Die jüngsten Börsenturbulenzen um China seien für die Märkte weltweit eine Erinnerung, dass es nach Jahren des Aufwärtstrends auch nach unten gehen könne, betonte Fuest. Dessen Institut fühlt den Finanzprofis Monat für Monat den Puls. Noch im Dezember hatten die Anleger so optimistisch auf die deutsche Wirtschaft geblickt wie seit August 2015 nicht mehr.
EXPORTEURE MÜSSEN SICH AUF ANDEREN MÄRKTEN UMSCHAUEN
Die konjunkturellen Probleme im Reich der Mitte dürften der deutschen Exportwirtschaft verstärkt zusetzen, warnt der Mannheimer Ökonom. Die Unternehmen hätten hierzulande in den vergangenen Jahren sehr von der Expansion in China profitiert. 2014 sei die Volksrepublik zum viert-wichtigsten Exportmarkt aufgestiegen. "Diese Position ist wohl nicht zu halten. Die deutschen Exporteure werden sich verstärkt auf anderen Märkten umschauen müssen." Außenhandelspräsident Anton Börner hatte die Probleme Chinas jüngst als "eine große Bedrohung für die Stabilität der Weltwirtschaft" bezeichnet.
Das Wachstum in Deutschland wird voraussichtlich 2016 erneut von den Ausgaben der Verbraucher und des Staates angetrieben, wie Fuest prognostiziert. Der anhaltende Flüchtlingszustrom werde dabei erneut zum BIP-Wachstum beitragen. Bereits voriges Jahr entsprachen demnach die Ausgaben des Staates für die Migranten mit rund 15 Milliarden Euro etwa 0,6 Prozent des BIP. Wenn die Zahl der Flüchtlinge 2016 um eine Million Menschen höher liegen sollte, stiegen die Kosten auf 30 Milliarden Euro. Doch die Zuwanderung bedeute keine wirtschaftliche Entlastung für Deutschland, betonte Fuest. Dazu müssten die Migranten mehr in die öffentlichen Kassen einbezahlen als sie herausbekommen: "Das können wir von den Zuwanderern nicht erwarten."
Reuters