Die einen lieben und vergöttern sie, die anderen wechseln umgehend den Sender. Unbestritten aber ist Helene Fischer eine der erfolgreichsten Sängerinnen Deutschlands und Europas und gehört sogar zu den Topkünstlerinnen der Welt. 2018 landete sie im "Forbes"-Ranking der bestverdienenden Musikerinnen auf Platz 8. Weltweit wohlgemerkt, neben Größen wie Katy Perry, Rihanna, Beyoncé und Taylor Swift. Fischers Vermögen wird auf 35 bis 40 Millionen Euro geschätzt und dürfte nach Veröffentlichung ihres neuesten Albums noch größer werden. Seit Wochen dominiert sie die Schlagzeilen und tingelt auf Promotour durchs deutsche Abendprogramm. Anfang November war sie zu Gast in der Sonderfolge von "Wetten, dass.. ?" und das musikalische Highlight des Abends.
Im Alter von vier Jahren kam die am 5. August 1984 in Krasnojarsk, Sibirien, geborene Sängerin mit ihrer Familie nach Deutschland. Ihre Großeltern lebten in einer deutschen Siedlung am Schwarzen Meer und wurden während des Zweiten Weltkriegs von der Ukraine nach Sibirien deportiert. Helene besuchte Grund- und Realschule in Wörrstadt, Rheinland-Pfalz, und war in der dortigen Theatergruppe engagiert. Nach ihrem Schulabschluss absolvierte sie eine Musicalausbildung in Frankfurt am Main. Die staatlich anerkannte Musical darstellerin war bereits im Ensemble der "Rocky Horror Show" oder auch im Musical "Anatevka" zu sehen.
Alles begann im Jahr 2004. Helenes Mutter Maria Fischer schickte eine Demo-CD an den Künstlermanager Uwe Kanthak. Er war es auch, der Helene in Richtung Schlager lenkte, denn eigentlich ist das Musical ihre Welt. Kanthak nahm Kontakt mit dem Produzenten Jean Frankfurter auf und Fischer erhielt einen Plattenvertrag. In einem Interview mit der "Zeit" gab sie zu, dass sie sich mit dem Schlagergenre zuerst arrangieren musste: "Ich war natürlich mehr an Popmusik interessiert als an deutschsprachigem Schlager", räumt sie ein und verrät: "Als ich merkte, dass ich mich entscheiden muss, war ich tatsächlich ein bisschen verzweifelt. Ich hatte schon immer Popmusik gehört und gar keine Ahnung von Schlager." Aber sie ließ sich darauf ein.
Beim "Hochzeitsfest der Volksmusik" 2005 gab Fischer ihr Fernsehdebüt. Das Duett mit Florian Silbereisen kam sensationell gut an - das Publikum war begeistert. Der erste große Erfolg. Mit Duettpartner Silbereisen war sie später rund zehn Jahre liiert. Die beiden galten als das Traumpaar der Schlagerwelt. Als sie im Jahr 2018 ihre Trennung bekannt gaben, stand die Fangemeinde unter Schock.
Von der Prinzessin zur Königin
Ihr erstes Album "Von hier bis unendlich", das 2006 erschien, verkaufte sich über zehn Millionen Mal. Das Debütalbum und die 2013 erschienene CD "Farbenspiel" zählen zu den erfolgreichsten Werken der deutschen Musikgeschichte. Den Ohrwurm "Atemlos durch die Nacht", wahrscheinlich ihr bekanntester Hit, schrieb die Komponistin und Musikproduzentin Kristina Bach, die einst mit Kanthak verheiratet war. Sie komponierte ihn eigentlich für sich selbst, überließ ihn dann aber doch Helene. Es ist der meistverkaufte Schlagerhit aller Zeiten, er hielt sich über Monate in den Charts und wurde zum Münchner Wiesn-Hit 2014 gekürt.
Helene Fischer hat mittlerweile so viele Preise und Auszeichnungen abgeräumt, dass die Trophäensammlung selbst größere Lokalitäten füllen könnte: Von Echos und Bambis über Goldene Hennen bis zu Goldenen Kameras. 2015 wurde die "Helene Fischer Show" sogar mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Und: Wer es wirklich zu etwas gebracht hat, wird als Wachsfigur bei Madame Tussauds in Berlin verewigt. Hier konnten die Besucher die Schlagerqueen bereits seit Oktober 2011 bewundern - vor vier Jahren wurde die "alte" Helene mit Kurzhaarschnitt allerdings durch eine neuere Version ersetzt.
Im Oktober 2021 veröffentlichte sie, nach zweijähriger Pause, ihr achtes Studio album "Rausch". Laut der Künstlerin ihr bisher persönlichstes Werk, das zeige, wo sie musikalisch stehen möchte. Die Fangemeinde aber ist gespalten. Anhänger der ersten Stunde sehen es als "ihr schwächstes Album", empfinden es als "seelenlos, befremdlich, mit zu viel Bumbum". Andere wiederum sehen sie "neue Wege gehen" und "das Album zeige, dass sie mehr kann als Schlager im klassischen Sinne". Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
Die werdende Mama - das Kind ist von Partner Thomas Seitel und soll Anfang 2022 zur Welt kommen - kündigte nun via Instagram an, 2023 auf große Tournee zu gehen. Insgesamt 70 Konzerte wird sie geben. Nicht, dass ihre Konzerte nicht ohnehin spektakulär wären, teilweise fliegt sie meterhoch an Seilen über die Bühne: Auf der neuen Tour will sie noch einen draufsetzen und zusammen mit Weltklasseartisten aus dem Cirque du Soleil auftreten. Ob man nun für Schlagermusik etwas übrig hat oder nicht, aber die akrobatische Leistung der 37-Jährigen verdient allergrößten Respekt.
Interviews gibt Helene selten, Privatsphäre ist ihr wichtig. Wenn doch, wirkt sie sympathisch, nahbar und geerdet. Die Künstlerin sagte kürzlich bei einem Auftritt über sich selbst, sie sei "ein offener, positiver Mensch, dem Authentizität sehr wichtig ist". Und auf die Frage nach ihrem Erfolgsrezept antwortete sie: "Man darf sich selbst nicht zu ernst nehmen."
Die Marke Helene Fischer, beim Markenund Patentamt eingetragen, ist gigantisch. Vertrieben wird nicht nur ein Hochglanzfanmagazin namens "Paradies", auch Merchandiseartikel wie Kussmundrucksäcke, Kissen mit HeleneKonterfei oder das eigene Parfum sind eine lukrative Einnahmequelle. Das meiste Geld soll aber über Konzerte hereinkommen. Insider schätzen, dass rund ein Drittel des Erlöses aus den Eintrittskarten an die Künstlerin geht. Auch die Werbedeals mit der Blondine dürften die Unternehmen einiges gekostet haben: Sie stand bereits für MeggleButter, Volkswagen, Garnier oder Tchibo vor der Kamera.
Die Sängerin, die mehrere Anwesen - unter anderem auch auf Mallorca - besitzt, lebt seit Kurzem zusammen mit ihrem Partner in einer Luxusvilla am idyllischen Ammersee in Bayern - eher ruhig und zurückgezogen, wie die neuen Nachbarn verlauten lassen.