Liebe Anlegerinnen und Anleger
etwas überraschend entwickelt sich der Handel an den wichtigsten Börsenplätzen aktuell viel spannender als erwartet. Vor allem die zinsempfindlichen Sektoren wie die Edelmetallminen, Rohstoffe und auch die Immobilienaktien wurden ordentlich geschüttelt. Aber auch in den übrigen Sektoren war die Nervosität deutlich zu vernehmen. Hintergrund war eine Pressemeldung, daß die Europäische Zentralbank in Erwägung zieht, die Anleihekäufe früher als erwartet schrittweise zurückzuführen. Ursprünglich wollte die EZB bekanntlich bis in den März 2017 Anleihen aufkaufen. Jetzt machen aber plötzlich Gerüchte die Runde, dass es Überlegungen gibt, bereits früher als geplant und in mehreren Schritten von 10 Milliarden € pro Monat, das Programm zu reduzieren.
Seitens der Bundesbank wurde die Meldung dementiert, trotzdem befestigte sich der Euro gegen den US-Dollar und der Goldpreis rauschte in die Tiefe. Obwohl hier anscheinend ganz gezielt Gerüchte in die Welt gesetzt und die Märkte manipuliert worden sind, wird schnell deutlich, wie fragil die Kurse und wie abhängig die Börsen von der Droge der Liquidität sind. Nun scheinen wir auch in Europa allmählich einen Marktzustand zu erreichen, an dem die US-Börsen schon längst stehen. Ich spreche von einer derartig nervös aufgeheizten Stimmung, in der jede Andeutung eines stimmberechtigten Notenbankdirektors an der Börse ein mittleres Blutbad anrichten kann.
War das der Scheitelpunkt der Liquiditätswellle?
Ohne Zweifel werden wir auch in den kommenden Jahren keinen Zinsanhebungs-Zyklus erleben, der diesen Namen verdienen würde. Insofern bewegen wir uns in einem für die Aktienmärkte und insbesondere die risikobehafteten Sektoren fast idealen Umfeld. Insbesondere, da die Rohstoffpreise moderat ansteigen und sich die Konjunktur weltweit erholt. Ausgehend von den USA stabilisierten sich die Schwellenländer und jüngst konnten wir sogar aus Europa positive volkswirtschaftliche Nachrichten den Medien entnehmen.
Wie oben bereits angedeutet, reagierten Gold und die Minenaktien sehr negativ auf die Gerüchte um eine möglicherweise bald bevorstehende Rückführung des Ankaufs von Anleihen durch die EZB. Auf den ersten Blick erscheint der panikartige Ausverkauf des Sektors natürlich nachvollziehbar, da Gold traditionell stets unter steigenden Zinsen leidet. Gold wirft keine Zinsen ab, verursacht aber umgekehrt Lagerkosten. Bei steigenden Zinsen erhöht sich also für Gold die Anzahl der konkurrierenden Alternativen, weshalb dann meist der Preis unter Druck gerät.
So wie in den vergangenen Tagen, als sich erstmals seit Mai (Ziffer 5) im Chart wieder ein deutliches Verkaufssignal im Goldpreis bildete und der Preis dynamisch unter die Region von 1310 $ rauschte.
Dabei wurde sogar die positive Unterstützungsgerade unterbrochen, zum zweiten Mal übrigens erst in diesem Jahr. Da in der P&F Philosophie Verkaufssignale unterhalb der Unterstützungsgerade nicht ungefährlich sind, muss damit gerechnet werden, dass der dynamische Anstieg des Goldpreises zunächst einmal Historie oder mindestens für eine längere Zeit unterbrochen ist. wird. Per heute ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir das Juni-Tief bei 1.210 testen werden. Sollte dieser Test nicht gelingen - wovon ich übrigens nicht ausgehe - muss damit gerechnet werden, dass die gesamte Aufwärtsbewegung des Jahres wieder neutralisiert und wir uns in der tristen Umgebung von etwa 1.100 USD bewegen werden.
Erst oberhalb von 1.310 US-Dollar können die Bullen erneut etwas aufatmen. Dann würde der Goldpreis wieder oberhalb der steigenden Trendgerade und oberhalb des neuen Widerstands notieren. Noch interessanter würde es für die Goldfans natürlich, falls diese in der Lage wären den Widerstand des August- Hochs bei 1.370 zu knacken. Der Goldsektor nach der Korrektur von innen betrachtet
Einen sehr wichtigen und objektiven Einblick in die innere Verfassung des Sektors der Edelmetallminen gibt uns der innere Markt bzw. dessen "Bullish Percent Index". Dieser zählt, analog zum übergeordneten Risikoindikator NYSE Bullish Percent die Relation der Kaufsignale nach Definition der Point and Figure Technik. Die folgende Grafik zeigt Ihnen entsprechend die Relation der Kaufsignale im Goldsektor zur gesamten Anzahl der Index-Mitglieder (In Prozet). Oberhalb der extremen Zone von 70 % Kaufsignale ist der Sektor überhitzt und unterhalb von 30 % überverkauft - hier finden Sie die interessanten Kaufgelegenheiten, auch wenn es sich schlecht anfühlt.
Grundsätzlich ist der Goldsektor sehr volatil, kaum eine Branche pendelt so heftig zwischen ihren Extremen. Dabei ist es wichtig zu verstehen, daß etwa 85% der Mitglieder eines Sektors sehr hoch mit diesem korreliert sind und umgekehrt nur wenige Titel sich gegen dessen Trend stemmen können. Wichtig ist auch zu wissen, daß die Sektoren stets danach streben ihre extremen Bereiche in Richtung der neutralen Zone zu verlassen. Daher findet man die guten und systematischen Kaufgelegenheiten in der unteren extremen Zone, obwohl dann die Medien stets sehr vorsichtig oder sogar negativ sind. Und die Verkaufsgelegenheiten entsprechend in der oberen Zone, insbesondere wenn sich dort eine negative 0-Spalte bildet, nach unten in Bewegung setzt und die Region von 70 % überschreitet. Dann wird der Markt systematisch vom Angebot gelenkt. Genau diese ist kürzlich mit extremer Dynamik geschehen, in den vergangenen Tagen ist der Sektor der Minen förmlich von innen her aufgeweicht.
Vorher war es aber genau umgekehrt. Im Januar und Februar des Jahres (Ziffern 1 und 2 im rechten Drittel der Grafik) war der Sektor extrem überverkauft und setzte sich dann langsam nach oben in Bewegung. Dies erkennen Sie an den langen und dynamischen X-Achsen, die von unten nach oben wandern und Ihnen zeigen, daß der Sektor von der Nachfrage gelenkt wird.
Heute ist es noch nicht so weit, da die negative 0-Spalte noch ungebremst nachunten wandert. Sollte sich dies aber demnächst ändern, werden die Minen wieder hervorragende systematische Kaufgelegenheiten bieten. Entsprechend dem Regelwerk der Bullish Percent Philosophie ergibt sich das günstigste Chance-Risiko-Verhältnis, wenn der Indikator nach oben über die Marke von 30 % wandert. Dann ist nach oben noch ausreichend Potential vorhanden und gleichzeitig das Risiko ins "fallende Messer" zu greifen sehr gering.
Falls Sie sich für diese Analysetechnik interessieren, beachten Sie bitte auch meinen freien Börsenbrief und mein E-Book zum Thema.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und einen schönen Tag, Ihr Klaus Buhl
Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".
Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".