Von Reuters befragte Ökonomen hatten damit gerechnet, dass die Teuerungsrate lediglich auf 0,6 Prozent steigt, nach 0,4 Prozent im August. Gedämpft wurde die Inflation noch immer von Energie, die sich zum Vorjahr um 3,6 Prozent verbilligte. Die Preise für Nahrungsmittel stiegen hingegen um 0,4 Prozent. Die Inflation bleibt trotz des Anstiegs weit unter dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die Werte von knapp unter zwei Prozent als ideal für die Konjunkturentwicklung ansieht.

Ökonom Stefan Kipar von der BayernLB geht davon aus, dass die EZB im Dezember ihr bis März 2017 laufendes Wertpapierankaufprogramm zum Anheizen der Inflation ausweiten wird: "Und zwar wohl um sechs Monate und möglicherweise darüber hinaus. Denn für die EZB bleibt die Kernrate - also ohne Energie und Lebensmittel - noch deutlich unterhalb dessen, was sie sich vorstellt." Die Zentralbank hat dabei nicht nur Deutschland im Blick, sondern richtet ihre Geldpolitik an der gesamten Euro-Zone aus.

Auch die aktuellen Inflationsdaten aus Spanien dürfte die Sorgen der Währungshüter ein wenig gemildert haben: Die Preise stiegen im September um 0,3 Prozent und damit erstmals seit Juli 2015.

Die EZB kauft seit März 2015 in großem Stil Staatsanleihen der Euro-Länder, um für mehr Wachstum und Inflation zu sorgen. Sie will damit eine durch fallende Preise ausgelöste Deflation verhindern - also eine für die Konjunktur gefährliche Abwärtsspirale bei Löhnen, Preisen und Investitionen. Inzwischen wird das Inflationsziel der Währungshüter jedoch bereits seit Frühjahr 2013 verfehlt. Daher sind höhere Lebenshaltungskosten in Deutschland aus volkswirtschaftlicher Sicht durchaus ein Grund zum Jubeln: "Hurra, die Preise steigen!", erläuterte KfW-Chefökonom Jörg Zeuner: "Das klingt verrückt, trifft es aber. Denn die aktuelle Preisentwicklung unterstreicht, dass Deflationsgefahren erst einmal abgewendet sind."

rtr