Dies war der erste Anstieg nach zwei Rückgängen in Folge. Von Reuters befragte Ökonomen hingegen hatten mit einem Rückgang auf 90,0 Punkte gerechnet. "Zwar trifft der Lockdown einzelne Branchen hart", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. "Die deutsche Wirtschaft insgesamt zeigt sich jedoch widerstandsfähig." Die Manager beurteilten den Ausblick für ihre Geschäfte und ihre Lage optimistischer als zuletzt.

"Die deutsche Wirtschaft findet ein einigermaßen versöhnliches Jahresende", fasste Ifo-Experte Klaus Wolhrabe die Ergebnisse der Umfrage zusammen. Das liegt hauptsächlich an der Industrie. "Die Auftragslage dort ist sehr gut", sagte Wohlrabe. "Die Zufriedenheit mit dem Auftragsbestand nimmt immer weiter zu." Die Exporterwartungen hätten leicht zugelegt. "Die Nachfrage ist aber im Moment vor allem inlandsgetrieben", sagte der Ifo-Experte. Davon profitierten auch Dienstleister wie Transportwesen und Logistik, die dadurch und wegen des florierenden Online-Handels mehr zu tun hätten. In den besonders vom Lockdown betroffenen Unternehmen - etwa im Gastgewerbe und in der Reisebranche - sei die Lage aber nach wie vor "katastrophal".

"Die Zweiteilung der Wirtschaft hält an", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. "Während die Industrie - angestoßen durch die erfreuliche globale Entwicklung und verstärkt durch die Folgewirkungen auf die industrielle Inlandsnachfrage - sich in einer guten Verfassung präsentierte, litten die vom partiellen Lockdown betroffenen Dienstleistungsbereiche." Ökonomen rechnen damit, dass Europas größte Volkswirtschaft im kommenden Jahr kräftig wächst. "Die Aussicht auf den baldigen Einsatz wirksamer Impfstoffe und die Erfolge bei der Pandemiebekämpfung in Asien immunisieren die Konjunktur und das Geschäftsklima", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.

Die deutsche Wirtschaft hatte sich im Sommer nach dem Corona-bedingten Einbruch im Frühjahr wieder gefangen und war um 8,5 Prozent gewachsen. Der neue Lockdown sorgt laut Ökonomen für einen neuen Rückschlag. So senkte das Ifo-Institut jüngst seine Prognose für das Wirtschaftswachstum 2021 auf 4,2 Prozent von zuvor 5,1 Prozent. Erst Ende nächsten Jahres werde die Produktion wieder ihr Vorkrisenniveau erreichen. Die Konsumenten, die zuletzt auf Reisen und Restaurantbesuche verzichten mussten, dürften dank eines Nachholbedarfs mit ihren Ausgaben die Konjunktur anschieben.

Doch die Verschärfung der Infektionsschutzmaßnahmen dürfte dafür sorgen, dass der Wirtschaft erst einmal ein harter Winter bevorsteht. So rechnet das Ifo-Institut damit, dass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden vierten Quartal um 0,4 Prozent sinken wird.

rtr