Es ist interessant, dass die Experten die Verteuerung von Waren und Dienstleistungen selbstbewusst in die Zukunft verschieben. Ob da nicht Wunschdenken dabei ist? Immerhin geht Inflation mit steigenden Zinsen einher. Und das wäre Gift für die aktuelle Börsenhausse. Inflationäre Tendenzen sind auf jeden Fall überall zu beobachten. Im Rahmen der Pandemie ist viel Liquidität geflossen, um die Volkswirtschaften zu stützen. Investiert wurde wenig. Wenn die Geschäfte anziehen, wird vieles knapp: Rohstoffe, Halbleiter und Arbeitskräfte. Besonders in den USA könnte sich die Inflation beschleunigen. Die Wirtschaft kommt aus dem Tal und wird 2021 wegen tiefer Vergleichswerte kräftig zulegen. Dazu kommen die Konjunkturpakete von Präsident Joe Biden.
Der will Billionen für die Infrastruktur ausgeben. Diesen Ausgaben folgen Investitionen des Privatsektors, was die Wirtschaft weit über das Potenzialwachstum schieben wird. Mit entsprechender Wirkung auf die Preise. Gleichzeitig sollen Steuern und Mindestlohn erhöht werden, was weitere Preissteigerungen zur Folge haben wird. Während diese Effekte kaum wegzudiskutieren sind, ist noch unklar, wie die US-Zentralbank damit umgehen wird. Sie müsste die Zinsen erhöhen, wenn die Preise aus dem Ruder laufen. Bleiben die Zinssätze aber auf der Nulllinie, würde das die Inflation eher noch beschleunigen. Anleger müssen davon ausgehen, dass sich die Anleihemärkte von der Fed-Politik noch stärker abkoppeln, die Zinsen weiter steigen werden. Wenn die USA ihre Konjunkturpakete über den Kapitalmarkt finanzieren, dürften Investoren kaum eine steigende negative Realverzinsung akzeptieren. Wer viel Mut hat, hebelt die Entwicklung mit einem allerdings sehr riskanten Put auf den Treasury Future (etwa: ISIN: DE 000 CU5 WVJ 1).
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.