Bereits vor über 20 Jahren hatte Barry Diller erkannt, was heute allgemein bekannt ist: In einer interaktiven Welt können technische Quantensprünge in Rekordzeit das Konsumverhalten einer ganzen Gesellschaft grundlegend verändern. Auf Basis dieser Vision startete der heutige Chairman von IAC InterActive­Corp 1995 seine Gesellschaft noch unter der Bezeichnung "Silver King" mit einer Marktkapitalisierung von bereits 250 Millionen US-Dollar. Heute bringt der Internetkonzern einen Börsenwert von sage und schreibe gut 17 Milliarden Euro auf die Waage. Insgesamt zehn Unternehmen hat IAC innerhalb der vergangenen beiden Jahrzehnte entwickelt und anschließend an die Börse gebracht, darunter prominente Namen wie Expedia, Trip­Advisor, HSN oder Ticketmaster.

Zusammengenommen sind die börsennotierten Gesellschaften, die aus dem Netzwerk des Internetkonzerns entsprungen sind, heute mehr als 60 Milliarden US-Dollar wert. An zwei Unternehmen hält IAC auch heute noch große Aktienpakete. So gehören dem Konzern aktuell 81 Prozent aller Anteile an Match Group, einem Betreiber von Dating- und Partnervermittlungsseiten wie der boomenden Dating-App Tinder, die die Zahl ihrer Nutzer allein im ersten Quartal um 36 Prozent auf 4,7 Millionen steigern konnte.

Insgesamt tummeln sich mehr als acht Millionen Menschen auf einer der Datingplattformen von Match Group, zu denen auch Spezialseiten wie OurTime für Leute ab 50 oder BlackPeopleMeet für Afroamerikaner gehören. Die weiteren Wachstumsperspektiven sind glänzend, hat die Hälfte aller Singles in den USA und Europa bislang doch noch nie ein Datingportal genutzt. Die auf dem anhaltenden Erfolg basierende Kursrally der Match-Group-Aktie beschert IAC satte Buchgewinne: Aus einer ursprünglichen Investition von knapp 1,7 Milliarden US-Dollar sind bis heute 15,6 Milliarden geworden.

Getoppt wird das Investment-Multiple allerdings noch von Angi Homeservices, der zweiten börsennotierten Gesellschaft, an der IAC derzeit noch 84 Prozent aller Aktien hält. Vergleichsweise bescheidene 328 Millionen US-Dollar hat man in den Aufbau der Plattform investiert und das Investment bis heute um den Faktor 22 auf mehr als 7,0 Milliarden US-Dollar vervielfacht. Mittlerweile ist Angi Homeservices mit Angie’s List, HomeAdvisor, MyHammer oder MyBuilder einer der landesweit führenden Internetmarktplätze, auf der Handwerksbetriebe und Hauseigentümer zusammenfinden. Im ersten Quartal verzeichnete die Plattform mehr als 24 Millionen Auftragsanfragen von mehr als 5,8 Millionen Eigenheimen sowie einen Umsatz von über 300 Millionen US-Dollar.

Neue Generation


Hinter diesen bereits etablierten und börsennotierten Beteiligungen wächst im Portfolio von IAC eine neue Generation von Internetunternehmen heran - wiederum mit dem Anspruch, besser als die momentan vorhandenen Angebote zu sein und mittelfristig zu den Marktführern aufzusteigen. Zu den größten Hoffnungsträgern in der Pipeline gehört etwa Vimeo, eine Softwareplattform, über die sich Ersteller von Videofilmen mit Kunden und Publikum verbinden können. Mit mehr als 80 Millionen Mitgliedern in über 150 Ländern ist Vimeo schon jetzt die weltweit größte, werbefreie Open-Video­Plattform für die Erstellung, das Teilen und den Verkauf von Videos in bestmöglicher Qualität. Ebenso weit entwickelt ist Dotdash, eine Gesellschaft, die seit mehr als 20 Jahren Selbsthilfe- und Informationsseiten zu einer Vielzahl von Themen im Internet betreibt. Jeden Monat erreicht Dotdash knapp ein Drittel der US-Bevölkerung und gehört zu den Top 20 der größten Anbieter von Inhalten im Internet.

Der beeindruckende Erfolgsnachweis in der Entwicklung seiner Beteiligungen lässt sich auch am Aktienkurs von IAC ablesen, der seit Jahresbeginn rund 30 Prozent zulegen und sich seit 2016 knapp versechsfachen konnte. Allein die Beteiligungen an Match Group und Angi Homeservices im Gegenwert von aktuell rund 22 Milliarden US-Dollar decken derzeit den gesamten Börsenwert von IAC ab. Obendrauf erhalten Investoren sozusagen das komplette Portfolio an spannenden Unternehmen, die heute zum Teil bereits beachtliche Umsätze erwirtschaften und in den kommenden Jahren ebenfalls den Gang an die Börse antreten könnten.

Entsprechend optimistisch zeigen sich denn auch die Analystenhäuser, die für IAC noch viel Luft nach oben sehen. So hat Cowen Research das Kursziel der Aktie zuletzt von 265 auf 283 US-Dollar nach oben gesetzt, Jefferies und Macquarie eine Kaufempfehlung mit Kursziel 280 US-Dollar ausgesprochen. Das über viele Jahre bewährte Geschäftsmodell und der langfristige Erfolg erinnern an Berkshire Hathaway - mit dem Unterschied, dass IAC konsequent auf die New Economy setzt und deshalb den deutlich höheren Hebel im Aktienkurs haben dürfte.