Das Barometer für die gesamte Wirtschaft stieg im November wie von Ökonomen erwartet um 0,3 auf 95,0 Punkte. "Die deutsche Konjunktur zeigt sich widerstandsfähig", betonte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Von einer Trendwende zu sprechen sei aber noch zu früh, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe zu Reuters. Geschäftslage und Aussichten für das kommende halbe Jahr beurteilten die Führungskräfte etwas besser als zuletzt.
Trotz mehrerer Lichtblicke bleibt die Konjunktur gespalten. "Das Verarbeitende Gewerbe verharrt in der Rezession", erklärte Fuest. Die Unternehmer seien weiter sehr unzufrieden mit ihrem Auftragsbestand. "Die Firmen planen, ihre Produktion weiter zu kürzen." Bei den Dienstleistern hingegen lief es besser. Im Handel ging die Stimmung sogar merklich nach oben. Im lange boomenden Bauhauptgewerbe ließ die Stimmung - auf hohem Niveau - etwas nach. "Eine Trendwende und höhere Wachstumsraten werden wir aber erst sehen, wenn sich die Industrie wieder berappelt", sagte Wohlrabe mit Blick auf die Aussichten für die Gesamtwirtschaft.
EINZELHANDEL PEILT IM WEIHNACHTSGESCHÄFT REKORDUMSATZ AN
Zuversicht versprüht derzeit vor allem der Einzelhandel und setzt auf einen erfolgreichen Endspurt zum Jahresende. "Im diesjährigen Weihnachtsgeschäft erwarten wir erstmals einen Gesamtumsatz von mehr als 100 Milliarden Euro", sagte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands HDE zu Reuters. "Die stabile Situation am Arbeitsmarkt und steigende Einkommen sorgen für eine nach wie vor gute Verbraucherstimmung." Besonders das Online-Geschäft brummt. Hier erwartet der HDE im Weihnachtsgeschäft - also bei den Umsätzen im November und Dezember - ein Wachstum von knapp elf Prozent auf rund 15 Milliarden Euro. Für Schwung sorgen sollen der "Black Friday" am 29. November sowie der "Cyber Monday" am 2. Dezember. Viele Firmen rühren schon die Werbetrommel dafür.
"Händler können in den nächsten Tagen auf deutlich höhere Umsätze hoffen - und Kunden auf Rabatte", sagte Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer vom Digitalverband Bitkom. Gut jeder zweite Online-Shopper kauft laut Bitkom-Umfrage inzwischen via Smartphone ein. Vor fünf Jahren war es nur jeder fünfte. Etwa acht von zehn Internet-Käufern achten vor allem auf niedrige Preise.
AUTOZÖLLE BLEIBEN UNSICHERHEITSFAKTOR
Europas größte Volkswirtschaft war im Sommer einer Rezession nur knapp entgangen: Sie wuchs wegen der guten Kauflaune der Verbraucher, des anhaltenden Baubooms und wieder anziehender Exporte um 0,1 Prozent, nachdem das Bruttoinlandsprodukt im Frühjahr noch um 0,2 Prozent geschrumpft war. Die Bundesbank traut der deutschen Wirtschaft aber noch keine Trendwende zum Besseren zu. Derzeit zeichne sich für das vierte Quartal eine Stagnation ab. Das Ifo-Institut hingegen rechnet mit einem Plus von 0,2 Prozent.
Die deutsche Konjunktur sei "widerstandsfähig, aber schwach", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. "Für eine Entwarnung ist es immer noch zu früh." Denn eine Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie Europa sei noch nicht in trockenen Tüchern. "Die Autozölle schweben weiterhin wie ein Damoklesschwert über der deutschen Automobilindustrie."