Von Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Rückgang auf 89,1 Zähler gerechnet. Nachdem es im Vormonat unter dem Eindruck der russischen Invasion in der Ukraine zu einem Einbruch der Stimmung gekommen war, zeige sich die deutsche Wirtschaft nun "widerstandsfähig", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Die Führungskräfte beurteilten ihre Geschäftslage minimal besser als zuletzt. Die Aussichten für die kommenden sechs Monate wurden zudem weniger pessimistisch eingeschätzt als noch im März. Doch die Folgen des Lockdowns in China wegen der Corona-Pandemie würden die deutsche Wirtschaft in den nächsten Monaten treffen, warnte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe im Gespräch mit Reuters. "Das wird die Lieferkettenprobleme der Industrie verschärfen und die Verfügbarkeit von Waren im Einzelhandel einschränken."
Im Verarbeitenden Gewerbe legte das Ifo-Barometer allerdings im April nach dem Absturz im Vormonat zunächst wieder zu. Im Dienstleistungssektor verbesserte sich das Geschäftsklima sogar merklich. Im Handel ging es jedoch bergab mit der Stimmung. Und am Bau sackte das Barometer sogar auf das niedrigste Niveau seit Mai 2010 ab. Die Erwartungen am Bau waren zudem noch nie so pessimistisch seit der Wiedervereinigung. "Insbesondere große Materialengpässe belasten das Geschäft", teilte das Ifo weiter mit.
KEIN WENDESIGNAL
Chefökonom Alexander Krüger von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe sieht im Anstieg des Ifo-Barometers kein Wendesignal: "Die Großwetterlage ist durch den Ukraine-Krieg nicht anders als vor einem Monat. Unternehmen bleiben deshalb schlecht gelaunt, gerade mit Blick nach vorn." Dies sieht auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sieht so: "Die Industrieproduktion dürfte im zweiten Quartal sinken. Deshalb wird das Bruttoinlandsprodukt trotz der Lockerung der Corona-Beschränkungen im zweiten Quartal wohl nur stagnieren."
Falls es zu eine Eskalation des Ukraine-Kriegs kommt und die Sanktionen gegen Russland verschärft werden, würde dies die deutsche Konjunktur überdies hart treffen, warnte jüngst die Bundesbank. Nach Einschätzung der Volkswirte der deutschen Zentralbank trat die Wirtschaft zu Jahresbeginn auf der Stelle. Für die am Freitag anstehenden Daten des Statistischen Bundesamtes zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal erwarten Experten ein Plus von 0,2 Prozent, nachdem die Wirtschaft Ende 2021 um 0,3 Prozent geschrumpft war.
rtr