe bei Vorprodukten wie Mikrochips. Die Baubranche konnte ihren Ausstoß im Oktober um 1,2 Prozent steigern. Die Energieerzeugung wurde um 0,9 Prozent hochgefahren.
Auch wegen der Engpässe wird der Aufschwung im zu Ende gehenden Jahr nach Prognose der Bundesregierung eine Nummer kleiner ausfallen als ursprünglich gedacht. "Die Beeinträchtigungen durch Lieferengpässe dürften noch einige Monate anhalten", betonte das Wirtschaftsministerium. Die Regierung senkte ihre Wachstumsprognose auf 2,6 Prozent von zuvor 3,5 Prozent. 2022 soll es zu einem Plus von 4,1 Prozent reichen, 2023 dann zu 1,6 Prozent.
rtr