Wer Geld sparen will, kann die Vermittlerdienste von Fondsshops nutzen. BÖRSE ONLINE hat neun davon getestet - und stieß dabei auf größere Qualitätsunterschiede. Von Bernhard Bomke

Die überwunden geglaubte Inflation ist zurück. Und wie! Die Vier vorm Komma ist bei der jährlichen Preissteigerungsrate die neue Eins. An Letztere hatten sich viele Verbraucher in den zurückliegenden Jahren gewöhnt. Die Konsumenten wussten die stabilen Preise zu schätzen. Manchmal stand vorne gar eine Null. Aus der Traum: Die Preise ziehen seit Juli kräftig an, besonders die für Energie. Die Preiszuwächse bei Lebensmitteln liegen etwa in Höhe der offiziellen Inflationsrate von derzeit 4,5 Prozent, während die Tarife für Dienstleistungen laut Statistischem Bundesamt zuletzt nur um 2,4 Prozent anzogen. Am wenigsten dramatisch erscheint der Anstieg der Wohnungsmieten. Die Statistiker taxieren ihn für Oktober auf 1,4 Prozent. Man könnte aus den Zahlen schließen: Logischer als eine Mietpreisbremse wäre im Moment eine Bremse für Energie- oder Lebensmittelpreise. Sofern man solche Eingriffe mag. Doch statt auf irgendwelche Bremsen zu treten, die funktionieren mögen oder auch nicht, haben Anleger eigene Möglichkeiten, ihre Kosten im Griff zu behalten. Jedenfalls dann, wenn sie sich zutrauen, ihr Geld ohne die Beratungsdienste einer Bank oder eines Vermögensberaters in Fonds zu investieren. Manchmal geht das bei einer Fondsgesellschaft direkt. Das spart die Vermittlungsprovision von häufig fünf Prozent. Geht das mit dem Anteilserwerb an einem Fonds nicht direkt bei der entsprechenden Gesellschaft, bieten sich Fondsshops oder Fondsvermittler an. Die können Fit4Fonds.de heißen, Fondssupermarkt oder Rentablo. Bei ihnen entfällt typischerweise die individuelle Anlageberatung. Dafür gibt es hier auch in der Regel keine Vermittlungsprovision.

Neun Vermittler im Test

Fondsvermittler arbeiten mit Fonds- oder Depotbanken wie Comdirect, Ebase oder Fondsdepot Bank zusammen und sind so etwas wie die Verbindungsstelle zu Kapitalanlegern: Über die Vermittler können Anleger Fonds kaufen oder Beteiligungen (etwa an Geschlossenen Publikums-AIF) zeichnen. Die eigentliche Orderabwicklung erfolgt direkt über die Fondsbank, bei der der Anleger ein Depot hat. Die Vermittler arbeiten indes nicht für umme. Sie finanzieren sich meist über Anteile an den jährlichen Managementgebühren der Fondsgesellschaften. Für die Anleger sind diese Anteile nicht sichtbar.

Im Internet finden Interessenten jede Menge Fondsvermittler. Damit sie den Überblick nicht verlieren, hat BÖRSE ONLINE in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) erstmals einen Test aufgesetzt, der die Qualitäten von immerhin neun führenden Vermittlern checkt. Der unter dem Dach des Finanzen Verlags betriebene €uro Fonds-Shop wurde nicht getestet, um erst gar keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Der Finanzen Verlag gibt unter anderem BÖRSE ONLINE heraus.

Beim Test wollten wir wissen, was die allesamt online agierenden Vermittler anbieten, zu welchen Konditionen sie arbeiten und ob sie auf Zack sind, wenn ein Kunde konkrete Fragen hat und sich bei ihnen per Telefon oder E-Mail meldet. Details zum Testkonzept finden Sie weiter unten in  "So wurde getestet".

Testsieger: Fondssupermarkt

Unter den drei mit der Gesamtnote "sehr gut" bewerteten Fondsvermittlern schnitt der 2009 gegründete Fondssupermarkt am besten ab. Der Shop ist eine Marke des in Miltenberg (Franken) ansässigen Investmentfondsvermittlers Infos, der ein Kundenvermögen von etwa 760 Millionen Euro betreut (Stand: August 2021). Über den Fondssupermarkt haben bislang gut 12 500 Anleger Fondsanteile gekauft.

Im Test bekam der Anbieter in den Kategorien "Konditionen" und "Angebot" jeweils die Note "sehr gut". Für den Kundenservice gab es ein "sehr gut +". Bei den Konditionen gefiel den Prüfern unter anderem, dass die Bestandsprovisionen von durchschnittlich 0,39 Prozent in der Regel an die Kunden zurückerstattet werden. Sparpläne und Einmalanlagen sind ab zehn Euro möglich. Die Franken bieten derzeit bei einem Wechsel des Depots von der bisherigen Bank des Anlegers zu einer der sechs Partnerbanken (Comdirect, DAB BNP Paribas, DWS, Ebase, FIL Fondsbank (FFB), Fondsdepot Bank) bis zu 4000 Euro Prämie. Die gibt es, wenn das Fondsvolumen mindestens 800 000 Euro beträgt. 100 Euro Prämie sind drin, wenn ein Anleger Fonds in einer Größenordnung von mindestens 20 000 Euro im Depot hat. In der Regel bietet der Testsieger nur Produkte mit 100 Prozent Rabatt auf den Ausgabeaufschlag an.

Kunden können zwischen mehr als 14 000 Fonds wählen. Im Angebot sind - typisch für die Vermittlerszene - diverse Fondsarten, darunter Aktien-, Geldmarkt-, Immobilien-, Misch-, Renten- und Rohstofffonds. Auch ETFs (Indexfonds), ausdrückliche ESG-Fonds und zum Beispiel Wandelanleihen werden angeboten. Riester-Renten-Sparpläne und vermögenswirksame Leistungen mit Fonds gehören ebenfalls zum Programm.

Im Kundenservice punktete der Fondssupermarkt zwar nicht mit Tempo bei der Erreichbarkeit und dem Beantworten der Fragen von Testpersonen. Aber die Hotlinemitarbeiter des Vermittlers wurden von den Testern als überdurchschnittlich freundlich, hilfsbereit und kompetent erlebt. Sie beantworteten alle Fragen vollständig. Gleiches gilt für alle E-Mail-Anfragen. Das, so offenbarte der Test, ist nicht selbstverständlich.

Schlusslicht Best-in-Fonds.de

Dass es auch weniger gute Fondsshops gibt, zeigt der Blick ans Tabellenende. Best-in-Fonds.de, eine Marke der Stuttgarter Finlogic, bekam zwar ein "gut" für die Konditionen, jedoch nur ein "ausreichend" fürs Angebot und ein "mangelhaft" im Kundenservice. Die Schwaben erstatten ihren Kunden nicht die durchschnittlich 0,28 Prozent Bestandsprovision zurück, doch dafür übernehmen sie die Depotgebühr. Das allerdings erst ab einem in aktive Fonds investierten Depotvolumen von 25 000 Euro.

Anleger können via Best-in-Fonds.de unter den gängigsten Fondsarten auswählen. Riester-Renten-Sparpläne stehen indes nicht zur Verfügung. Einen Testzugang gibt es bei dem Vermittler nicht. Die Tester kritisieren den Umgang der Stuttgarter bei unterjähriger Kündigung. Sofern die Depots nicht kostenlos sind, wird die komplette Jahresgebühr einbehalten. Unerfreulich. Wenn ein Kunde alle Positionen in seinem Depot verkauft, wird dieses nicht automatisch geschlossen. Bei der FIL Fondsbank fallen dann weiterhin die Depotkosten fürs ganze Jahr an.

Die Webseite bietet Anlegern vergleichsweise wenig Komfort. So fehlt eine Erklärung, was Fondsvermittler eigentlich genau sind, und die Tester taten sich schwer damit, die Funktion Fondssuche, nicht eben unwichtig, zu finden. Während der Hotlineservice des Anbieters vergleichsweise schnell und bis auf eine Ausnahme mit vollständigen Antworten auf gestellte Fragen positiv auffiel, gab es auf keine der verschickten Testmails eine Reaktion. Enttäuschend.

Welche Erstattungsvariante soll es sein?

Generell fiel beim Test auf, dass die Vermittler bei genauem Betrachten unterschiedlicher mit Gebühren verfahren als gedacht. So erstatten vier der neun getesteten Anbieter den Kunden mehr oder weniger große Teile der Bestandsprovisionen, die ihnen aus den laufenden Gebühren der Fondsgesellschaften zufließen. Konkret tun dies Fonds4You, FondsSuperMarkt, Profinance24 und Rentablo. Fit4Fonds.de erstattet nur auf Anfrage. Auffällig: Die Anbieter, die von ihren Bestandsprovisionen nichts erstatten, übernehmen in der Regel unter definierten Voraussetzungen die Depotgebühr. Anleger tun gut daran zu überschlagen, welche Erstattungsvariante für sie die vorteilhafteste ist.

Zusätzliche Gebühren werden am häufigsten für die Erträgnisaufstellung kassiert. Dabei geht es um eine Größenordnung von zehn bis 19,95 Euro (online) und von 1,80 bis 19,95 Euro zuzüglich Porto (Postweg). Zudem stellen viele Shops Transaktionskosten in Rechnung. Hier fallen je nach Anbieter 0,1 bis 0,3 Prozent je Transaktion an - oder es gibt fixe Sätze, die bei den getesteten Vermittlern von zwei bis 95 Euro pro Transaktion reichen.

Bei Neukundenaktionen der Vermittler gibt es nicht nur Prämien bis zu 4000 Euro wie beim Fondssupermarkt. Fondsclever.de erstattet als Willkommensgeste zum Beispiel für den Rest des Jahres die Depotgebühr. Rentablo lockt mit verschiedenen Cashback-Boni.

Die meisten Produkte mit 100 Prozent Rabatt auf den Ausgabeaufschlag hat Profinance24 im Angebot. Über die Comdirect sind es 20 000. Die geringste Auswahl bietet AAV-Fondsvermittlung über die Depotbank DWS. Dort gibt es bei 300 Produkten 100 Prozent Rabatt aufs Agio.

Anleger, die sich für ESG-Fonds interessieren, können über alle neun getesteten Vermittler Anteile daran erwerben. Auch vermögenswirksame Leistungen haben alle im Programm. Ebenfalls bei allen neun Teilnehmern ist das Einrichten von Sparplänen möglich. Die Mindestraten liegen meist bei zehn oder 25 Euro. Positiv: Die Anbieter erlauben unisono ein Pausieren beim Zahlen der Sparplanraten.

Keiner geht ans Telefon

Bleibt noch die Frage, wie es ein Fondsvermittler schafft, beim Kundenservice die Note "ungenügend" zu erreichen. Das gelang dem Vermittler Fonds4You. Die Gründe: Bei allen Testanrufen ging niemand ans Telefon. Zudem gab es auf jede zweite Testmail keine Reaktion. Schlecht für Kunden, die konkrete Fragen haben.

 


So wurde getestet

Beim ersten BÖRSE-ONLINE-Test "Bester Fondsvermittler" prüfte das Deutsche Kundeninstitut (DKI) die Qualitäten von neun solcher Anbieter. Konkret wurden diese in etwa 120 Kundenkontakten auf 360 Einzelkriterien getestet, die das DKI den drei Kategorien Angebot, Konditionen und Kundenservice zuordnete.

Angebot (40 Prozent Gewicht an der Gesamtwertung): Hier konzentrierte sich der Test auf Art und Umfang der zur Verfügung stehenden Produkte. Also etwa: Mit welchen Depotbanken kooperieren die Vermittler? Welche Fondsarten gibt es? Werden nur Einmalanlagen akzeptiert oder auch Sparpläne? Sind Riester-Renten-Sparpläne im Angebot?



Konditionen (40 Prozent): In dieser Kategorie geht es um Mindestanlagebeträge, Gebühren, Rabatte auf den Ausgabeaufschlag und zum Beispiel die verlangten Voraussetzungen für Anleger.

Kundenservice (20 Prozent): Das DKI prüfte mittels Testanrufen und -mails, wie freundlich, kompetent und schnell die Vermittler auf Kundenanfragen reagierten. Zudem unterzogen die Prüfer die Webseiten der Anbieter einem Check auf ihren Informations- und Servicegehalt.