"Der verhaltene Aufschwung der deutschen Wirtschaft setzt sich fort", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.
Die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft beurteilen die Forscher mit dem niedrigen Euro-Kurs, dem billigen Öl und den niedrigen Zinsen als "außerordentlich günstig". Am Arbeitsmarkt allerdings würden die hohen Migrantenzahlen schon im kommenden Jahr eine Trendwende zum Schlechteren auslösen. Die Arbeitslosenzahl werde zu steigen beginnen und 2017 bei 3,12 Millionen landen. Das wären etwa 300.000 mehr als im zu Ende gehenden Jahr.
Sinn warnte vor einer Überschätzung der kurzfristigen Wachstumseffekte durch die Flüchtlinge. "Das ist nur eine zeitliche Verlagerung der Nachfrage", warnte er. Der positive Effekt würden nur zwei, drei Jahre anhalten. Unter dem Strich werde der Zustrom von Menschen, die großteils nicht oder nur wenig qualifiziert für den Arbeitsmarkt seien, für den Staat ein Zuschussgeschäft. Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser beurteilte die Chancen der Migranten auf dem Arbeitsmarkt ebenfalls eher pessimistisch.
Die öffentlichen Finanzen werden von der Flüchtlingskrise erheblich belastet, erwartet das Ifo-Institut. Der Einnahmeüberschuss des Staates werde von 31,4 Milliarden Euro im laufenden auf 12,4 Milliarden Euro im nächsten Jahr und auf lediglich 0,1 Milliarden Euro 2017 sinken. Seine Kritik an der Niedrigszinspolitik der Europäischen Zentralbank und ihrer jüngsten weiteren Lockerung erneuerte der scheidende Ifo-Chef Sinn. Inzwischen gebe es nicht nur in Deutschland, sondern auch auf Euro-Ebene ein "erhebliches Inflationspotenzial". Mit Blick auf die jüngste Ausweitung der EZB-Anleihenkäufe folgerte er: "Insofern besteht da jetzt kein Anlass, nachzulegen." Eine Null-Zins-Politik lasse im Übrigen jede Disziplin bei einer Verschuldung sinken. Insgesamt gehe die EZB-Geldpolitik zulasten Deutschlands und seiner Sparer.
Reuters