Dank ihres Ehrgeizes und ihrer Selbstdisziplin hatte sich Heidi Klum im globalen Modelgeschäft durchgesetzt und Millionen verdient. Rechtzeitig wechselte sie vom Laufsteg in die Medienbranche, machte als Produzentin und Moderatorin von erfolgreichen Fernsehsendungen Karriere und schloss lukrative Werbedeals ab. Die heute 48-Jährige ist eine Meisterin in der Kunst der Selbstvermarktung und zählt zu den erfolgreichsten deutschen Geschäftsfrauen. Das Handelsblatt nannte ihr Business eine "Gelddruckmaschine".
Wie reich ist Heidi Klum, vierfache Mutter und in dritter Ehe mit Tom Kaulitz von der Band Tokio Hotel verheiratet, die in Los Angeles lebt? Ihr persönliches Vermögen wird mal auf 108 Millionen Euro (Frauenzeitschrift "Elle"), mal auf 130 ?Millionen Euro (Promiportal Vermögen Magazin) geschätzt. Genaue Zahlen gibt es nicht. Aber finanziell ging es für sie in den vergangenen Jahren steil aufwärts. Während sie laut "Forbes" 2011 etwa 15 Millionen Euro verdient hat, waren es 2018 rund 17 Millionen Euro und zwei Jahre später schon doppelt so viel, nämlich 34,7 Millionen. Allein für eine Staffel der Model-Casting-Show "Germany’s Next Top Model" (GNTM) soll sie eine Gage von zehn Millionen Euro kassieren - und GNTM ist nur eines ihrer zahlreichen TV-Formate.
Heidi Klum kam 1973 in Bergisch Gladbach zur Welt. Ihr Vater Günther war Produktionsleiter beim Parfümhersteller 4711, ihre Mutter Erna war Friseurin. Mit 19 ?Jahren nahm sie an einem Model-Casting im Rahmen der RTL-Show "Gottschalk Late Night" teil, gewann einen Vertrag mit der Modelagentur Elite und zog nach dem Abitur nach New York. Die Anfänge als Model waren hart: Monatelang bis zu zehn Castings am Tag, viele Absagen - "ich war nur eines von Tausenden neuer Mädchen, die ihr Glück als Model suchten, und jede von ihnen sah umwerfend aus. In der Regel wartete ich in der Schlange, dann sah sich der Kunde meine Mappe an, dankte mir und schickte mich wieder heim." Sie galt mit ihren 1,76 Meter als zu klein und "zu rundlich". Heidi: "Ich war für niemanden dünn genug." Sie schlug sich mit Katalogaufnahmen durch. Wenn ihre Kolleginnen auf Partys gingen, blieb sie zu Hause, um morgens fit zu sein für den Überlebenskampf im Modelbusiness. Der große Durchbruch kam 1998, als sie auf der Titelseite der Bademodenausgabe der US-Zeitschrift "Sports Illustrated" erschien, die 55 Millionen Leser erreicht. Davon träumt jedes Model. Sie stieg endgültig in den Modeolymp auf, als sie für den Dessousriesen Victoria’s Secret über den Laufsteg lief. Der Vertrag mit dem Unternehmen wurde zum Sprungbrett für ihre Weltkarriere. Die Zusammenarbeit mit der US-Firma sollte elf Jahre dauern. Heidi war plötzlich ein international gefragtes Model, sie lebte den American Dream und besitzt seit 2008 auch die US-Staatsbürgerschaft.
Powerfrau statt Eintagsfliege
Indes erkannte sie schnell, dass sie ein eigenes Image kreieren musste, wollte sie dauerhaft Erfolg haben. Bereits 1996 hatte sie eine eigene Produktionsgesellschaft gegründet, mit ihrem Vater als Geschäftsführer und Manager. "Mir wurde bald klar: Wenn du nicht eine Persönlichkeit aus dir machst, mehr als nur ein Gesicht, wenn du nicht jemand wirst, den die Öffentlichkeit kennt (oder kennenlernen will), bist du ganz schnell wieder aus dem Geschäft raus", gestand sie ihrer Biografin. "Es mag krass klingen, aber du musst dich zu jemandem machen, um dich länger im Regal halten zu können. Sonst bist du nur eine Eintagsfliege."
Der legendäre Modeschöpfer Karl Lagerfeld hatte einmal verlauten lassen, dass Heidi Klum nie auf den Laufstegen der großen Schauen in Paris, Mailand oder New York aufgetreten sei und bezeichnete sie etwas despektierlich als "Werbegirl". Ihre Antwort: Sie sei für solche Auftritte einfach "zu klein und zu rund" gewesen. Zu Beginn der 2000er-Jahre erweiterte sie konsequent ihr Engagement außerhalb der Modewelt und entwickelte sich zu einer erfolgreichen Geschäftsfrau und Medienunternehmerin. Sie vermarktete sich selbst weltweit als glamouröse, stets fröhliche Powerfrau. Das US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" schrieb 2012 anerkennend, dass Heidi "kluge Karriereentscheidungen" getroffen und ihren mangelnden Erfolg als Laufstegmodel nicht als Misserfolg interpretiert habe: "Klum ist vom Model zum Mogul aufgestiegen."
2004 startete sie für den US-TV-Sender Bravo TV die Reality-Show "Project Runway" ("Projekt Laufsteg"). In der Sendung entwerfen Nachwuchsdesigner Mode und führen ihre Modelle einer Jury vor. Die Sendung war so erfolgreich, dass TV-Sender in vielen anderen Ländern das Konzept übernahmen. Heidi war Produzentin, Moderatorin und Juryvorsitzende der Show. 2018 stieg sie aus und startete 2020 bei Amazon Prime Video die Serie "Making The Cut", in der es ebenfalls um Modedesign geht und die in den USA sehr erfolgreich ist. Der australischen Ausgabe von "Vogue" erzählte sie, dass sie anfänglich stets ein bisschen traurig war, als sie sich immer mehr auf ihre Fernsehjobs konzentrierte. "Eigentlich wollte ich coole Dinge machen - für die coolen Modeschauen laufen und mich von tollen Fotografen fotografieren lassen. Aber 20 Jahre später bin ich immer noch hier und viele der Mädchen, die damals richtig cool waren, sieht man heute nicht mehr."
Heidi nutzte ihre internationale Bekanntheit zur Vermarktung diverser Produkte. Sie war Werbegesicht für McDonald’s, Volkswagen, H & M, New Balance, Diet Coke, Braun, die Parfümeriekette Douglas, den Fruchtgummihersteller Katjes oder den Schuhhersteller Birkenstock. Außerdem hatte sie Auftritte in Filmen wie "Der Teufel trägt Prada", Gastrollen in Erfolgsserien wie "Sex And The City" oder "How I Met Your Mother".
Seit 2006 ist Heidi Klum in Deutschland mit GNTM kaum noch aus dem Fernsehprogramm wegzudenken. Die Sendung hat inzwischen Kultstatus und erreichte 2021 durchschnittlich 2,46 Millionen Zuschauer. 96 Prozent der Deutschen kennen übrigens gemäß einer Forsa-Umfrage Heidi Klum. Sie ist so bekannt wie Jesus oder Elvis Presley. Trotzdem hat sie nichts von ihrer Bodenständigkeit eingebüßt. Bergisch Gladbach sei nach wie vor ihre Heimat. "Hier ist es immer noch am schönsten." Und sie sei glücklich, wenn zu Hause wieder Fleisch- und Leberwurst auf den Tisch komme - in Amerika bekomme sie beides nicht.