Das Frühjahr 2020 war für Anleger eine wirklich düstere Angelegenheit: Deutsche Aktien brachen wegen der Corona-Pandemie um rund 40 Prozent ein, europäische Aktien und US-Aktien mussten ähnliche Verluste hinnehmen. Zuletzt zeigten sich aber wieder erste Lichtstrahlen, die Aktienmärkte holten seit Mitte März etwa die Hälfte dieser Verluste wieder auf. Verschreckte Privatanleger kehren wieder an die Börsen zurück und hoffen auf ein baldiges Ende der Talfahrt. Das könnte allerdings ein Fehler sein, warnt ein großes französisches Fondshaus, das über 70 Milliarden Euro an Kundengeldern verwaltet: "Wie und wann die Krise zu Ende sein wird, ist weiterhin unklar", sagt Jean-Marie Mercedal, Chefstratege von OFI Asset Management. Er glaubt, dass es nach der jüngsten Stabilisierung nun wieder turbulenter werden wird.

Der Grund: Nachdem die Märkte zuletzt durch die Hilfsmaßnahmen von Regierungen und Notenbanken beruhigt wurden, würden nun wieder die Wirtschafts- und Unternehmensdaten in den Vordergrund rücken. Und die dürften laut Chefstratege Mercedal schlecht ausfallen. Er rechnet mit einem massiven Einbruch der Unternehmensgewinne, was auch die Aktienkurse wieder mit nach unten ziehen würde. "In einer Rezession gehen wir davon aus, dass die Einnahmen von Unternehmen um 30 bis 40 Prozent sinken könnten", so Mercedal. "Was jedoch noch schwerwiegender ist, dass wir nicht einschätzen können, ob sich die Unternehmensgewinne 2021 wieder normalisieren werden." Im Klartext heißt das, dass man neben diesem Jahr womöglich auch das nächste Jahr noch mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen haben wird. Das sei in den Kursen aber noch nicht eingepreist, weshalb die Fallhöhe weiter hoch sei.